„4000 Euro für jedes Kind, und das Rentenproblem ist gelöst“

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Herr Leithner, Sie entstammen einer Tiroler Hoteliersfamilie. Ab wann war die Leitung der Deutsche Börse AG Teil Ihrer Lebensplanung?

Dass ich nicht in den elterlichen Betrieb einsteige, das war schon sehr früh klar. Das lief auf meinen Bruder zu. Die Finanzen haben mich schon früh interessiert und im Studium beschäftigt. Für mich ging die Entscheidung zwischen Bank und Beratung immer ein bisschen hin und her. Ich konnte dann beides miteinander verbinden.

Haben Sie Ihre Entscheidung gegen das Hotel bereut?

Vielleicht könnten Sie schon Privatier sein.

Der Tourismus ist eine sehr harte Branche. Auf 1000 Höhenmetern ein Hotel mit Wintersport zu betreiben, ist angesichts des Klimawandels alles andere als einfach.

Heute sehen Sie sich als Börsenchef Herausforderungen wie Donald Trump gegenüber.

Die Herausforderung für uns ist, selbst handlungsfähig zu sein. Als Europäer und ganz konkret auch für uns als von Deutschland aus Gestaltende. Die Anforderungen sind immens gestiegen.

Viel wird über unsere Verteidigungsfähigkeit gesprochen, dass wir unabhängiger werden müssen. Aber wir sind doch auch sehr auf amerikanische Finanzierungen angewiesen.

Es ist der Weckruf, von Konzepten und langsamen Kompromisslösungen zu echtem Handeln zu kommen. Die Grundlagen für eigenständige Finanzierungen sind in Europa vorhanden. Das Geld wird bisher aber nicht produktiv eingesetzt.

Wir müssen zu größeren Lösungen kommen anstelle der schrittweisen kleinen Kompromisse. Es fehlt an kritischer Masse. Das ist in den USA anders.

Lippenbekenntnisse gibt es dazu genug, aber wer müsste da mal vorangehen in Europa und sagen, wir machen das jetzt?

Zum Stopfen der Finanzierungslöcher wird eine Reform der Schuldenbremse jedenfalls nicht reichen. Der entscheidende zweite Baustein ist der Kapitalmarkt. Es geht darum, dass das vorhandene private Kapital auch eingesetzt wird, dass institutionelle Investoren wieder direkt in Risikoprojekte gehen, in Venturecapital, in Start-ups, in Börsengänge. Diese Seite fehlt, und da braucht es einen klaren Impuls, der von oben kommen muss und der sich auch nicht zurückzieht auf die Aussage, da könnte man in zehn Jahren mal was ansparen.

Was heißt Impuls „von oben“? Erwarten Sie diesen Impuls von der neuen Bundesregierung?

Absolut. Das Thema demographischer Wandel und Altersvorsorge ist über zwanzig Jahre immer wieder politisch auf der Agenda nach hinten geschoben worden. Wir haben aber eine demographische Verantwortung. Man muss sich gegenüber den eigenen Kindern wirklich schlecht fühlen. Es ist offensichtlich, dass deren Altersvorsorge nicht gesichert sein wird. Das ist ja kein unsicherer Ausblick. Das ist berechenbar. Der Handlungsbedarf der Politik ist offensichtlich.

Aber warum tut sich seit Jahren nichts? Ist nach der Finanzkrise und Libor-Manipulationen und Cum-Ex-Verfahren das Vertrauen der Politik in die Finanzbranche verloren gegangen? Spielt das eine Rolle?

Die Berührungsängste sind deutlich zurückgegangen. Deutschland ist aber immer noch eines der wenigen Länder, in dem die strategische Bedeutung des Finanzsektors nicht als solche auch formuliert werden kann. Frankreich ist da anders, es steht zur strategischen Bedeutung seines Finanzsektors.

Der mutmaßlich nächste Bundeskanzler hat immerhin einige Jahre für Blackrock gearbeitet und saß in Ihrem Aufsichtsrat. Wird diese Finanzexpertise helfen?

