Sterile Umgebung schwächt das Immunsystem der Astronauten

6

Hunderte Menschen waren bereits auf der Raumstation ISS. Oft klagen sie über gesundheitliche Probleme, die auf Störungen des Immunsystems zurückgehen. Was steckt dahinter?

Hautausschläge, Pilzinfektionen, Entzündungen, Immunstörungen – Astronauten leiden oft unter gesundheitlichen Problemen. Nun haben Forscher einen möglichen Grund gefunden. Auf den ersten Blick klingt es skurril: Es ist zu sauber auf der Raumstation ISS.

Die Umgebung der Astronauten zeichnet sich besonders durch Sterilität aus. Das wiederum fordert das Immunsystem nicht ausreichend, sodass die Menschen anfälliger für Krankheiten werden. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher der University of California. Sie untersuchten 803 Proben von Oberflächen auf der ISS, das sind fast 100-mal mehr Proben als in früheren Untersuchungen.

Sie fanden – kurz gesagt – zu wenig Mikroben.

Alle Oberflächen werden im All mit Desinfektionsmitteln gereinigt. Daher wurden letztlich überwiegend Mikroben der menschlichen Haut gefunden. In einigen Bereichen wurden typische Organismen nachgewiesen, die aber zur jeweiligen Umgebung passten – also etwa Lebensmittel-assoziierte Mikroben im Küchenbereich oder Darmbakterien im Toilettenbereich.

Doch insgesamt war die Anzahl zu gering. Der Mikrobiologe und Studienautor Rob Knight sagte dazu: “Es macht einen großen Unterschied, ob wir beim Gärtnern gesunde Erde haben oder in unserem eigenen Dreck schmoren.” Dies passiere, wenn wir uns in einer streng abgeschlossenen Umgebung befänden und keine kontinuierliche Zufuhr gesunder Mikrobenquellen von außen bekämen.

Um die Gesundheit der Astronauten zu verbessern, sei es daher nötig, Mikroben mit auf die Reise ins All zu schicken. “Wenn wir wirklich wollen, dass das Leben außerhalb der Erde möglich wird, können wir allerdings nicht einfach einen kleinen Zweig vom ‘Baum des Lebens’ nehmen, ihn in den Weltraum schicken und hoffen, dass es klappt”, so der Studienhauptautor Rodolfo Salido.