Mallorca ist schon eines der bedeutendsten Ziele von Eurowings. Mehr als 400 Flüge bietet die Tochtergesellschaft der Deutschen Lufthansa im Sommer zwischen der Bundesrepublik und der spanischen Insel an – nicht insgesamt, sondern jede Woche aufs Neue. Und künftig will Eurowings nicht mehr nur mit der Beförderung von Urlaubern Geld verdienen, sondern ihnen den ganzen Urlaub samt Unterkunft und Transfer zum Hotel verkaufen – auf Mallorca, Kreta, Gran Canaria oder anderswo.
Zum 1. April geht dafür die Eurowings Holidays GmbH an den Start. Um Hotels und Flüge zusammenzufügen, übernimmt Eurowings zu einem ungenannten Preis Teile der HLX-Gruppe des Tourismus- und Marktforschungsunternehmers Karlheinz Kögel. Die Airline aus dem Lufthansa-Konzern entwickle sich damit „zu einer innovativen Kraft im wachsenden Touristikmarkt“, sagt Eurowings-Chef Jens Bischof.
Und seine Ziele sind groß. Man strebe an, „Eurowings Holidays in naher Zukunft unter den Top Ten der deutschen Reiseveranstalter zu etablieren“, erklärt Bischof. Angeführt wird diese Rangliste von TUI und der Dertour-Gruppe aus dem Rewe-Konzern. Für einen Platz unter den zehn größten im deutschsprachigen Raum wären Pauschalreisen im Gesamtwert von knapp einer halbe Milliarde Euro im Jahr zu verkaufen.
Wachsen mit Urlaubern
Das Neue für Eurowings ist für den Lufthansa-Mutterkonzern indes auch eine Rückkehr in frühere Gefilde. Denn Flüge und Reisen aus der Hand eines Unternehmens gab es im Konzern schon mal – mit Condor und Neckermann-Reisen in der Gesellschaft C&N Touristik, die später zu Thomas Cook umfirmierte. Vor knapp zwei Jahrzehnten hatte sich Lufthansa jedoch aus dem Unternehmen zurückgezogen und die eigenen Anteile an den damaligen Warenhauskonzern Karstadt-Quelle verkauft.
![Eurowings-Chef Jens Bischof: Die Fluggesellschaft soll in die Top Ten der deutschen Reiseveranstalter. Eurowings-Chef Jens Bischof: Die Fluggesellschaft soll in die Top Ten der deutschen Reiseveranstalter.](https://adaglobalconcept.com/wp-content/uploads/2025/02/Fluglinie-Eurowings-wird-zum-Urlaubsanbieter.jpg)
Mittlerweile ist die Lust der Lufthansa am Urlaubsgeschäft wieder größer. Von April an hat man nun auch wieder einen Reiseveranstalter im Konzern. Vorstandschef Carsten Spohr hat Tourismus zum Wachstumsfeld für den Konzern erklärt. Das gilt erst recht nach der Corona-Pandemie. Denn der Ferienflugverkehr hin zu Badestränden übersteigt Vorkrisenwerte, während der Geschäftsreiseverkehr weiterhin zurückliegt.
Spohr ließ von Eurowings-Chef Bischof die Tochtergesellschaft in den vergangenen Jahren von einer vor allem auf Geschäftsreisen fokussierten Airline zu einem Betrieb mit vielen Urlaubern an Bord umbauen. Während die größere Kernmarke Lufthansa in den ersten neun Monaten 2024 Verluste einflog, erreichte das Geschäftsfeld mit Eurowings ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 185 Millionen Euro.
Vorbild in Großbritannien
Außerdem hatte man im Lufthansa-Konzern mit Blick nach Großbritannien seit längerem ein Vorbild dafür beobachtet, wie eine Fluggesellschaft mit dem Verkauf kompletter Reisen den Urlaubsmarkt durchwirbeln kann. Dort hat die Airline Jet2 so viele Käufer für Pauschalreisen unter dem Namen Jet2 Holidays, die im Jet2-Flieger beginnen, gefunden, dass sie auf dem britischen Markt den bisherigen Pauschalreise-Marktführer TUI einholte. Im Geschäftsjahr bis Ende März 2024 waren es mehr als sechs Millionen Urlauber – Tendenz steigend.
![Den britischen Reisemarkt aufgewirbelt: Die Fluggesellschaft Jet2 wächst mit eigenen Urlaubsangeboten. Den britischen Reisemarkt aufgewirbelt: Die Fluggesellschaft Jet2 wächst mit eigenen Urlaubsangeboten.](https://adaglobalconcept.com/wp-content/uploads/2025/02/1739349579_62_Fluglinie-Eurowings-wird-zum-Urlaubsanbieter.jpg)
Von derart großen Zahlen ist die Lufthansa-Tochtergesellschaft Eurowings noch ein großes Stück entfernt. Im Tandem mit Kögel, der einst den Reiseanbieter Ltur gründete und dem der Bestsellerlisten-Ersteller Media-Control gehört, hatte man sich zunächst mit geteiltem Risiko dem Pauschalreisegeschäft genähert.
Eurowings stellte die Flüge, als Veranstalter für die Reisen trat Kögel auf. Kögel durfte dafür mit seinem Unternehmen HLX die Wortkombination „Eurowings Holidays“ nutzen. Die Partnerschaft startete mitten in der Pandemie, zuletzt brachte es HLX auf 333.000 Urlauber und einen Umsatz von 275 Millionen Euro. Dabei soll es nicht bleiben, wenn Eurowings dem 78 Jahre alten Kögel das Geschäft mit den Eurowings-Reisen abgekauft hat.
Preisaggressiver Auftritt
Für die Transaktion dürfte förderlich gewesen sein, dass Eurowings-Chef Bischof und Kögel gut harmonieren, sich seit längerem duzen. Der Verkauf falle ihm nicht leicht, räumt Kögel dennoch ein. An einen anderen Interessenten hätte er wohl nicht verkauft. Mit Blick auf Eurowings sagt er, es erfülle ihn auch mit Stolz, dass man gemeinsam mit „viel Leidenschaft und Akribie“ eine „echte Erfolgsstory“ gestaltet habe. Eurowings beschäftigt Mitarbeiter, die bislang für Kögel tätig waren, zudem nahtlos weiter.
Um Marktanteile auf dem Urlaubsmarkt zu ergattern, dürfte Eurowings Holidays nach Jet2-Vorbild auch preisaggressiver auftreten. Intern heißt es, Reisepreise könnten niedriger sein, wenn Flug und Hotel aus einer Hand angeboten werden und nicht noch ein mitverdienender externer Reiseveranstalter eingebunden werden muss. Zudem hatte man schon in der Partnerschaft mit Kögel für Urlaube für nur 50 Euro Anzahlung je Person geworben. Andere Anbieter verlangen 20 Prozent des Reisepreises als Anzahlung, was mitunter 200 Euro je Person – für eine vierköpfige Familie somit 800 Euro – entspricht.
Und knapp zwei Jahrzehnte nach der Trennung vom Reisegeschäft scheint die Urlaubslust im Lufthansa-Konzern nun größer, als nur Eurowings-Passagieren Pauschalreisen zum Flug zu verkaufen. Ins Eurowings-Holidays-Sortiment kommen für Starts ab Frankfurt und für Interkontinentalstrecken, die Eurowings nicht selbst bedient, auch Pauschalreisen der jungen Lufthansa-Tochtergesellschaft Discover. Weiteren Flugbetriebe aus dem Lufthansa-Konzern sollen dem Vernehmen nach folgen.