Cannabis ist da, wo Jugendliche sind

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Der Geruch von Gras, süßlich und schwer, hängt in der Luft. Neben einer Realschule im Frankfurter Westen stehen zwei junge Männer hinter einem Zaun und rauchen Joints. Von einem Versteck kann man nicht sprechen, der Eingang der Schule ist vielleicht 50 Meter entfernt. Beinahe jeden Tag stehen Milan und Hamad hier, wie sie sagen. Anstoß nimmt selten jemand. Sie plaudern, wischen durch Videos auf Tiktok, lachen und ziehen an den langen, schlanken Joints.

Wäre der Gras-Geruch nicht, wäre es eine ganz normale Raucherpause. Beide sind 16, ihrem Aussehen nach keine Kinder mehr, aber auch keine Erwachsenen. Sprechen sie über das Kiffen, klingen sie betont aufgeklärt: Vor Schulbeginn „buffen“ sie nie, von normalen Zigaretten halten sie nicht viel. Es gebe keine Wirkung, finden sie, nur gesundheitliche Schäden. Vom Raucherbein haben sie gehört. „Bäh“, sagt Hamad und zieht am Joint.

Milan sagt, er kiffe, weil es ihn „total ralaxed“ mache. Und: „Ich kiffe einfach gerne.“ Hamad hat vor wenigen Jahren die Diagnose ADHS erhalten, ein Aufmerksamkeitsdefizit; er glaubt, dass ihm Cannabis helfe, sich zu konzentrieren, aber auch runterzukommen. Während Hamads Familie davon wenig hält, dass ihr Sohn Cannabis konsumiert, ist Milans Umfeld entspannt. Seine Eltern hätten früher selbst Gras geraucht. „Jetzt ist es ja auch legal“, sagt der Sechzehnjährige. Es hätten ihn auch schon Lehrer mit Joint gesehen. Einmal hätte einer zu ihnen gesagt: „Nicht übertreiben, Jungs.“ „Machen wir ja auch nicht“, sagt Milan, als er von der Begegnung berichtet. Er lacht.

Als die Ampelkoalition Cannabis im vergangenen Jahr teilweise legalisierte, klang das vor allem so, als ob man auf Gesetzesebene eine gesellschaftliche Realität abbilden wolle. Es gebe schließlich viele Personen, die regelmäßig kiffen und dafür kriminalisiert würden, beklagte Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD). Sowohl der Eigenanbau als auch die Gründung von Anbaugemeinschaften sollte dazu führen, dass die illegalen Strukturen geschwächt werden. Dealen bleibt verboten. Wer zu Hause bis zu 50 Gramm Cannabis lagert, was für sehr viele Joints reicht, wird dafür nicht belangt. Doch speziell wenn es um die Gefährdung von Jugendlichen geht, reichen das Risiko und die Risikowahrnehmung weit auseinander. Staatsanwälte, Psychiater und Drogenberater, mit denen die F.A.Z. gesprochen hat, beobachten, dass sich die Normalisierung des Cannabiskonsums bei Minderjährigen beschleunigt hat. Und ihr Konsum zunimmt.

Der neue große Aufwand im Kampf gegen den Handel

Freitag Abend in der Innenstadt von Kassel. Die Polizisten einer Sondereinheit haben sich in der Nähe des Königsplatzes postiert. Die Beamten sind spezialisiert auf Drogenkriminalität. Bei einem jungen Mann Anfang 20, Oberlippenbart, Typ Lehramtsstudent, finden sie ein Butterflymesser. Warum er das Messer bei sich trage, fragt der Beamte, der Kontrollierte antwortet: „Zum Schutz.“ Der Polizist grinst und wiederholt: „Zum Schutz?“ Die Waffe wird mit dem Verweis darauf beschlagnahmt, dass ihr Besitz in Deutschland grundsätzlich verboten ist. Die kleine Menge Gras, die er bei sich hat, erwähnt der Beamte, sie spielt aber keine Rolle. Die Droge ist inzwischen legal.

