
- Die US-amerikanische Kriegsmarine plant den Einsatz eines autonomen Raupenfahrzeugs zur Minenräumung namens „Maritime Expeditionary Response Crawler“.
- Das Fahrzeug soll in Tiefen von über 600 Metern gegen tödliche Seeminen operieren.
- Roboter werden zunehmend für Minenräumoperationen eingesetzt, um Risiken für Menschen zu minimieren.
Die US Navy plant den Einsatz eines autonomen Raupenfahrzeugs, um die gefährliche Aufgabe der Minenräumung zu übernehmen, insbesondere von Minen, die auf dem Meeresboden liegen.
Die United States Navy ist die Kriegsmarine der Vereinigten Staaten und eine der größten und technologisch fortschrittlichsten Seestreitkräfte der Welt. Sie gehört zu den fünf Teilstreitkräften des US-Militärs (neben Army, Air Force, Marine Corps und Space Force) und ist für die Sicherheit der USA auf den Weltmeeren verantwortlich.
Das Aufspüren und Entschärfen von Seeminen auf dem Meeresgrund ist dabei eine gefährliche und anspruchsvolle Aufgabe. Daher möchte Kriegsmarine Roboter-Raupen entwickeln, die bis zu 600 Meter tief tauchen können, um diese Aufgabe zu übernehmen.
Die Anforderungen gehen weit über die bisher von Unternehmen wie Textron entwickelte Technologie hinaus.
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Darum sind Seeminen so gefährlich
Eine der gefährlichsten Bedrohungen in der Seekriegsführung sind Minen. Diese sind einfach konstruiert, kostengünstig und mit Sprengstoff beladen. Besonders tödlich sind Grundminen, die sich auf dem Meeresboden befinden und wie Unterwasser-Straßenbomben schwerer zu entdecken und zu entschärfen sind als treibende Minen.
- Seeminen gelten als besonders heimtückische Waffen. Ihre Ursprünge reichen bis ins mittelalterliche China zurück, doch der US-amerikanische Erfinder David Bushnell wird als Schöpfer der modernen Seemine während der Amerikanischen Revolution betrachtet.
- Eine klassische Form sind Ankerminen (moored mines), die mit einem Kabel an einem Anker auf dem Meeresboden befestigt sind und in einer bestimmten Tiefe schweben.
- Eine der einfachsten und gefährlichsten Varianten ist die Kontaktmine (contact mine), die explodiert, sobald ein Schiff sie berührt. Diese unterscheidet nicht zwischen zivilen und militärischen Zielen und macht den Mineneinsatz besonders unkontrollierbar.
- Noch schwerer zu entdecken sind Grundminen (bottom mines), die auf dem Meeresboden ruhen und durch Einflüsse wie das Magnetfeld eines Schiffes, das Geräusch seiner Schiffsschrauben oder die Druckveränderung im Wasser ausgelöst werden. Während auch Ankerminen mit solchen Sensoren ausgestattet sein können, sind Grundminen oft noch schwieriger zu orten.
Zudem enthalten sie meist eine größere Sprengladung als Ankerminen, da die Explosion die Druckwelle bis zur Schiffsunterseite durch das Wasser leiten muss. Grundminen werden meist in flachen Gewässern unter 50 Metern (164 Fuß) Tiefe eingesetzt, so das Strauss Center for International Security.
Mehrere Länder setzen luft- oder u-bootgestützte Grundminen ein, darunter Russland mit der MDM-Serie, die US Navy mit „Quickstrike“ und China mit der „Chen“-Serie. Besonders chinesische Militärexperten favorisieren Grundminen, basierend auf sowjetischen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg. Laut US-Militäranalyst Lyle Goldstein seien Ankerminen durch Strömungen und Wellen weniger zuverlässig. Grundminen seien dagegen schwieriger zu entdecken, zu räumen und insgesamt effektiver.
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So soll der Roboter aussehen und das soll er können
Bisher wurde diese gefährliche Arbeit von Schiffen, mit Helikoptern geschleppten Räumschlitten oder speziell ausgebildeten Tauchern durchgeführt.
