Im Tarifkonflikt des öffentlichen Diensts hat am Münchner Flughafen ein zweitägiger Warnstreik der Gewerkschaft Verdi begonnen. Die Fluggesellschaften haben 80 Prozent der für heute und morgen geplanten Flüge gestrichen. Darüber informierte die Flughafengesellschaft FMG die Passagiere auf ihrer Webseite. Auch ein Flughafensprecher bestätigte am Morgen, dass die Flüge weiterhin gestrichen sind.
In der Tarifauseinandersetzung für die Beschäftigten von Bund und Kommunen soll es darüber hinaus auch am Hamburger Flughafen bis Freitag zu Beeinträchtigungen kommen. Außerdem stehen heute andernorts wieder zeitweise Arbeitsniederlegungen an: in Essen bei den Entsorgungsbetrieben, in Erfurt in Kliniken und in Hamburg außerdem unter anderem noch bei der Stadtreinigung, im Hafen und bei städtischen Behörden.
In München hatte es erste Annullierungen schon vor dem Beginn des Warnstreiks am Mittwochabend gegeben. Für Donnerstag und Freitag waren am zweitgrößten deutschen Flughafen jeweils rund 830 Starts und Landungen geplant. In absoluten Zahlen entspricht eine Streichung von 80 Prozent der Flüge, dass an beiden Tagen voraussichtlich über 1300 Maschinen nicht wie vorgesehen starten oder landen werden. Diese Zahl könnte sich jedoch noch erhöhen: „Weitere Annullierungen sind nicht ausgeschlossen“, schrieb der Flughafen.
Tarifrunde im öffentlichen Dienst schlägt auf Flugverkehr durch
Der Warnstreik soll am Freitag um 24.00 Uhr enden. Der Samstag ist der erste Tag der bayerischen Faschingsferien. Die Lufthansa will die betroffenen Passagiere kontaktieren und bietet kostenlose Umbuchung oder Stornierung an. Die Fluggesellschaften sind an der laufenden Tarifrunde im öffentlichen Dienst gar nicht beteiligt, werden nun jedoch in Mitleidenschaft gezogen.
Derweil erhöht die Gewerkschaft Verdi im Tarifstreit bei der Deutschen Post mit ausgeweiteten Warnstreiks den Druck auf den Bonner Konzern. Verdi rief am Donnerstag bundesweit die Postbeschäftigten in der Brief-, Paket- und Verbundzustellung an ausgewählten Standorten sowie in Service-Niederlassungen zu vollschichtigen Arbeitsniederlegungen auf.
„Das Angebot, das die Arbeitgeber in der dritten Verhandlungsrunde vorgelegt haben, ist völlig unzureichend“, sagte Andrea Kocsis, stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin. „Bei Annahme würde es spürbare Reallohn-Einbußen für die Beschäftigten bedeuten.“ In der vierten Verhandlungsrunde in der kommenden Woche müsse ein verbessertes Angebot auf den Tisch kommen, das einigungsfähig sei.
Rund 3300 Beschäftigte beteiligt
Die Gewerkschaft hatte bereits für die Nacht von Dienstag auf Mittwoch zu Warnstreiks aufgerufen. Beschäftigte in den Paketzentren legten in den Spät- und Nachtschichten bis Mittwochmorgen die Arbeit nieder. Von den Warnstreiks seien bundesweit rund zehn Prozent der durchschnittlichen Tagesmenge an Briefsendungen betroffen, teilte die Post mit. Im Paketbereich seien es rund 25 Prozent. Rund 3300 Beschäftigte hätten sich an den Protesten beteiligt. Damit dürften allein beim Brief Millionen von Sendungen betroffen gewesen sein, denn der Konzern befördert an normalen Werktagen über 40 Millionen Briefe.
Verdi fordert für die rund 170.000 Tarifbeschäftigten der Deutschen Post sieben Prozent mehr Lohn. Zudem will die Gewerkschaft mit Verweis auf eine steigende Arbeitsbelastung drei Tage mehr Urlaub durchsetzen. Verdi-Mitglieder sollen einen zusätzlichen Tag erhalten.
Die Post klagt dagegen über zu hohe Kosten im deutschen Brief- und Paketgeschäft. Am Rosenmontag sollen die Gespräche nun fortgesetzt werden. Sie sind auf zwei Tage angesetzt.