Chef von Taleb Al. A. freigestellt

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Ein Vorgesetzter des mutmaßlichen Attentäters von Magdeburg ist wenige Tage nach dem Bekanntwerden einer internen Warnmail vom Dienst freigestellt worden. Es handelt sich um den ärztlichen Direktor des Maßregelvollzugs der landeseigenen Salus Altmark Holding in Bernburg, in dem der 50 Jahre alte mutmaßliche Attentäter Taleb Al A. als Psychiater psychisch kranke Straftäter betreute.

In der Warnmail war die Klinikleitung am 14. August 2024 auf eine Drohung des späteren Attentäters Al A. hingewiesen worden. „Ich befinde mich in einem Krieg, aber nicht im metaphorischen Sinn, sondern in einem wirklichen Sinn, dessen Ausgang entweder sterben oder umbringen sein wird“, soll er demnach vor zwei Kollegen kurz zuvor gesagt haben.

Keine Anzeichen einer Selbst- oder Fremdgefährdung

Die Warnmail hatte jedoch keine dauerhaften Konsequenzen für Taleb Al A. Der Klinikbetreiber erklärte dem MDR dazu, es hätten sich aus dem folgenden Gespräch zwischen dem ärztlichen Direktor und Al A. „keine Anzeichen einer Selbst- oder Fremdgefährdung“ ergeben. Daher sei auch die Polizei nicht informiert worden. Taleb Al. A. fuhr vier Monate nach der Warnmail, am 20. Dezember, mit einem Auto in den Magdeburger Weihnachtsmarkt, tötete dabei sechs Menschen und verletzte rund 300 Personen. Die Salus Altmark Holding teilte mit, die Freistellung des ärztlichen Direktors beinhalte keine Vorverurteilung und erfolge zu dessen Schutz. Die E-Mail vom 14. August sei allerdings „für die Geschäftsführung überraschend aufgetaucht“.

Der Aufsichtsrat des Unternehmens sprach sich am Donnerstag zudem für eine interne Sonderprüfung der Vorgänge rund um Al A. aus. Man werde „proaktiv“ auf Mitarbeiter zugehen, aber auch ein anonymes Hinweisgeberportal einrichten. Bei der Untersuchung werde auch externe juristische und psychiatrische Expertise hinzugezogen. Der Maßregelvollzug ist dem sachsen-anhaltischen Sozialministerium zugeordnet, dem Aufsichtsrat der Salus Altmark Holding steht ein Staatssekretär des Ministeriums vor. Mit der Aufarbeitung des Attentats beschäftigt sich auch ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss des Landtags, der vor wenigen Tagen seine Arbeit aufnahm.