Eigentlich sollten die Dinge durch die Legalisierung einfacher, Strafverfolgungsbehörden entlastet werden. Oberstaatsanwalt Matthias Grund, der die Abteilung Betäubungsmittel bei der Staatsanwaltschaft Kassel leitet, steht abseits der Kontrollen. Er sagt: „Es ist deutlich aufwendiger geworden, den illegalen Handel zu bekämpfen. Die Dealer verfügen oft über mehrere Identitäten und bunkern die Drogen in Verstecken. Deshalb ist mehr Aufklärung und Observation durch die Polizei notwendig.“ Laut Grund werden größere Mengen auf der Straße genadelt. „Es gibt mehr Abnehmer“, sagt der Staatsanwalt.

Will Drogenkriminalität ausbremsen: Staatsanwalt Matthias Grund
Will Drogenkriminalität ausbremsen: Staatsanwalt Matthias GrundFrank Röth

Zwei Jugendliche werden angehalten. Sie wirken aufgeregt, als sie die Polizisten sehen. Das Cannabis, das sie dabeihaben, übergeben sie den Beamten freiwillig. Weil sie noch nicht volljährig sind, ist der Konsum zwar illegal, aber bei einer Menge von bis zu 30 Gramm nicht strafbar. Staatsanwalt Grund erklärt, dass die Polizei die Droge beschlagnahme, aber die Personalien nicht für die Justiz aufnehme. Für ihn liegt hier das größte Problem der Legalisierung: Der Staat hat ein entscheidendes Instrument aus der Hand gegeben. „Das Strafrecht ist im Fall von Jugendlichen nicht allein Sanktionsmittel, es hat eine erzieherische Komponente“, sagt Grund. „In den Fällen von Cannabisbesitz bei Jugendlichen wurden die Verfahren vor der Gesetzesänderung meist unter der Auflage eingestellt, dass eine Suchtberatung gemacht wurde. Das ist heute nicht mehr möglich.“

Inzwischen suchen nicht Behörden, sondern Eltern Hilfe

Etwas abseits der Innenstadt von Kassel liegen die Büros der Drogenhilfe Nordhessen. Barbara Beckmann, verantwortlich für die Suchtberatung von Jugendlichen, unterscheidet zwischen der Zeit vor der Legalisierung und danach. Vorher waren Heranwachsende, die sie als „stark gefährdet“ in Sachen Cannabiskonsum beschreibt, mit der Polizei zusammengestoßen und landeten, überwiesen von der Jugendgerichtshilfe, in ihrer Beratung. Die Zahl dieser Zuweisungen ist fast auf null gesunken.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie sind die Teilnehmerzahlen des bislang erfolgreichen Frühinterventionsprogramms FReD bundesweit dramatisch gesunken. In Kassel sind es inzwischen vor allem Eltern, die sich Sorgen machen und mit ihren Kindern zu Beckmann und ihren Kollegen kommen. Immer häufiger sind die Jugendlichen erst 13 oder 14. Sie argumentieren, dass die Droge für Erwachsene legal sei – und nicht selten ist das Kiffen ein Versuch, sich von den eigenen Eltern abzugrenzen.

Eltern melden sich bei ihr: Suchtberaterin Barbara Beckmann
Eltern melden sich bei ihr: Suchtberaterin Barbara BeckmannFrank Röth

In der Beratung spricht Beckmann über die Gefahren des Kiffens, es geht ihr aber auch um die vielen positiven Seiten. „Denn es gibt ja Gründe, wieso junge Menschen der Droge anhängen“, sagt Beckmann. „Die Frage ist, wie sie das ersetzen können, was ihnen Cannabis gibt. Mit wem können sie sprechen, wenn sie Sorgen haben, wie können sie Konsummuster überwinden. Das braucht Zeit.“ Viele der Jugendlichen haben Probleme in der Schule oder Ausbildung, sie sind sozial isoliert oder schaffen den Führerschein nicht. Jugendliche, die stark Cannabis konsumieren, seien einerseits ganz unterschiedlich, meint Beckmann. Doch was sie fast alle eint, ist, dass es eine psychische Belastung gibt, fehlende Bezugspersonen oder schlechten Umgang.

