Der Kurs der Aktie von Intel ist 16 Prozent in die Höhe geschnellt. Die Gründe sind angefachte Spekulationen, der tief in einer Krise steckende amerikanische Chiphersteller könnte aufgespalten und an den US-Konkurrenten Broadcom verkauft werden. Mit einem Preis von 27,4 Dollar je Anteilsschein kommt Intel derzeit auf einen Marktwert von 102 Milliarden Dollar. Anfang des Monats hatte der Kurs nach einer langen Talfahrt mit 19,1 Dollar seinen vorläufigen Tiefpunkt erreicht. Der Börsenwert betrug noch knapp 70 Milliarden Dollar.
Das könnte den Vorstand von Broadcom dazu bewegen, nach dem einstmaligen Technologie- und Marktführer zu greifen. Im Herbst vergangenen Jahres hatten erstmals Gerüchte die Runde gemacht, Broadcom würde sich Intel einverleiben, damit sein Wachstum und seine Expansion forcieren. Ist der 2015 aus einer Großübernahme hervorgegangene Konzern doch seit Jahren auf Einkaufstour.
Er rüstet sich für das angebrochene KI-Zeitalter und entwickelt spezielle Chipsysteme für Unternehmen wie den Facebook-Konzern Meta. Damit will Broadcom dem Halbleiterkonzern Nvidia gegenübertreten. Bislang ist Nvidia der größte Anbieter von jenen KI-Chips, die mittlerweile millionenfach in Rechenzentren stecken und Stückpreise zwischen 20.000 und 40.000 Dollar haben.
Chipfabrik in Magdeburg steht vor dem Aus
Intel ist in diesem Segment bislang blank, hält aber nach wie vor mit seinen Technologien und Chiparchitekturen wichtige Schlüsselbereiche der Halbleiterindustrie in Händen. Diese Techniken samt der dazugehörigen Patente könnten gut ins Angebotsportfolio von Broadcom passen. Mit einer Übernahme würden die Pläne für das 30 Milliarden Euro teure neue Chipwerk vor den Toren Magdeburgs nun endgültig vor dem Aus stehen. Denn der Vorstand von Broadcom ist vor allem für seine harschen Maßnahmen zur Kostensenkung bekannt, nicht für Investitionen in Neubauten. Auch betreibt Broadcom keine eigenen Fabriken. Was aus den 15 großen Chipfabriken von Intel wird, steht derzeit noch in den Sternen.
Intel hatte seine Magdeburger Neubaupläne im vergangenen Jahr vorläufig auf Eis gelegt und dann seinen Vorstandsvorsitzenden vor die Tür gesetzt, der diese Pläne ausgebrütet und forciert hatte. Seitdem sucht der Intel-Verwaltungsrat einen neuen CEO. Dieses Führungs-Vakuum könnte nun Broadcom nutzen, um Intel zu kaufen. Der Kurs der Aktie von Broadcom verlor seit Ende Januar rund sieben Prozent an Wert. Am Dienstag gab der Kurs noch einmal drei Prozent nach. Über die vergangenen sechs Monate legte er allerdings mehr als 40 Prozent zu.
So schaffte der Halbleiterkonzern auf eine Marktbewertung von mehr als tausend Milliarden Dollar. Damit ist er nicht nur zehnmal so viel wert wie Intel; er hat sich mit seinen hochbewerteten Aktien auch eine Art von Akquisitionswährung geschaffen. Die erlaubt es ihm trotz einer Verschuldung von rund 70 Milliarden Dollar, weiter auf Einkaufstour zu gehen. So blätterte Broadcom im Herbst 2023 nicht weniger als 61 Milliarden Dollar für VM Ware auf den Tisch, einen Spezialisten für Rechenzentrums-Software. Während IT-Konzerne wie IBM, HP oder Dell auf Kerngeschäfte setzen und sich durch Verkäufe verschlanken, baut Brodcom unter seinem Vorstandsvorsitzenden Hoch Tan ein integriertes Unternehmen auf. Etwa 40 Prozent des Konzernumsatzes von zuletzt 51 Milliarden Dollar im Jahr stammen aus dem Verkauf von VM-Software.