Wichtige kleine Bausteine hat schon die letzte Regierung aus der Mauer gebrochen, das sollte man nicht völlig unterschätzen. Manchmal ist es besonders mühsam, den ersten Stein zu lösen. Das Zukunftsfinanzierungsgesetz war ein guter Schritt. Das Generationenkapital war ein klares Signal, dass man Lücken in der Finanzierung der öffentlichen Rente schließen will, in dem man Kapitalerträge einsetzt. Und wir waren auch kurz davor, dass wir eine neue Form von Depot bekommen hätten, das die falsch konzipierte Riester-Rente mit voller Risikoabsicherung überwindet. Dazu kam es leider nicht mehr, aber wir starten jetzt nicht bei null. Wichtig ist jetzt, ganz andere Dimensionen, andere Größenordnungen anzustreben.

Diese zehn Euro, die Herr Merz da pro Kind und Monat ab dem sechsten Geburtstag vorsieht, kann man ja in der Hinsicht kaum ernst nehmen.

Die muss man sehr ernst nehmen. Man muss allerdings den Startpunkt verschieben. Geben wir doch jedem Kind 4000 Euro bei Geburt, verbinden das mit einem Arbeitslebenszyklus, und aus den 4000 Euro werden mit sieben Prozent Verzinsung knapp über 370.000 Euro Pensionskapital. Das Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts ist da sehr eindeutig. 4000 Euro für jedes Kind, und das Rentenproblem wäre für Generationen gelöst. Die zehn Euro von Herrn Merz sollten nicht über 15 Jahre verteilt monatlich gegeben werden, sondern 4000 Euro zu Beginn. Das kostet bei der Anzahl Neugeborener in Deutschland drei Milliarden Euro jährlich. Das ist im Vergleich zum Ergebnis, das man damit erreicht, nicht besonders viel. Das wäre ein sehr starkes Signal.

Die SPD würde sagen: Wo sind die Garantien? Kurz bevor die in Rente gehen, kommt der große Crash, und dann?

Kann sein. Das Thema ist aber breiter. Ein wichtiges Thema in Deutschland ist nicht nur die Altersvorsorge, sondern auch das Ansparen für Immobilien. Auch dafür könnte man das Geld nehmen, als Grundlage für eine Immobilienfinanzierung. Ich glaube, einfache, klare, Signale, die könnten ein ganz anderes Bild hinterlassen. Die würden auch eine ganz andere Dynamik auslösen. Das haben auch andere Länder bewiesen. In Schweden ist die Wertpapierkultur nicht vom Himmel gefallen. Die haben am Anfang der 2000er-Jahre einfach mal angefangen. In einem Jahr haben Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam auf die Gehaltssteigerung verzichtet, und diese einmaligen vier Prozent werden seitdem angelegt. Schweden hat nicht nur einen wichtigen Baustein der Altersvorsorge geschaffen, es hat auch einen funktionierenden Kapitalmarkt.

Was haben Sie gedacht, als Habeck seine Einlassungen hatte zum Thema „Wie man Aktiengewinne versteuert“?

Wollen Sie sich als neuer Chef der Deutschen Börse für diese Kapitalmarktkultur besonders starkmachen? Ist das ihr Thema?

Absolut. Die Börse ist mehr als ein Abwickler von Wertpapiergeschäften. Wir haben eine Rolle mit Signalwirkung – und die leben wir auch. Jeden Abend sehen Millionen Deutsche im Fernsehen den Handelssaal der Deutschen Börse. Ich bin persönlich bereit, an diesen Themen aktiv mitzuarbeiten und sie voranzubringen. Aber es bedarf Handlungswillen bei allen Beteiligten. Das gilt im Übrigen nicht nur für die Altersvorsorge, sondern vor allem auch die Finanzierung der Realwirtschaft und der Infrastruktur und der notwendigen Transformationen.

Zu den Erfolgen des Dax heißt es immer, dass eine Abkoppelung zur deutschen Realwirtschaft stattgefunden hat. Erfolgreich sind nur die, die ihre Gewinne außerhalb Deutschlands erzielen.