Das Verhältnis zu Cannabis hat sich geändert

Das Verhältnis von Jugendlichen zu Cannabis hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Laut Zahlen des Bundesdrogenbeauftragten gaben 2011 4,6 Prozent der Zwölf- bis Siebzehnjährigen an, in den vergangenen zwölf Monaten einmal gekifft zu haben. Seit Jahren liegt der Wert inzwischen bei acht Prozent. Beckmann erscheint der Wert zu gering. Sie sagt: „Lange Zeit hatte Cannabis etwas Geheimnisvolles, das selten konsumiert wurde“, sagt die Psychologin, die schon lange in der Drogenberatung tätig ist. „Dieser Charakter des Besonderen und Seltenen ist verschwunden. Cannabis ist da, wo viele Jugendliche sind. Es ist alltäglich geworden.“

Die Legalisierung hat das noch verstärkt. Beckmann kritisiert, dass keine präventiven Maßnahmen ergriffen wurden. In Hessen besuchen Ärzte, organisiert von der Landesärztekammer, einzelne Schulklassen und sprechen über die Risiken des Konsums. Flächendeckende Angebote gibt es nicht. In Schulen sind Drogen ein Querschnittsthema, das in Ethik, Sport oder Biologie thematisiert wird. Und mancher Lehrer fragt: Welches gesellschaftliche Problem sollen wir denn da schon wieder lösen? Fachleute bemängeln, dass sich Lehrer ebenso wie weite Teile der Gesellschaft zu wenig auskennen.

Das Problem mit Cannabis liegt im Kopf der Jugendlichen. Die Psychiaterin Christine Freitag sitzt in ihrem Büro in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Frankfurt und deutet auf ihre Stirn, dahinter befindet sich der präfrontale Cortex. Es ist der Teil des Gehirns, der das „genuin Menschliche“ ausmacht, sagt Freitag. Hier werden nicht nur Probleme gelöst und Impulse kontrolliert, an dieser Stelle entwickelt sich im Jugendalter die Zielorientierung. Der Antrieb, Schule oder Ausbildung zu Ende zu bringen. Bis Anfang 30 dauert es, bis im vorderen Hirnlappen alles richtig verschaltet ist. Je früher Jugendliche kiffen, desto größer sind die Risiken dafür, dass sich Dinge falsch verschalten. Christine Freitag sagt: „Die Schäden, die Cannabis im jugendlichen Gehirn hinterlässt, sind bislang irreversibel.“

Die Funktion des Hirns ist bei extremen Kiffern im Jugendalter zwischen 24 und 38 Prozent verringert. Das kann sich in fehlender Impulskontrolle oder dem deutlichen Absinken des Intelligenzquotienten ausdrücken. Hinzu kommt die Gefahr, dass Cannabiskonsum im Falle bestimmter Dispositionen psychische Erkrankungen auslösen kann. Junge Männer sind besonders gefährdet, an einer Schizophrenie oder einer Psychose zu erkranken. Bei Letzterer ist die Beeinträchtigung so schwer, dass ein Drittel ein Leben lang Hilfe braucht.

Durch Alkohol entstehen nicht so schnell neuronale Schäden

In der Frankfurter Kinder- und Jugendpsychiatrie schauen die Leiterin Christine Freitag und ihre Kollegen bei der Aufnahme sehr genau darauf, ob ihre Patienten Drogen konsumieren. „Das beeinflusst die Gehirnfunktion negativ, deshalb ist es wichtig, dass der Konsum aufhört, wenn eine Psychotherapie gelingen soll.“ Schätzungsweise bei einem Drittel der Jugendlichen, die wegen schwerer psychischer Störungen in der Frankfurter Klinik behandelt werden, spielt Cannabis eine Rolle.

