Die Schutzhülle des 1986 havarierten Atomkraftwerks Tschernobyl ist dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge bei einem russischen Drohnenangriff erheblich beschädigt worden. Der Drohneneinschlag in der Nacht zu Freitag habe ein Feuer verursacht, das inzwischen aber wieder gelöscht sei. Die Strahlenbelastung habe mit Stand am Freitagmorgen nicht zugenommen, teilte Selenskyj auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Auch die Internationale Atomenergiebehörde IAEA erklärte, die Werte seien nicht erhöht. Die russische Drohne habe die Schutzhülle des zerstörten Kraftwerksblocks getroffen und einen Brand verursacht, schrieb Selenskyj. Nach ersten Erkenntnissen sei der Schaden erheblich.
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas geht davon aus, dass die Beschädigungen auf einen gezielten Angriff Russlands zurückzuführen sind. „Wir haben heute gesehen, dass Russland das Atomkraftwerk bombardiert“, sagte die frühere estnische Regierungschefin bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Solche Angriffe auf zivile nukleare Anlagen seien nicht hinnehmbar.
Kallas wertete das Ereignis zudem als Beleg dafür, dass Russland nicht ernsthaft an den von US-Präsident Donald Trump gewünschten Verhandlungen für eine Beendigung des Krieges in der Ukraine interessiert ist. „Das zeigt eindeutig, dass sie keinen Frieden wollen“, sagte sie. Alle bisherigen Gespräche seien völlig überflüssig gewesen.
Russland wies den Vorwurf eines Drohnenangriffs zurück. Der Sprecher des Präsidialamtes in Moskau, Dmitri Peskow, sagte, er habe keine genauen Informationen. Die russischen Truppen griffen aber keine Atomanlagen an, sagte er und sprach von einer Provokation seitens der Ukraine.