Es ist ja auch nichts schlecht daran, wenn Unternehmen aus Deutschland global erfolgreich sind. Es ist wichtig, Deutschland als Standort, an dem Kapital und Finanzierung wettbewerbsfähig verfügbar sind, parallel vorwärts zu bringen. Bei der „Win-Initiative“ haben die KfW, Finanzminister und der Wirtschaftsminister zusammengearbeitet. Das wurde von der Gründerszene mit viel Anerkennung versehen, es sind über zehn Milliarden Euro gestemmt worden. Das reicht aber nicht. Warum kann man nicht 200 Milliarden Euro auf Ebene der Europäischen Investitionsbank machen? Dann hat man Größenordnungen, mit denen man zum Beispiel mit Batterie betriebene Flugzeuge entwickelt, die nicht am Boden stehen bleiben, mangels Kapital aus Deutschland und Europa für große Wachstumsfinanzierungen.

Sie sagten eben beim Thema „größer Denken“ auch, dass die Banken in Europa im Vergleich mit Amerika zu klein seien. Aber kaum will eine Unicredit die Commerzbank übernehmen, ist der Aufschrei groß. Zeigt das nicht, dass man in Europa eben nicht bereit ist, größer zu denken?

Europa ist an vielen Stellen schon sehr weit. Auch wenn wir unseren eigenen Sektor nehmen. Wir selbst sind ein sehr europäisches Unternehmen. Wir haben 15.000 Mitarbeiter, von den sind 10.000 in Europa, 4000 in Deutschland, im Wesentlichen hier im Frankfurter Raum, aber auch in Leipzig. Wir haben aber auch 6000 außerhalb Deutschlands, an über 25 Standorten in Europa. Wir haben über 1000 in Luxemburg und in Prag. Wir haben über 500 in großen anderen Städten wie Kopenhagen und London. Überall dort betreiben wir unsere Infrastruktur. Wir sind Europäer, wir sind mit den Kunden in Europa angekommen und haben die für effiziente Kapitalmärkte notwendige Liquidität auf wenige Handelsplätze in Europa konzentriert.

Aber ist es nicht sonderbar, dass sich eine deutsche Bank nicht von einer italienischen übernehmen lassen will, weil man fürchtet, im Krisenfall würde sich eine europäische Bank dann auf ihren in dem Fall italienischen Heimatmarkt zurückziehen? Das widerspricht doch ihrem gerade ausgeführten europäischen Gedanken.

Es reicht nicht nur eine Kapitalmarktunion, sondern es bedarf auch einer Bankenunion. Auch das wird sicher richtigerweise in einer Gesamtlösung münden.

Das sah der hessische Ministerpräsident auf Ihrer Jahreseröffnung anders.

Die Banken sind alles gute Kunden von uns. Große Banken sind für uns positiv. Aber auch diejenigen, die an Innovationsthemen mit uns besonders intensiv zusammenarbeiten. Und da ist die Commerzbank aktiver Spieler mit Engagement. Wir haben bei 360X eine Partnerschaft mit der Commerzbank, was Tokenisierung angeht, für Kunst, Musikrechte oder Real Estate. Das ist ein Forschungsthema, und wir haben in der Commerzbank einen sehr wichtigen, guten Partner, mit dem wir da zusammenarbeiten.

Braucht es die Börse in einer digitalen Kryptovermögenswelt noch als Mittler, als Verwahrer, als Abwickler?

Wir haben über unsere digitale Plattform D7 mehr als 800.000 Wertpapiere emittiert, voll digitalisiert, und mehr als 22 Milliarden Euro Volumen da draußen, das täglich genutzt und gehandelt wird. Wir haben in 2021 Crypto Finance in der Schweiz gekauft. Wir haben damit die einzig wirklich funktionierende Kryptoverwahrung für institutionelle Kunden. Wir werden diese noch im ersten Halbjahr ganz traditionell über Clearstream zugänglich machen, wo jede Bank angeschlossen ist. Damit sind wir allen Wettbewerbern schon weit voraus.

Wenn die Abwicklung nicht mehr binnen zwei Tagen, sondern sofort erfolgte, bräuchte es die Börse gar nicht mehr.

Unsere Aufgabe ist die Technologieführerschaft. Das ist unsere Tradition. Die Deutsche Börse hat in den Neunzigerjahren als erste Börse vollelektronischen Aktienhandel ermöglicht. Clearstream ist nichts anderes als eine komplizierte Chemieanlage, in der Wertpapiere durchfließen. Solange wir technologisch führend sind, machen wir uns keine Sorge. Wir genießen Vertrauen. Wir sind erfahren darin, in regulierten Geschäften zu operieren. Wir liefern echtes Risikomanagement. Dreißig Jahre laufende Swaps werden immer eine Risikofrage haben: Was ist, wenn eine der zwei Seiten pleitegeht? Deswegen gibt es ein Clearing-Haus wie uns.