Sieht Hirnschäden bei Jugendlichen: Psychiaterin Christine Freitag
Sieht Hirnschäden bei Jugendlichen: Psychiaterin Christine FreitagCarlotta Steinkamp

Immer häufiger stellt Freitag fest, dass Jugendliche, die unter Angststörungen und Depression leiden, Cannabis als eine Form der Selbstbehandlung nutzen. Das Problem ist, dass Betroffene sich dadurch sehr spät Hilfe holen. Das verringert laut Freitag die Erfolgschancen der Behandlung. „Erst muss die Abhängigkeit angegangen werden, dann erst können die eigentlichen psychischen Störungen folgen“, sagt Freitag. „Das ist ein Problem, denn fünf bis zehn Prozent der Jugendlichen haben Angststörungen und sind dadurch besonders anfällig.“

Auch Alkohol, noch immer die beliebteste Droge, dient jungen Menschen mit Sozialängsten seit langer Zeit als eine Form der Selbstbehandlung. Um weniger gehemmt mit Gleichaltrigen umzugehen und auf Partys gehen zu können, trinken sie Bier und Schnaps. „Alkohol birgt im Jugendalter auch Gefahren“, sagt Freitag. „Aber es entstehen weniger schnell neuronale Schäden, und zumindest bei Jugendlichen ist die Gefahr der Abhängigkeit geringer.“

Die Gedächtnislücken will sich Judith nicht eingestehen

Judith ist Mitte 20. An ihren ersten Joint erinnert sie sich nur so ungefähr. Es war mit 14, sie ging auf ein Gymnasium in Nordhessen, und ein Freund hatte nachmittags, als sie sich trafen, mal was dabei. Erst mal blieb es bei dem einen Mal. Dann kam sie auf ein Internat, und da kifften viele, erinnert sie sich. Judith kiffte mit. „Die ersten Male im Rausch waren beeindruckend“, sagt sie heute. Das Gras strukturierte ihren Alltag: Sie war Teil einer Clique, die sich die Droge besorgte und zum Rauchen der Joints traf. „Wer regelmäßig kifft, der tut das, weil es ein unerfülltes Bedürfnis gibt“, sagt Judith heute. Dass ihr etwas fehlt, das wusste sie damals noch nicht. Sie trank zusätzlich viel Alkohol. Mit der Schule klappte es immer weniger. Dass sie auch Gedächtnislücken bekommt, will sie sich zunächst nicht eingestehen.

Mit 2,6 Promille landet sie einmal im Krankenhaus und sitzt das erste Mal bei der Drogenberatung. „Dagegen habe ich mich komplett gewehrt“, sagt sie. In dem Moment nutzten die Gespräche mit einem Psychologen wenig, ist sie überzeugt. Sie hört für kurze Zeit auf zu kiffen, um es sich selbst zu beweisen, fängt aber bald wieder an. Später, als es ihr viel schlechter geht, fällt ihr wieder ein, wie sie Hilfe bekommen kann. Aber bis dahin dauert es noch.

Eigentlich wollte Judith, deren Name hier geändert ist, Tierärztin werden. „Ich bin ein intelligenter Mensch, ich wäre dazu grundsätzlich fähig gewesen“, ist sie überzeugt. Weil sie immer häufiger im Rausch ist, werden ihre schulischen Leistungen schlechter und sie entscheidet sich nach der zehnten Klasse für eine Ausbildung als Erzieherin. Ihr Freundeskreis verändert sich. Mit den neuen Leuten nimmt sie auch chemische Drogen. In ihrer Ausbildung und auch in ihrem ersten Job funktioniert sie. Erst einmal. „Ich liebe meine Arbeit, ich bin gerne Erzieherin“, sagt sie. Deshalb habe sie unter allen Umständen versucht, dort alles richtig zu machen. Inzwischen ist sie 22 und spürt, wie ihr ihr Leben immer mehr entgleitet, die Drogen überhandnehmen. Ihr wird gekündigt. Warum genau, das will sie lieber nicht sagen. Sie fällt in ein tiefes Loch und weiß endgültig, dass sie Hilfe braucht.