Jetzt verfolgt die US Navy eine neue Vision: Ein Roboter-Raupenfahrzeug. Angesichts der zunehmenden Sabotagebedrohung für Unterseekabel und Pipelines könnte ein solches automatisiertes Fahrzeug zudem zum Schutz maritimer Infrastruktur beitragen.
Die Navy stellt sich ein kleines unbemanntes Fahrzeug vor, das nicht mehr als 68 Kilogramm wiegt. Diese Anforderung ist in einer Ausschreibung des „Small Business Innovation Research“-Programms (SBIR, ein US-Förderprogramm für innovative Technologieprojekte) vom Dezember 2024 formuliert.
Der sogenannte „Maritime Expeditionary Response Crawler“ soll mit verschiedenen Modulen ausgestattet werden, darunter Kurzstreckensensoren, Greifarme und Vorrichtungen zur Beseitigung von Minen und anderen Unterwassersprengkörpern.
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Das Fahrzeug würde sowohl autonom agieren als auch von menschlichen Operateuren über ein Kabel ferngesteuert werden. Laut der Ausschreibung des SBIR muss es „in Tiefen von über 600 Metern operieren können und mindestens zwei nautische Meilen (rund 3,7 Kilometer) an der Wasseroberfläche zurücklegen, bevor es autonom auf den Meeresgrund abtaucht“.
Das System soll es den menschlichen Operateuren ermöglichen, aus sicherer Entfernung zu bleiben. Sobald das Raupenfahrzeug den Meeresboden erreicht hat, würde es eine Boje mit einem Funktransmitter aussetzen, die mit dem Mutterschiff verbunden ist.
Das Minenräumen soll automatisiert werden
Das monotone, gefährliche und belastende Minenräumen soll weitgehend automatisiert werden. „Supervisory Autonomy“, also eine Überwachungsautonomie zur Entlastung des menschlichen Operateurs, ist gewünscht, so die SBIR-Ausschreibung.
Allerdings sollen menschliche Operatoren weiterhin „die Kontrolle und Lageerkennung für die Ortung, Wiederaufnahme und Neutralisierung von Seeminen und anderen explosiven Unterwasserbedrohungen“ behalten.
Das Fahrzeug muss zudem „auf unterschiedlichen Untergründen operieren können (z. B. felsiger Boden, flacher Sand, Schlick usw.) und auf dem Meeresboden stabil bleiben, selbst bei bewegtem Wasser und Strömungen“. Grundminen werden typischerweise in flachen Gewässern platziert, doch die Ausschreibung nennt explizit den Einsatz im offenen Ozean und nicht in Flüssen.
Die Zukunft: Roboter gegen Seeminen und Sabotage
Bereits jetzt setzen Marinen verstärkt auf Roboter, um bemannte Minenräumoperationen zu reduzieren. Die US Navy hat kürzlich einen 106-Millionen-Dollar-Vertrag mit Textron über halbautonome Boote zur Minenräumung abgeschlossen.
Die Royal Navy nutzt bereits seit 2001 den „SeaFox“, eine kleine, torpedoähnliche Drohne der deutschen Firma Atlas Elektronik.
Ein autonomer Unterwasser-Räumroboter wäre jedoch ein weiterer Schritt. Die aktuelle SBIR-Ausschreibung der US Navy konzentriert sich auf Seeminen und Unterwasser-Sprengkörper. Doch ein solches Fahrzeug könnte ebenso gegen Sabotage an Unterseekabeln und Pipelines eingesetzt werden.
Laut westlichen Geheimdienstberichten sollen Russland und China bereits Schiffe eingesetzt haben, um mit Ankern Unterseekabel zu durchtrennen. Der schwerwiegendste Vorfall war die Sprengung der Nord Stream-Pipelines im September 2022.
Dieser Text wurde von Samira Joy Frauwallner aus dem Englischen übersetzt. Ihr könnt das Original hier lesen.