Die Fondsbranche als Ihr wichtiger Kunde hat gerade angekündigt, in Brüssel gegen Sie vorzugehen. Der Verband BVI bringt den Ärger über Ihre Preise für Daten und Indizes zum Ausdruck, weil Sie da ja noch eine gewisse Marktmacht haben und die nutzen.

Wir können nur Innovationsführer sein, wenn wir investieren. Viele unserer Themen bedürfen eines Investments über zehn Jahre hinweg. Da kommen Jahr für Jahr deutlich zweistellige Millionenbeträge zusammen, ohne Erträge zu generieren. Das geht nicht auf, wenn sie ein preisreguliertes Konzept haben, in dem wir Kosten plus fix verdienen. Dazu kommt, dass wir in Europa einen strategischen Fehler machen.

Wir lassen im Finanzbereich keine Datenökonomie zu. Finanzentscheidungen bedürfen guter Daten. Wenn man keine eigene Daten hat, dann ist man auf fremde Daten angewiesen. Es gibt den Fehler bereits im Kreditrating. Immer wieder hat Europa versäumt, zum richtigen Augenblick eigene Fähigkeiten aufzubauen. Im ESG-Rating haben wir zwei Milliarden Euro ausgegeben für die amerikanische ISS. Das haben wir gemacht, nachdem ISS wenige Jahre davor in München Oekom gekauft hat. Das war die einzige veritable europäische Ratingagentur im Bereich ESG und ist noch heute der Kern der Kompetenz.

Die Notwendigkeit einer europäischen Ratingagentur ist immer wieder erkannt worden.

Ich habe selbst immer wieder sehr viel Zeit damit verbracht. Deswegen ist es heute so wichtig, dass wir darüber nachdenken: Was sind die relevanten Kompetenzen der Zukunft?

Es gilt, früh eine Kryptokompetenz aufbauen. In Luxemburg gibt es viele Möglichkeiten, in der Schweiz haben wir Crypto Finance gekauft. Die Fristen für Lizenzen hier in Frankfurt waren sehr lang, um es mal höflich zu formulieren. Warum ist die institutionelle Vermögensverwaltungskompetenz bei uns deutlich unterentwickelt? Warum sitzen die alle in London oder Edinburgh? Warum sitzen die nicht hier in Deutschland? Man hat auch das bei Private Equity unterschätzt. Es gibt keine Standortpolitik für Private Equity. Warum sind wir in Frankfurt nicht der maßgebliche Private-Equity-Standort? Ein klarer Fokus auf die Wachstumsfelder ist hier entscheidend.

Bei ETFs haben Sie es geschafft, Frankfurt zum zentralen Handelsplatz in Europa zu machen.

Nicht nur mit Blick auf den Handelsplatz. Mit Clearstream sind wir der größte Abwickler von ETFs. Es war ein sehr fragmentiertes Geschäft mit viel Ineffizienz. Wir haben das gebündelt und damit Liquidität in die ETFs gebracht.

Aber jedes der 27 EU-Länder hat noch seinen eigenen Abwickler für Börsentransaktionen.

Es gibt 27 Gebäude. In Wirklichkeit findet es in zwei Institutionen nur statt. Vielleicht zweieinhalb – Clearstream ist einer der beiden großen Abwickler.

Sie sprachen den Aktienmarkt an. SAP, ihr europäischer Cloud-Partner neben den Amerikanern, ist so erfolgreich, dass die Aktie zu groß wird für den Dax. Wie sehr sorgt Sie die Gefahr einer möglichen Abwanderung?

Wenn Unternehmen wegziehen, hat das viele Facetten. Aufgrund der Managerbezahlung verlagern immer wieder Unternehmen auch von Großbritannien in die USA. Bauunternehmen gingen von der Londoner Börse nach Amerika, weil es riesige Aufträge gab. Auch ein Gasehersteller ist weggezogen. Warum? Auch wegen des Dax? Vielleicht. Aber ich glaube in Wirklichkeit, weil man einfach in Deutschland nicht mehr sehr präsent war.

