Wichtige Medikamente sind oft nicht verfügbar. Jetzt geht die EU das Thema an. Das Ziel: Die Herstellung wichtiger Arzneimittel in Europa stärken. Ein entsprechender Gesetzesvorstoß soll am Dienstag vorgelegt werden.
So wird unter anderem angestrebt:
“Europa hat dieses Problem nicht verursacht, kann aber bei der Bekämpfung helfen”, sagt der Arzt und CDU-Europaabgeordnete Peter Liese und präsentiert eine Rechnung. So sei zum Beispiel für einen Fiebersaft für Kinder durch die Förderung von Arzneimitteln “Made in Europe” von einem Preisanstieg von achtzig Cent auszugehen. Ein Behandlungstag in einer Kinderklinik koste rund neunhundert Euro. “Das rechnet sich volkswirtschaftlich”, so der Gesundheitspolitiker.
Erst Ende Februar hatte die europäische Expertenkommission “Critical Medicines Alliance” einen Bericht zur Arzneimittelversorgung in Europa vorgelegt. Kernpunkte der Analyse: “Die Erosion der Produktionsbasis in Europa” sowie die “übermäßige Abhängigkeit von einer begrenzten Anzahl geografischer Standorte”, heißt es in dem Bericht. Demnach werden sechzig bis neunzig Prozent der in der EU verabreichten Generika – sprich Medikamente, bei denen die Patentrechte ausgelaufen sind – in China hergestellt. Die Apotheken der Welt werden derzeit aus Asien befüllt. Nach Studien produzieren China und Indien derzeit rund 55 Prozent der Wirkstoffe in Medikamenten, Europa kommt auf einen Marktanteil von 30 Prozent und die USA auf 10 Prozent.
Bereits im vergangenen Jahr hatte die Bundesregierung eine Regelung mit dem Namen “Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz” vorgelegt. Nun will die EU das Problem gemeinsam angehen und die Produktion nach Europa zurückholen.