Heiser meldet sich der erkrankte Papst zu Wort

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Rund fünf Kilometer Luftlinie sind es vom Gemelli-Krankenhaus im Nordwesten Roms bis zum Petersplatz. In der Lehrklinik der Katholischen Universität vom Heiligen Herzen wird Papst Franziskus seit dem 14. Februar wegen einer beidseitigen Lungenentzündung behandelt. Und auf dem Platz vor der größten Kirche der Welt kommen seit dem 24. Februar jeden Abend um 21 Uhr tausende Gläubige zusammen, um gemeinsam einen Rosenkranz für den schwer kranken Papst zu beten.

Der wandte sich am Donnerstagabend mit einer kurzfristig angekündigten Audiobotschaft an die Gläubigen. Die Botschaft wurde offenbar wenige Stunden zuvor in der abgeschirmten „Papstabteilung“ im zehnten Stock der Gemelli-Klinik aufgenommen. Die Botschaft, die über große Lautsprecher auf dem Petersplatz übertragen wurde, war kaum zu verstehen und bestand aus zwei Sätzen und einem Dankeswort.

Der aus Agentien stammende Papst sprach sie auf Spanisch: „Agradezco de todo corazón las oraciones que hacen por mi salud desde la Plaza, los acompaño desde acá. Que Dios los bendiga y que la Virgen los cuide. Gracias.“ (Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die Gebete für meine Gesundheit auf diesem Platz, ich begleite Sie von hier aus. Möge Gott Sie segnen und die Jungfrau Sie behüten. Danke.)

Papst leidet hörbar beim Sprechen unter Atemnot

Bemerkenswert an der Mitteilung ist zunächst, dass der Papst auf Spanisch gesprochen hat. Offenbar geht ihm im Augenblick der Schwäche die Muttersprache leichter von den Lippen als das Italienische, die Lingua Franca der Weltkirche. Hörbar leidet er beim Sprechen unter Atemnot. Zweitens erkennt man an der näselnden Aussprache, dass der Papst tagsüber durch Schläuche in der Nase fortgesetzt mit Sauerstoff versorgt wird.

Nachts erhält er nach Auskunft der Ärzte mittels einer Maske über Mund und Nase den notwendigen zusätzlichen Sauerstoff. Zu keiner Zeit sei der Papst künstlich beatmet worden, sei stets bei Bewusstsein und ansprechbar und beteilige sich aktiv an der Atem-Physiotherapie.

Am Freitag teilte das Presseamt des Vatikans mit, Franziskus habe abermals eine ruhige Nacht verbracht. Sein Zustand sei stabil, er habe seit Mittwoch keine Anfälle akuter Atemnot mehr erlitten. Eine Prognose wollen die Ärzte nach wie vor nicht abgeben. Das nächste medizinische Bulletin werde es erst am Samstagabend geben, hieß es am Freitag.

Amtsgeschäfte könnten bis zu gewissem Grad weitergeführt werden

Dass der Papst nach dem mit Abstand längsten Krankenhausaufenthalt seines Pontifikats jemals wieder zu seiner Arbeitsroutine im Vatikan zurückkehren kann, gilt als eher unwahrscheinlich. Seine Atemwegserkrankung, die sich nach einer hartnäckigen Bronchitis Mitte Februar zu einer beidseitigen Lungenentzündung entwickelt hatte, wird von den Ärzten als chronisch beschrieben.

Sollte Franziskus nach mindestens einer weiteren Woche in der Klinik in seine Wohnung im Santa-Marta-Gästehaus im Vatikan zurückkehren können, müsste er für unbestimmte Zeit die Zahl seiner öffentlichen Auftritte, der Audienzen und schon gar der Reisen drastisch reduzieren.

Beim Verlesen seiner Texte und bei manchen Reisen könnte er sich vertreten lassen. Ihm nahestehende Kurienkardinäle, etwa sein argentinischer Landsmann Victor Manuel Fernández, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, oder Mario Grech aus Malta und Jean-Claude Hollerich aus Luxemburg – die beiden informellen „Hüter“ der Weltsynode von 2021 bis 2024 – könnten die päpstlichen Amtsgeschäfte bis zu einem gewissen Grad kollektiv weiterführen. Das wäre dann ein Interregnum, das vom Kirchenrecht eigentlich nicht vorgesehen ist, bis offiziell die Sedisvakanz einsetzt.

Diese tritt ein, wenn der amtierende Papst stirbt oder aus anderen Gründen – Rücktritt, Koma, geistige Umnachtung – sein Amt nicht mehr ausfüllen will oder kann. Das Pontifikat von Papst Franziskus, das am 13. März 2013 begann, geht zu Ende, noch ehe es zu seinem Ende kommt.