„Die Schäden, die Cannabis im jugendlichen Gehirn hinterlässt, sind bislang irreversibel“, sagt Christine Freitag
„Die Schäden, die Cannabis im jugendlichen Gehirn hinterlässt, sind bislang irreversibel“, sagt Christine FreitagCarlotta Steinkamp

Es ist die Ausnahme, dass sich Abhängige freiwillig in Therapie begeben. So schildert es Rainer Thomasius. Er ist Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters in Hamburg, außerdem Sprecher für Suchtfragen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Cannabisabhängige Jugendliche haben kein Interesse, ihr Verhalten zu ändern“, sagt Thomasius. Er verweist auf Studien, die zeigen, dass eine Therapie, die mit Druck vermittelt wurde, nur wenig von einer freiwilligen Behandlung unterscheidet. Er plädiert dafür, Suchterkrankungen möglichst schon im Jugendalter zu behandeln. Die Erfolgsaussichten würden dadurch massiv steigen.

Doch genau hier liegt das Problem. Es gebe bundesweit nur 240 Betten für die Akutversorgung abhängiger Jugendlicher. „Bei welcher Erkrankung müssen Sie sechs Monate warten, bis Sie behandelt werden?“ Am Universitätsklinikum Eppendorf, wo Thomasius arbeitet, werden 1600 Fälle von Suchterkrankungen bei Kindern- und Jugendlichen jährlich behandelt, stationär, ambulant und in Mischformen. 1200 davon stehen in Verbindung mit Cannabis, 400 hängen mit internetbezogenen Störungen zusammen. Besonders groß sei der Mangel an Reha-Plätzen. Während es 13.000 Plätze für Erwachsene mit Suchtproblemen gibt, sind es nur 60 für Kinder und Jugendliche bundesweit.

„Alkohol ist auch legal und total gefährlich“

Thomasius und seine Kollegen beim Verband der Jugendpsychiater sehen sich in dem bestätigt, wovor sie gewarnt haben, als die Politik die Legalisierung beschloss. Bei Jugendlichen entstünde der Eindruck, dass von Cannabis keine oder nur wenige Gefahren ausgingen. „Die sinkende Risikowahrnehmung führt dazu, dass der Konsum bei Jugendlichen steigt“, das hätten Studien in den USA und Kanada gezeigt. Auch in Deutschland nehme der Konsum zu, ist Thomasius aufgrund der Rückmeldungen seiner vielen Kollegen überzeugt. Deshalb rechnet der Suchtmediziner mit einem signifikanten Anstieg von Behandlungen in den kommenden Jahren.

Anders als in anderen Ländern gibt es in Deutschland keine begleitende Studie über die Auswirkungen der Legalisierung auf Jugendliche, was Thomasius und Freitag scharf kritisieren. In der Debatte sei die Droge verharmlost worden. „Cannabis ist ein Einstieg in den Drogenkonsum“, sagt Thomasius. Nicht jeder, der mal kifft, nimmt später Crack oder Heroin. Bei 90 Prozent bleibt es laut Studien bei der Cannabiserfahrung. Für zehn Prozent ist Cannabis jedoch eine „Durchgangsdroge“, die zum Konsum anderer, illegaler Drogen führt. Steigt der Anteil Jugendlicher, die kiffen, dürfte auch der Konsum anderer Drogen zunehmen.

Judith blickt zwiegespalten auf die Legalisierung. Sie hat angefangen zu kiffen, als es illegal war. Das habe sie wenig gehindert. „Alkohol ist auch legal und total gefährlich“, sagt sie. Deshalb glaubt sie, dass sich alle mit den Gefahren auseinandersetzen müssen. Seit bald einem halben Jahr ist sie in einer Reha-Einrichtung, wo sie Schritt für Schritt lernt, ein Leben ohne Drogen zu führen. Es bedeutet, sich an Regeln zu halten. Für sich selbst Techniken zu entwickeln, wie man mit Leuten umgeht, die einen Rückfall begünstigen. Oder auch zu erkennen, welche Bedürfnisse durch die Drogen gestillt wurden und dafür andere Wege zu finden. Wenn sie wieder gesund ist und wieder einen Job hat, will Judith mit Jugendlichen über Drogen sprechen. Sie wisse schließlich genau, was diese versprechen. Es ist die Hoffnung, dass es bei anderen nicht so weit kommt wie bei ihr.