Mäuse mit Mammut-Fell im Labor geboren

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Stand: 04.03.2025 17:07 Uhr

Das US-Start-up Collosal träumt von der Rückkehr des Mammuts. Jetzt berichtet das Unternehmen von gentechnisch veränderten Mäusen, die Mammut-ähnliches Fell tragen. Wie weit ist die Forschung aber wirklich?

Sechs bis sieben Wochen muss das Fell der genveränderten Mäuse erst mal wachsen. Doch dann erinnert es an Wollmammuts. Das Fell der Mäuse wirkt viel dichter, ist goldbraun und voller Wollhaare. Die neuen Eigenschaften stammen von Genen ausgestorbener Mammuts, also kleinen Stücken ihres Erbguts.

“Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf zehn Gene, die mit Haarlänge, Dicke, Textur und Farbe in Verbindung stehen”, sagt Konrad Fischer, Leiter des Forschungsbereichs für Xenotransplantation an der Technischen Universität München, gegenüber dem Science Media Center. Auch Mammut-Gene für den Fettstoffwechsel hat das Forschungsteam identifiziert. Das Unternehmen Collosal berichtet über die Geburt der gentechnisch veränderten Mäuse in einer vorveröffentlichten Studie. Die Studie muss also erst noch von anderen, unabhängigen Forschenden begutachtet werden.

Der Traum von der Wiederauferstehung des Mammuts

Das Unternehmen Collosal sieht in den Mäusen einen weiteren Schritt hin zum langfristen Ziel, ein ganzes Mammut nachzubauen. So soll später eine Elefantenkuh ein Tier austragen, das möglichst viele Mammut-Eigenschaften enthält. Noch sorgen aber erst mal die Mäuse mit Mammut-Fell für Schlagzeilen.

Das Forschungsteam versucht nach und nach, seine Technik zu verbessern. Für das Maus-Experiment hat es das Erbgut von 121 Mammuts und teilweise auch Elefanten analysiert und hier gezielt nach Genen gesucht, die das Haarwachstum, aber auch den Fettstoffwechsel beeinflussen. Für die Analyse der geeigneten Gene hat das Team zunächst verstehen müssen, welche Teile im Erbgut der Mammut-DNA für das Haarwachstum und die Anpassung an sehr kalte Temperaturen verantwortlich ist. Diese identifizierten Erbinformationen haben die Forschenden dann durch mehrere gentechnische Verfahren in die befruchteten Eizellen oder embryonalen Stammzellen der Mäuse eingebaut.

Nicht nur Mammut-ähnliche Gene verwandeln die Maus

Bis zu sieben Gene hat das Forschungsteam in den Mäusen gleichzeitig verändert. Sie haben die Gene bei den Mäusen so verändert, wie sie bei Mammuts in sehr ähnlicher Form vorkommen. “Die Mäuse wurden nicht so bearbeitet, dass sie eine genaue Kopie der Mammut-Gene haben”, stellt Tori Herridge von der Universität Sheffield aus Großbritannien gegenüber dem Science Media Center klar.

Die Mammut-Gene hat das Forschungsteam bei den Mäusen gezielt im Erbgut an Stellen eingefügt, die für die Haarbildung bei den Mäusen verantwortlich sind und dabei gezielt Bereiche im Erbgut verändert, die Haardicke und Länge beeinflussen.

“Wollmäuse wurden schon viele Male zuvor in Laboren und von Mäusezüchtern gezüchtet”, sagt die Paläontologin Tori Herridge. Neu sei dagegen, dass die Veränderungen nun von Mammut-Genen inspiriert sind.

Das Forschungsteam hat bereits weitere Versuche angekündigt, bei denen dann neue Eigenschaften der ausgestorbenen Mammuts übertragen werden sollen. Bisher kommt die Technik hier an ihre Grenzen, wenn zum Beispiel gleichzeitig deutlich mehr Gene eingebaut werden – also in dem Fall bei Mäusen nicht nur das Fell verändert wird. Bei den aktuellen Versuchen überlebten zum Beispiel etwa zehn Prozent der genmanipulierten Embryonen.

“Ein Mammut ist viel mehr als ein Elefant im Pelzmantel”

Der Weg hin zum vollständigen Nachbau eines Mammuts ist noch lang. Langfristig möchte das Unternehmen Collosal aber auf Grundlage des Elefanten ein Mammut-ähnliches Tier nachbauen. Eine Elefantenkuh soll das Tier dann als Leihmutter zur Welt bringen – so weit der Plan. “Ein Mammut ist viel mehr als nur ein Elefant im Pelzmantel”, sagt Paläontologin Herridge. Es gibt viele kritische Stimmen aus der Fachwelt. Das gefundene Erbmaterial von ausgestorbenen Mammuts sei zu schlecht und könne nicht vollständig rekonstruiert werden.

Der Einbau von Genen in einen Elefanten sei außerdem deutlich komplexer, und noch ist unklar, ob sich das Tier dann überhaupt fortpflanzen könnte. Vollständig nachbauen lässt sich ein Mammut nicht, sagt Herridge: “Man wird immer nur eine grobe Annäherung an ein ausgestorbenes Lebewesen erstellen, basierend auf einer unvollständigen Vorstellung davon, wie es aussehen sollte.”

Die Skepsis mit Blick auf die Wiederauferstehung ausgestorbener Arten bleibt also groß. Für die Tierzüchtung werden die gentechnischen Verfahren schon jetzt immer relevanter. In den USA gibt es bereits Schweine, die gegen bestimmte Virusinfektionen besser geschützt sind, auch hitzeresistente Rinder sind bereits so gezüchtet worden und dürfen in den USA auch bereits als Nutztiere eingesetzt werden. Die Gentechnik kommt also immer häufiger in der Praxis an. Der Weg zur Auferstehung des Wollmammuts bleibt wohl aber noch ein langer.