Sie haben Einfluss auf den Dax.

Den Index passen wir dem an, was der Markt fordert, und nach Konsultation der Marktteilnehmer. Wir sind von zehn auf 15 Prozent Höchstgewichtung für Einzelwerte im Dax gegangen. Die institutionellen Investoren waren strikt dagegen. Sie hatten einen guten Grund, weil die Regulierung es ihnen nicht erlaubte, hier mit zu investieren. Sie bleiben auf zehn Prozent beschränkt. Deswegen ist die Anpassung dieser europäischen UCITS-Grenzen von zehn auf 20 Prozent überfällig. Wenn da nicht gehandelt wird, ist das unverzeihlich. Wir liefern Indizes in egal welchem Format. Es gibt den Dax ohne Kappung, mit Kappung, mit zehn Prozent Kappung und einen mit 20 Prozent Kappung. Das ist viel Auswahl.

Wäre der richtige Weg für Sie, die EU-Grenzen ganz aufzuheben?

Wenn Sie mit dem Konzentrationsrisiko umgehen können, sollten Sie Ihrem Vermögensverwalter sagen, dass Sie einen Dax ohne Kappung wollen. Wenn Sie aber in einen ETF investieren, dann hat der europäische Regulator eine Vorschrift erlassen, dass dieser ETF nur 20 Prozent haben darf für einen Wert, für andere Fonds nur zehn Prozent.

Die Börse ist selbst ein großes Dax-Unternehmen mit einer ganzen Menge Geld auf der hohen Kante. Jetzt machen Sie Aktienrückkäufe. Wie langweilig. Fällt Ihnen nichts anderes ein?

Die Grundlogik der Weiterentwicklung der Börse besteht seit 25 Jahren darin, konsequent Bausteine zu mehr Kapitalmarkteffizienz zu entwickeln, die für den Markt kritisch sind. Dabei geht es um Infrastruktur im Sinne von Skalierung und Standardisierung und um Kostenvorteile. An dieser Grundlogik wird sich nichts ändern.

Aber die Strategie des neuen Börsenchefs ist doch nicht einfach nur „Weiter so“. Oder doch?

Wir können in jedem unserer Gebiete weiter wachsen. Unsere Strategie ist voll intakt. In Feldern, in denen wir noch nicht groß genug sind, müssen wir groß genug werden.

Könnte man da auch noch etwas zukaufen?

Wir sehen uns immerzu um. Aber derzeit müssen wir die Integration von Zukäufen erst mal zu Ende bringen.

Neuer CEO, alte Frage. Kann die Börsenkonsolidierung in absehbarer Zeit wieder ein Thema werden?

Wir sind stolz, dass wir organisch so viel Konsolidierung erreicht haben.

Ihre Aktie steigt von Rekordhoch zu Rekordhoch. Dass Sie mit 48 zu 41 Milliarden Euro vor Ihrem alten Arbeitgeber der Deutschen Bank liegen, könnte Ihnen ein bisschen Genugtuung einbringen.

Unsere Bewertung ist immer im Kontext der Stabilität unseres Geschäftes zu sehen. Dazu gehören Qualität, Marge und Performance. Andere Unternehmen haben ihre ganz eigenen Bewertungsdynamiken.

Die Nachhaltigkeit haben Sie vorhin in Bezug auf Daten erwähnt. Als Großthema wirkt es derzeit nicht mehr so wichtig.

Wir haben unser Gespräch mit meiner Herkunft in den Tiroler Alpen begonnen. Der Klimawandel ist offensichtlich. Damit brauchen wir auch andere, qualitative Metriken, auch zur Nachhaltigkeit, was Investitionen und Steuerung von Investments angeht. Wenn eine 30-Jahres-Anleihe ausgegeben wird, muss über die Frage nachgedacht werden, ob dieses Unternehmen nachhaltig aufgestellt ist. Muss das mit so viel Bürokratie verbunden werden, wie es die EU vorsieht? Da hätte ich gleich zwei Fragezeichen. Aber am Grundtrend für mehr Nachhaltigkeit ändert sich doch nichts: Angesichts der Tatsache, dass die Sonne jeden Tag scheint, erscheint es mir sinnvoll, daraus Energie zu machen. Diese Wege sollten wir weitergehen.