In der Union sind Forderungen nach einer Aufarbeitung des Bundestagswahlergebnisses laut geworden. Der Vorsitzende des Arbeitnehmerflügels CDA, Dennis Radtke, sagte am Freitag der „Süddeutschen Zeitung“: „Als CDA unterstützen wir die Forderung der Jungen Union nach einer intensiven Wahlanalyse.” Wenn die Ampel zwanzig Prozentpunkte verliere und die Union nur gut vier dazu gewinne, müsse man sich „mit dem Wieso“ beschäftigen. Die Arbeiter seien direkt von der SPD zur AfD gewechselt. „Menschen mit kleinen Einkommen, die sich anstrengen und es trotzdem schwer haben, finden sich kaum noch in unserer Wählerschaft.“ Mit Blick auf die nächste große Koalition sei es wichtig, das eigene Angebot und Profil zu prüfen. Wo die Breite fehle, würden am Ende die Ergebnisse schmal.
Der Vorsitzende der Arbeitnehmergruppe in der Unionsfraktion, Stefan Nacke, äußerte gegenüber der Zeitung, dass die Unionsparteien ihre Rolle als Volksparteien nicht mehr richtig wahrgenommen hätten. Die ganze Bandbreite der CDU sei nicht mehr sichtbar gewesen. „Wir haben eine Verengung im Wahlkampf auf die Migrationsthematik gehabt.“ Es sei nicht gelungen, „die Wirtschaftspolitik nach vorne zu stellen – und damit der Bevölkerung zu zeigen, dass wir unseren Wohlstand absichern können“.
Der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Sepp Müller forderte „jetzt schnell sichtbare Lösungen der Probleme bei der illegalen Migration und in der Wirtschaftspolitik“. In der Migrations- und Wirtschaftspolitik müsse es bis zum Sommer Lösungen geben, „damit die Menschen das auch spüren“. Die Ostdeutschen dürften in Zukunft „nicht mehr nur am Katzentisch sitzen“, sagte der Abgeordnete aus Sachsen-Anhalt. Staatssekretäre oder Beauftragte aus dem Osten, das sei zu wenig. „Wenn es nach dem Bevölkerungsanteil geht, müssten drei der 16 Bundesminister aus dem Osten kommen.“