Hat Scholz sich selbst gelobt?

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Auch wenn die Welt leider wenig Verständnis für die Themen hat, die in Deutschland für schlaflose Nächte sorgen, wollen wir uns wenigstens am Rande der Zeitung mit einer Frage beschäftigen, von der wir wissen, dass sie nicht nur uns umtreibt: Als wer oder was wird Markus Söder in einer Woche auf den Frankenfasching in Veitshöchheim gehen, so kurz vor der Wahl?

Das ist ja immer ein Freistaatsgeheimnis und daher auch Gegenstand von Wetten. Favoriten in diesem Jahr sollen sein Donald Trump, die Brandmauer und Alice Weidel (Söder kam schließlich auch schon einmal als Marylin Monroe). Nach der Debatte der jüngsten Tage halten wir es aber auch für möglich, dass der bayerische Ministerpräsident, dem das Monarchische nicht fremd ist, wie nicht nur frühere Verkleidungen zeigen, als Hofnarr erscheint.

Nein, nicht geschminkt als Hubsi Aiwanger, sondern klassisch mit Narrenkappe und Schellen, aber leicht aktualisiert mit einem schlumpfigen Grinsen. Diese Reverenz müsste Söder unserem Kanzler schon erweisen, dem wir es schließlich zu verdanken haben, dass das in Vergessenheit geratene Hofnarrenwesen wieder im Scheinwerferlicht steht.

Das war nicht Merz, das war Scholz!

Zugegeben, als die ersten Puschmeldungen aufpoppten, dachten auch wir: Oh Gott, nicht schon wieder! Kann der Mann sich wirklich nicht beherrschen? Das ist jetzt sein Laschet-Moment! Dann aber die Erleichterung: Das war nicht Merz, das war Scholz! Unser cooler Kanzler! Somit war der „Hofnarr“ kalkuliert. Und kann damit natürlich auch unmöglich rassistisch gemeint gewesen sein.

Können Sie sich vorstellen, was in Politik und Medien los gewesen wäre, wenn man den impulsiven Merz derart auf frischer Tat ertappt hätte? Bei einem Sozi wie auch bei einem Grünen gilt aber selbstredend die Vermutung der Unschuld, jedenfalls so lange, bis er diese sich selbst bestätigt hat. Scholz sah, in dieser Hinsicht ganz Trump, keinen Grund dafür, öffentlich Asche auf sein Haupt zu kippen.

Auch der vom Kanzler als Lachfigur anerkannte Kultursenator empfand nach einigem Nachdenken die Bemerkung nur als herabwürdigend und verletzend. Da hatte er wahrscheinlich nachgelesen, dass der Hofnarr meistens kein Depp war und das Amt oft das Sprungbrett für den nächsten Karriereschritt am Hofe.

Und sagte Scholz nicht auch (wenn man der Durchstecherei trauen darf), dass jede Partei einen Hofnarren habe? Also einen ganz besonders klugen und witzigen Kollegen? Das riecht allerdings etwas nach Scholz’schem Eigenlob. Denn bei den Sozis überwiegen ja die miesepetrigen Mützenichs. Die FDP dagegen hat den komischen Kubicki, die CDU die rheinische Frohnatur Laschet. Der muss dem Herrgott immer noch dafür danken, dass der ihm damals das Lachen schickte. Sonst hätte er ja anstelle von Scholz das Irrenhaus Deutschland regieren müssen

Söder muss selbst lustig sein

Söder, dessen Verdienste um die Verschonung Laschets wir nicht unter den Tisch fallen lassen wollen, hat ebenfalls keinen richtig guten Witzknochen an seinem Hof, sodass er auch das humoristische Fach selbst füllen muss, was er konkurrenzlos gut macht, wie es seine Auftritte in den sozialen Medien belegen.

In Deutschland verfügt leider kein Politiker über einen eigenen Clown, der um seinen Chef herumspringt wie Elon Musk. Ob er Trump aber noch lange zum Lachen bringen darf? Dem Hofnarren ist eigentlich alles erlaubt. Aber dass das „Time Magazine“ Musk auf dem Chefsessel im Oval Office platzierte, wird Trump nicht wirklich amüsiert haben.

Bei aller Freude an der ganzen Hofnarretei finden wir es schade, dass das vom Kanzler ebenfalls wiederbelebte Feigenblatt in der nachfolgenden Debatte fast gar keine Beachtung fand. Es spielte in der Menschheitsgeschichte ja schon früh eine Rolle, und das auch noch heute, wenn einer sich im Fasching als Adam verkleiden will. Dazu fällt uns ein alter Witz ein, der damit endet, dass der entnervte Kostümverleiher den Kunden anschreit, er solle halt lieber als Tankwart gehen. Wir werden Ihnen aber nicht den Anfang des Witzes ­erzählen, denn der liegt, der Natur der Sache entsprechend, unter der Gürtellinie. Und so tief würde nicht einmal ein Hofnarr sinken.