U-Boote retten Thyssenkrupp die Quartalsbilanz

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Das Marktumfeld für den Essener Industriekonzern Thyssenkrupp wird immer schwieriger. Vor allem globale Überkapazitäten im Stahlmarkt und eine schwache Nachfrage der Autobranche machen Sorgen. Nun belegt auch noch US-Präsident Donald Trump Stahlimporte mit Zöllen. Doch trotz allem hat der Konzern im ersten Quartal ein besseres Ergebnis verzeichnet, als viele erwartet hatten.

Zwar steht unter dem Strich weiter ein Verlust von 51 Millionen Euro, der Quartalsumsatz ging um vier Prozent auf 7,8 Milliarden Euro zurück und die Umsatzprognose für das Gesamtjahr wurde nach unten korrigiert. Doch die Lage ist nicht hoffnungslos. Die neuen Zölle hätten Finanzchef Jens Schulte zufolge nur „begrenzte“ Auswirkungen. Entsprechend hatte sich zuvor auch Stahl-Vorstandschef Dennis Grimm im WDR geäußert. Allerdings sprach er von einem möglichen „Umlenkungseffekt“, den Thyssenkrupp spüren könnte, wenn die Weltmärkte noch mehr unter Druck gerieten.

Auch ansonsten gibt es Lichtblicke für Thyssenkrupp. Positives hatte im ersten Vierteljahr vor allem die Marinesparte zu bieten, in der das Neugeschäft aufgrund der unsicheren geopolitischen Situation boomt. Vorauszahlungen von einer Milliarde Euro für ein Großprojekt haben die Quartalsbilanz aufpoliert. Finanzchef Jens Schulte betonte, die Sparte Marine Systems habe derzeit einen Rekordauftragsbestand von 16,4 Milliarden Euro.

„Intensive Monate“ erwartet

Das erste Quartal konnte der Konzern zudem mit einem deutlich gesteigerten Vorsteuergewinn (Ebit) von 191 Millionen Euro abschließen. Thyssenkrupp korrigierte außerdem seine Prognose für den Free Cashflow für das Gesamtjahr nach oben und erwartet, dass dieser nun das dritte Jahr in Folge positiv sein wird. „Wir konnten uns im ersten Quartal in einem insgesamt schwierigen Marktumfeld behaupten“, sagte Konzernchef Miguel López zu den Zahlen, die auch an der Börse sehr gut ankamen. So lag der Kurs am frühen Nachmittag mehr als sieben Prozent im Plus.

Er erwarte nun „intensive Monate“, erklärte López weiter. In der Marinesparte arbeite der Konzern „mit Hochdruck“ an einem Teil-Börsengang des Segments, erläuterte Schulte. Obgleich es ein großes Interesse potentieller Käufer an der Sparte gegeben habe, will Thyssenkrupp bei der Abspaltung nicht mehr zweigleisig fahren, sondern einen Minderheitsanteil an die Börse bringen. Dies sei auch ohne die Bundesregierung möglich.

In den Umbau der Stahlsparte kommt Bewegung

Auch die Stahlsparte will Thyssenkrupp ausgliedern und ein jeweils hälftiges Gemeinschaftsunternehmen mit der EP Group des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský formen. Dafür muss aber zunächst das Restrukturierungsprogramm für das verlustträchtige Segment stehen. Schulte deutete an, dass Bewegung in den Streit zwischen Chefetage und Gewerkschaften kommen könnte. Es gebe „Informationsaustauschrunden“, nachdem bislang die Arbeitnehmer Verhandlungen komplett verweigert hatten.

In einem aktuellen Flugblatt der IG Metall spekuliert der stellvertretende Aufsichtsratschef der Stahlsparte Knut Giesler über die Bedingungen der Gewerkschaft falls es zu Verhandlungen käme. Und er gibt zu: „Wenn nichts passiert, fährt die Bude vor die Wand.“