Steven Sowa: Der etwas frischere, lockere Bürgertalk bei den Öffentlich-Rechtlichen. Wo Schausten und Sievers im ZDF noch altbacken daherkamen, zeigten Jessy Wellmer und Louis Klamroth, wie eine zeitgemäße Moderation aussehen sollte. Journalistisch standen die beiden ihren ZDF-Kollegen in nichts nach, immer wieder konfrontierten sie die Kandidaten mit Widersprüchen, hakten nach. Doch sie strahlten dabei eine fast schon jugendliche Gelassenheit aus und glänzten mit flotter Schlagfertigkeit. So wirkte es in den Übergängen zwischen den Fragen nie schwerfällig, sondern leichtfüßig.
Steven Sowa: Das vermutlich unnötigste Duell unter den Formaten – und gemessen an den Quoten das erfolgloseste. Es ist Fluch und Segen zugleich, einen solchen Sendetermin zu bekommen. Du bist gleichzeitig beinahe letzter, andererseits fast der letzte Eindruck vor der Wahl. Dafür können aber weder Marion Horn noch Philipp Burgard etwas. Sie machten ihre Sache souverän, versuchten vor allem, mit privaten Geschichten zu punkten. Das brachte die eine oder andere Schlagzeile im Nachhinein – aber keinen neuen Erkenntnisgewinn. Zumal die geschlossenen Fragen zum Privatflugzeug von Merz und dem Ruderboot von Scholz nicht nur etwas albern waren, sondern auch ungeschickt formuliert.
Philipp Michaelis: Marion Horn (“Bild”) und Jan Philipp Burgard (“Welt”) moderierten tapfer gegen die Tatsache an, dass schon im ersten Scholz-Merz-Duell alles gesagt, der Zweikampf bereits entschieden schien und beide Duellanten eher vergnügt rauften. Merz und Scholz wollten sich spürbar nicht wehtun und verströmten starke Groko-Gefühle. Die Moderatoren machten aus der Not eine Tugend: Sie entlockten beiden Kandidaten statt programmatischer Aussagen Einblicke in die Seele, die man weder von Scholz noch von Merz bislang so kannte: Der Noch-Kanzler schwärmte von seinem Glück in der Liebe mit Gemahlin Britta Ernst, Merz erzählte mit leicht brüchiger Stimme vom frühen Tod seiner beiden jüngeren Geschwister. Nahbarer waren er und Scholz in keiner anderen Debatte.
Philipp Michaelis: Eine Massenkarambolage. Acht Spitzenpolitiker – Carsten Linnemann (CDU), Matthias Miersch (SPD) , Annalena Baerbock (Grüne), Alexander Dobrindt (CSU), Sahra Wagenknecht (BSW) und Jan van Aken (Linkspartei) – balgten um Redezeit. Da sich Merz, Scholz und Habeck vertreten ließen, war das Line-up zweite Wahl und die Sendung für alle (bis auf Weidel) die einzige Chance, im TV-Wahlkampf zu glänzen. Entsprechend drängelten sie, fielen einander ins Wort, redeten durcheinander. Es hätte Führung von der Moderation gebraucht. Doch Diana Zimmermann und Markus Preiß trieben nicht, sondern wurden getrieben von der Galligkeit der acht Protagonisten und der grotesken Fehlentscheidung der Regie, den Politikern nach Ende ihrer Redezeit die Mikrofone herunterzudrehen. “Man kann Sie ohnehin nicht mehr verstehen”, jammerte Preiß einmal. Richtig: Das hätten er und Zimmermann verhindern müssen. Auch ihr Timing stimmte nicht. Bildungspolitik kündigten sie groß an und brachen nach fünf Minuten ab.