Mai Thi Nguyen-Kim bei den F.A.Z.-Sonntagsgeschichten

23

Partystimmung im F.A.Z.-Tower an der Pariser Straße: Große bunte Bälle fliegen durch den Raum, wildes Gejohle der Gäste, die barfuß oder auf Socken durch die Reihen flitzen. Wohlgemerkt: Es sind die kleinen Besucher der F.A.Z.-Sonntagsgeschichten, die hier so ausgelassen feiern. Die Erwachsenen schauen sich das wilde Spektakel lachend an. Zu Gast sind an diesem Sonntagnachmittag die bekannte Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim und ihre Ko-Autorin Marie Meimberg, die auch die Musik zu der „Bibi Biber“-Reihe geschrieben hat, aus der die beiden im F.A.Z.-Tower vorlesen.

Dabei trifft „Vorlesen“ nicht den Kern der Sache. Die beiden stellen das Wissen, das sie kindgerecht in ihren Büchern verpacken, mit einem bunten, lustigen und nie langweiligen Programm vor. Und dazu gehört auch, dass die Kinder nach so viel kindgerechter Wissensvermittlung eine Runde durch die Reihen springen und hüpfen dürfen. „Denn wenn ihr nur sitzt, dann ist das wie eine Party für Erwachsene“, rufen die Autorinnen den kleinen Gästen zu. Und die lassen sich nicht lange bitten.

Eine Banane ist eigentlich nicht gelb

Doch bevor es ans Feiern geht, können die jungen Besucher, die zahlreich mit ihren Eltern angereist sind, Erstaunliches erfahren. Etwa, dass Farben eigentlich Wellen sind, dass Möwen und Otter unterschiedlich und Bienen gar ultraviolett sehen. Oder auch, dass die Banane zwar wie eine Banane aussieht, aber eigentlich nicht gelb ist.

Die Erklärung, wie Menschen Farben wahrnehmen, haben die beiden Autorinnen mit Bildern aus ihrem Buch „Welche Farben hat der Regenbogen? Wissen, warum Farben Wellen sind und wir alle unsere eigene Wirklichkeit haben“ untermalt. Mit einem sehr langen Zeigestock, Abbildungen und vielen Anek­doten bringen sie das Thema auch den jüngeren Besuchern nahe. Inklusive einer Mai Thi Nguyen-Kim, die sich als Banane verkleidet, um die Sache mit dem Licht, den Wellen oder wie unsere Augäpfel Lichtwellen verarbeiten, noch einmal plastisch zu machen.

„In den Augäpfeln sitzen an der hinteren Wand so lustige Typen“, erklärt Meimberg. Die sogenannten Stäbchen seien „wie unsere Nachtsichtgeräte“. Und unterschiedliche Zapfen-Typen gibt es auch noch, die uns ermöglichen, Farbe zu sehen. Außerdem erfahren die kleinen Besucher noch, dass Licht eine „superkurze“ Wellenlänge hat, die nicht einmal in Millimetern gemessen wird, sondern in Nanometern. Eine Seifenblasenhülle, so erzählen die Autorinnen, sei bereits mehrere Nanometer dick.

„Farbe ist nur in unserem Gehirn“

Trifft etwa eine lange Welle unser Auge, „dann zieht unser Gehirn die Karte Rot“, sagt Marie Meimberg. Mittellange Wellen würden als grün vom Gehirn ausgespielt und kurze Wellen als blau. „Aus lang, kurz, lang, kurz wird pink“, und wenn kein Signal ankomme, dann mache unser Gehirn daraus Schwarz. „All die Farben, die sind gar nicht da draußen, sondern in unserem Gehirn, Farbe ist nur in unserem Kopf“, ruft Meimberg in die Runde – das sei für sie eine irre Erkenntnis gewesen.

Viele Kinder haben ihre eigenen Bücher aus der Wissensreihe dabei und können die Fragen der beiden Autorinnen deshalb gut beantworten. Und am Ende der „Farben-Party“ wissen sie dann auch, dass nicht etwa der Biber recht hat, wenn er glaubt, dass ein Regenbogen nicht bunt ist, sondern lediglich hell und dunkel. Aber auch nicht der Otter, der glaubt, dass ein Regenbogen aus drei Farben besteht oder vielleicht aus sieben Farben oder aus unendlich vielen.

Am Ende wissen die Kinder, dass alle recht haben, „wir haben alle unseren eigenen Regenbogen“, weil alle unterschiedlich sehen. Und am Ende räumen die Autorinnen dann auch noch mit dem Gerücht auf, dass am Ende eines Regenbogens immer ein Schatz wartet. Dem sei nicht so. „So ein Schatz wäre ein bisschen überall.“

Das alles hätten Wissenschaftler herausgefunden, berichten die beiden Autorinnen. Dafür gebe es keinen Wahrnehmungsroboter, keine Gehirn-Lasermaschine und keinen Gefühlscomputer. Diese drei Alternativen hatten die beiden den Gästen als mögliche Antworten auf die Frage gegeben, wie die Wissenschaft herausfindet, wie sich die Farbe Gelb für jeden Einzelnen anfühlt.

„Zugegeben, das war eine Fangfrage“, sagen die beiden am Ende grinsend. Genauso wie es auch keine richtige Antwort auf die Frage gebe, wie sich Schmerz anfühle. Der fühle sich für jeden anders an. Ebenso wie die Liebe, die sich auch für jeden anders anfühle. Und das sei auch genau richtig so.

Abschließend lassen sich die jungen Gäste dann noch mit den beiden Autorinnen fotografieren, sie lassen ihre Bücher signieren und bekommen Clubausweise für den „Lichtspektakel-Wassertropfen-Licht-Kreis-Schatz-Club“. „Wir freuen uns total, dass ihr jetzt mit uns in einem Club seid“, sagen die Autorinnen. Und das finden am Ende wohl auch die Kinder, die lange Schlange stehen, um Mitglied zu werden.