Senkrechtstarterin Heidi Reichinnek
Ihre Tätowierungen sprechen eine eindeutige Sprache
26.02.2025 – 12:12 UhrLesedauer: 3 Min.

Heidi Reichinnek hat bei jungen Wählern viele Sympathiepunkte gewonnen. Wer ist die Linken-Politikerin mit den vielen Tattoos am Arm?
Sie gilt als eines der besten Beispiele für politischen Erfolg in den sozialen Medien – fernab der rechten AfD-Filterblasen. Bei Instagram, TikTok und X folgen Heidi Reichinnek weit mehr als eine Million Fans. Die 36-Jährige nutzte diesen Rückenwind und holte mit ihrer Partei Die Linke 8,8 Prozent bei der Bundestagswahl. Die vor wenigen Monaten noch totgesagte Partei erlebt ein Comeback, während das BSW mit Ex-Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht an der Fünfprozenthürde scheiterte.
Ein politisches Wunder, das viel mit der Personalie Reichinnek zu tun hat. Sie trat als Spitzenkandidatin ihrer Partei an, setzte sich stark für soziale Themen wie bezahlbare Mieten, Vermögensabgaben und höhere Löhne ein. Nachdem Friedrich Merz wenige Wochen vor der Wahl dafür gesorgt hatte, dass erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik ein Antrag im Bundestag mithilfe der AfD zu einer Mehrheit gelangte, nahm der Siegeszug Reichinneks so richtig Fahrt auf.
In einer Rede brandmarkte sie das Vorgehen als einen “Dammbruch”. Nie habe sie sich vorstellen können, dass eine “christdemokratische Partei mit Rechtsextremen paktiert”, rief sie dem CDU-Politiker im Plenum lautstark entgegen. Mehr dazu lesen Sie hier. Ihre Partei galt anschließend als Symbol eines Gegenentwurfs: Die Linke war nun der Inbegriff von Rebellion gegen Rechts. Die Mitgliederzahlen wuchsen, die Partei rückte geschlossen zusammen und erzielte am 23. Februar 2025 einen Wahlerfolg.
Doch was ist über den Politstar der Linken fernab dieses kometenhaften Aufstiegs bekannt? Heidi Reichinnek wurde am 19. April 1988 in Merseburg geboren, einer 35.000-Einwohner-Stadt an der Saale im südlichen Sachsen-Anhalt. Anschließend wuchs sie wenige Kilometer entfernt in dem kleinen Ort Obhausen auf. Nach ihrem Abitur 2007 studierte sie Politikwissenschaft und Nahoststudien. Von September 2010 bis Juni 2011 lebte sie in Kairo und bekam dort die Aufstände des “Arabischen Frühlings” hautnah mit.
Eine Erfahrung, die sie sich unter der Haut verewigen ließ: Denn Heidi Reichinnek trägt ein Porträt von Nofretete als Tattoo. Die ägyptische Königin ist auf dem Motiv mit einer Gasmaske abgebildet. Laut Reichinnek steht dieses Tattoo für all jene Menschen, insbesondere Frauen, die für ihre Rechte auf die Straße gehen und kämpfen, so die Politikerin auf ihrem TikTok-Kanal.
Neben dieser Zeichnung auf dem Oberarm Reichinneks sind noch andere Tattoos auf ihrem linken Arm, den sie selbst als ihren “politischen Arm” bezeichnet, zu finden. Dabei zieht sich buchstäblich ein roter Faden durch ihre Körperkunst: Die bekennende Metal-Anhängerin hat alles in den Farben Rot und Schwarz anfertigen lassen.
Auch ihr Motiv auf dem Unterarm. Dort ist ihr politisches Vorbild zu finden: Rosa Luxemburg. Kombiniert wird das Konterfei mit dem Zitat “Ich war, ich bin, ich werde sein.” Es stammt von der berühmten Politikerin und Publizistin und lautet vollständig: “Die Revolution sagt: Ich war, ich bin, ich werde sein.”
Dazu erklärte Reichinnek einst in einem TikTok-Video. “Ich habe mich am Unterarm für Rosa Luxemburg entschieden, die mein politisches Vorbild ist, weil sie einfach gezeigt hat, in dieser Politik stecken Menschen. Und dafür sind wir alle da, nicht als Selbstzweck, sondern weil wir etwas für die Menschen erreichen wollen. Und das ist für mich einfach unglaublich wichtig, sie dann auf meinem Arm dabei zu haben.”