Porsche baut in Baden-Württemberg 3900 Stellen ab

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Schwächelndes Elektrogeschäft in China, abstürzende Rendite und drohende Zollschranken in den USA. Angesichts dieser Aussichten hat der Aufsichtsrat des Sportwagenherstellers Porsche vor einer Woche „umfangreiche Maßnahmen zur Stärkung der kurz- und mittelfristigen Ertragskraft“ beschlossen. Schon viel länger war klar, dass das Stuttgarter Traditionsunternehmen seine einst ehrgeizigen Absatzziele aufgibt und sich darauf einstellt, im Jahr nur noch 250.000 Autos zu produzieren. Nun ist klar, wie viele Stellen das Unternehmen dabei streicht.

Porsche baut bis 2029 rund 15 Prozent der Arbeitsplätze im Hauptwerk in Stuttgart-Zuffenhausen und im Entwicklungszentrum in Weissach ab, wie das Unternehmen auf Anfrage der F.A.Z. mitteilte. Insgesamt sind das rund 3900 Stellen. In drei Betriebsversammlungen in Zuffenhausen für die Früh-, Spät- und Nachtschicht sowie einem Infotreffen in Weissach haben Vorstandschef Oliver Blume und der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Harald Buck, am Donnerstag ihre Kollegen informiert. Der Prozess hat schon vergangenes Jahr mit dem Auslauf von 1500 befristeten Verträgen begonnen, aktuell beschäftigt Porsche noch etwa 23.650 Menschen. In den kommenden Wochen laufen 500 weitere Befristungen aus. Weil das allein noch nicht reicht, haben Vorstand und Betriebsrat ein Zusatzprogramm beschlossen, um in den nächsten Jahren noch einmal 1900 Stellen über das gesamte Unternehmen zu streichen.

Standortsicherung bis 2030 hat Bestand

„Wir haben vielfältige Herausforderungen zu meistern – beispielsweise den verzögerten Hochlauf der Elektromobilität oder auch die herausfordernden geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Jetzt geht es darum, frühzeitig die Weichen zu stellen und uns genau anzuschauen, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein“, sagt Porsche-Personalvorstand Andreas Haffner im Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ (StZ). Klar sei aber auch, dass die Standortsicherung bis 2030 Bestand hat. „Betriebsbedingte Kündigungen bleiben während der Laufzeit ausgeschlossen.“

Die Stellen sollen über demographischen Wandel, natürliche Fluktuation sowie ein neues Altersteilzeitprogramm verringert werden. Das Angebot richtet sich an Werker aus der Produktion vom Jahrgang 1969, die dem Unternehmen mindestens zehn Jahre angehören. Gewerbliche Mitarbeiter können schon vom Jahrgang 1970 an von der Möglichkeit profitieren. Zudem verschärft das Unternehmen den Sparkurs, deckelt den Sonderbonus für dieses Jahr und streicht die Möglichkeit, bei der „T-Zug“ genannten Sonderzulage zwischen Geld und freien Tagen zu wählen, und schränkt die Wahl auf Freizeit ein. Gesamtbetriebsratschef Harald Buck fordert im StZ-Interview neben Einschnitten auch zusätzliche Investitionen. „Welche neuen Modelle werden kommen, und wo werden sie gebaut?“, sagte Buck.

Die Stimmung auf den Versammlungen ist nach Angaben aus Betriebsratskreisen ruhig und eher gefasst gewesen. „Großes Interesse, viele Leute, keine schlechte Stimmung, aber natürlich auch keine großartig gute Laune“, berichtete eine Teilnehmerin aus der Versammlung der Frühschicht. Dass Porsche angesichts der schlechten Absatzzahlen würde reagieren müssen, hatte sich spätestens seit der Veröffentlichung der Zahlen für das dritte Quartal 2024 abgezeichnet, als der vor knapp zwei Wochen entlassene Finanzchef Lutz Meschke die schwierige Situation des Sportwagenhersteller mit drastischen Worten beschrieben hatte.

Vor allem in China hat der Hersteller mit elektrischen Fahrzeugen große Absatzprobleme. Das hat das Geschäft im Jahr 2024 stark beeinflusst – und die Aussichten für 2025 verdüstert. Nach vorläufigen Zahlen kommt Porsche im vergangenen Jahr nur auf Erlöse zwischen 39 und 40 Milliarden Euro – damit liegt der Rückgang zwischen 0,5 und 1,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Die operative Umsatzrendite stürzt von 18 auf 14 Prozent ab. Im laufenden Jahr geht Porsche von einem weiteren Rückgang der Profitabilität aus: Das Unternehmen rechnet bei Erlösen zwischen 39 und 40 Milliarden Euro mit einer operativen Rendite von zehn bis zwölf Prozent.

Der Aufsichtsrat hat daraufhin einen umfangreichen Umbau der Modellpalette beschlossen, der den operativen Gewinn und den Netto-Cashflow im Autogeschäft um bis zu 800 Millionen Euro drücken wird. Die Planungen sehen vor, dass der Sportwagenhersteller konventionelle Antriebe wesentlich länger weiter entwickelt und das Angebot um weitere Fahrzeugvarianten mit Verbrennungsmotor und Plug-in-Hybrid-Antrieb erweitert – nach Informationen der F.A.Z. gehören dazu vor allem die Modelle Cayenne und Panamera. Dazu kommen zusätzliche Verbrennervarianten des 911er und möglicherweise ein ganz neues Modell mit konventionellem Antrieb. Weiter unklar ist, wen der Aufsichtsrat für Finanzchef Meschke und den am gleichen Tag entlassenen Vertriebschef Detlev von Platen in den Vorstand des Sportwagenherstellers beruft.