Trump bekräftigt drakonische Zölle gegen Mexiko und Kanada

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Die US-Importzölle in Höhe von 25 Prozent auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada treten am Dienstag in Kraft. Das teilte Präsident Donald Trump am Montag mit. Diesmal werde es keinen Aufschub geben. Zudem verdoppelte er die zusätzlichen Einfuhrzölle auf Lieferungen aus China von 10 Prozent auf 20 Prozent. Vor einem Monat hatte er Zölle kurz vor dem Inkrafttreten aufgeschoben, nachdem die Regierungen Mexikos und Kanadas versprochen hatten, die Grenzen besser vor Drogenschmugglern und illegalen Einwanderern zu schützen.

Trump sagte zur Begründung: „Sie können nicht einfach hereinkommen und unser Geld und unsere Arbeitsplätze stehlen, unsere Fabriken und unsere Unternehmen übernehmen und erwarten, dass sie nicht bestraft werden. Sie werden durch Zölle bestraft.“ Damit liefert der Präsident eine neue Begründung für die Zölle, nachdem er die Zollaufschläge vor einem Monat mit aus seiner Sicht mangelhaften Anstrengungen der Nachbarländer in der Grenzsicherung begründet hatte. Das mindert zugleich die Hoffnung anderer Handelspartner wie der Europäischen Union, durch Entgegenkommen in Einzelfragen Trump beschwichtigen zu können.

Die Zölle treffen die drei größten Handelspartner der Vereinigten Staaten, sowohl was Importe als auch was Exporte betrifft. Kanada und Mexiko sind überdies mit den USA über ein Freihandelsabkommen verbunden. Am 12. März setzen die USA zudem Importzölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte in Kraft.

Ökonomen erwarten massive wirtschaftliche Konsequenzen

Die Zölle werden nach Modellrechnungen verschiedener Ökonomen gravierende Auswirkungen auf die USA selbst und desaströse Folgen für die amerikanischen Nachbarn haben, deren Exporte bisher zu mehr als 75 Prozent in die USA gehen. Das The Budget Lab an der Yale Universität rechnet vor, dass die Preise in den USA infolge der Zollerhöhungen zwischen 1 und 1,2 Prozent steigen könnten. Das liegt nicht nur daran, dass Importe teurer werden. Heimische Unternehmen können wegen der geminderten Konkurrenz aus dem Ausland ihre Preise ebenfalls erhöhen. Autos und Autoteile verteuern sich der Modellrechnung zufolge für US-Amerikaner um 6,1 Prozent, was 2900 Dollar für ein Durchschnittsauto entspricht. Sinkende Kaufkraft und Wachstumseinbußen sind die Folgen für die USA, während sowohl Kanada als auch Mexiko eine Rezession droht.

Das Analysehaus Oxford Economics schätzt, dass pauschale US-Zölle in Höhe von 25 Prozent zusammen mit proportionalen Vergeltungszöllen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Kanada bis Anfang 2026 um 2,5 Prozent schrumpfen lassen, die Inflation beflügeln und die Arbeitslosenquote auf knapp 8 Prozent erhöhen würden. Kanadas Energie-, Automobil- und andere Schwerindustriezweige wären aufgrund des hohen Maßes an grenzüberschreitendem Handel in diesen Branchen am stärksten von den pauschalen US-Zöllen betroffen.

Auch für Mexiko sind die Folgen brutal. Das Land hängt nicht nur von Warenexporten in die USA ab, die rund 40 Prozent der Wirtschaftsleistung entsprechen, sondern auch von US-Touristen und Überweisungen mexikanischer Arbeitnehmer in den USA. Fast 90 Prozent der Exporte bestehen aus Teilen und Komponenten für Autos und Maschinen, die Nordamerikas Grenzen sechs- bis siebenmal überqueren.
Ein schwerer Schlag sind die Zölle für die Auto- und Zulieferindustrie, darunter zahlreiche deutsche Produzenten. Volkswagen, Audi, BMW und Mercedes sind mit großen Produktionsstandorten in Mexiko vertreten – ebenso wie die großen Zulieferer Bosch, ZF und Conti, die überwiegend auf den US-amerikanischen Markt ausgerichtet sind.

In Windsor, der kanadischen Nachbarstadt der US-amerikanischen Autohochburg Detroit fürchten tausende Arbeitnehmer um ihren Arbeitsplatz in den dort angesiedelten Autowerken. Vertreter der amerikanischen Autoindustrie hatten in zwei Gesprächsrunden versucht, die Zölle abzuwenden oder wenigstens Ausnahmen für ihre Branche durchzusetzen. „Ein Zoll von 25 Prozent an der Grenze zwischen Mexiko und Kanada wird ein Loch in die US-Industrie reißen, wie wir es noch nie gesehen haben“, hatte Jim Farley, der Vorstandsvorsitzende der Ford Motor Company, letzten Monat gewarnt.

Die Modellrechnungen zeigen auch, dass die Folgen für Kanada umso schlimmer sind, je höher Kanadas Vergeltungszölle ausfallen. Kanada hatte letzten Monat umfassende Vergeltungszölle angekündigt, die zeitgleich mit Trumps Zöllen in Kraft treten. Regierungschef Justin Trudeau sagte, die Vergeltung sei politisch nötig. Die Kanadier würden das verstehen.

Tatsächlich haben sich die Zustimmungswerte der Liberalen Partei Trudeaus deutlich erholt seit Trumps Attacken. Kanadier buhten bei Sportveranstaltungen zur Nationalhymne „Star-Spangled Banner“. In Supermärkten boykottieren sie US-Produkte. Viele haben sich Apps heruntergeladen, die geeignete Substitute für US-Produkte anzeigen. Die Fluggesellschaft WestJet gab an, dass Trumps Äußerungen zu Zöllen und Wechselkursen dazu geführt haben, dass die kanadische Nachfrage nach Reisen in die USA Anfang Februar um 25 Prozent zurückgegangen ist.