Wie wäre die Welt derzeit auf eine Pandemie vorbereitet?

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Stand: 11.03.2025 16:25 Uhr

Vor fünf Jahren stufte die WHO Corona als Pandemie ein. Wäre die Welt heute besser auf eine Pandemie vorbereitet? WHO-Epidemiologin Van Kerkhove äußert sich dazu eher skeptisch – was auch mit Trump zu tun hat.

Kathrin Hondl

Zwei Monate nachdem China den ersten Todesfall gemeldet hatte, war bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf klar: Das neuartige Coronavirus verbreitet sich unkontrolliert und weltweit. Covid-19 ist eine Pandemie, wie WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am 11. März 2020 erklärte.     

Fünf Jahre danach ist die Bilanz bitter. Sieben Millionen Menschen weltweit sind laut WHO mit oder an Corona gestorben, über 700 Millionen infizierten sich mit dem Virus. Die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Pandemie sind für viele Menschen noch immer spürbar.

Epidemiologin: Bereit sein für nächste Pandemie

Und doch würde die Welt diese Pandemie am liebsten vergessen, sagt die Epidemiologin Maria Van Kerkhove, Leiterin der Covid-19-Bekämpfung bei der WHO. “Der kollektive Gedächtnisschwund ist verständlich, die Welt erlebt vielfältige Krisen, und die Vorbereitung auf kommende Pandemien gerät politisch in den Hintergrund.” Dennoch müsse man bereit sein für die nächste Pandemie, betont sie. “Die Frage ist nicht ob, sondern wann sie kommt.”

Für die WHO-Epidemiologin Van Kerkhove ist jetzt unter anderem entscheidend, mögliche Auslöser einer neuen Pandemie möglichst früh zu entdecken. Mit dem Klimawandel wachse das Risiko, dass sich bestimmte Krankheitserreger von Tieren auf Menschen übertragen. 

“Wir müssen uns vielfältig vorbereiten, brauchen starke Überwachungssysteme – nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere. Und besonders für den Kontakt zwischen Menschen und Tieren.” Es sei ein ganzheitlicher Ansatz nötig, so Van Kerkhove. Es gehe um “Zusammenarbeit von Umwelt- und Tierforschung und Human-Medizin für wirkliche Früherkennung.”

Sorge wegen US-Ausstieg aus der WHO

Möglich ist das aber nur, wenn tatsächlich international zusammengearbeitet wird – wenn alle Länder Informationen und Daten über Krankheitsausbrüche teilen. Der von Präsident Donald Trump zum Amtsantritt verkündete Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation und der Abbruch jeglicher Zusammenarbeit ist für die WHO-Chef-Epidemiologin ein Desaster. “Krankheitserreger scheren sich nicht um Grenzen.”

Van Kerkhove nennt Beispiele bereits jetzt bekannter Krankheiten: “Bei Ebola, dem Marburg-Virus, Mpox oder der Vogelgrippe müssen wir alle zusammenarbeiten. Meine größte Herausforderung ist momentan die totale Informationsblockade der USA.” Sie hoffe darauf, dass sich diese Situation schnell wieder ändere.

Pandemieabkommen noch immer nicht verabschiedet

Auch politisch ist die weltweite Vorbereitung auf ein besseres Pandemie-Management ins Stocken geraten. Mit einem internationalen Pandemieabkommen – so haben es die 194 WHO-Mitgliedsländer 2021 beschlossen – soll erreicht werden, dass Empfehlungen der Wissenschaft weltweit umgesetzt und Informationen geteilt werden.

Dabei geht es auch um Gerechtigkeit. Medikamente und Impfstoffe sollen künftig für alle Menschen verfügbar sein – in reichen wie in armen Ländern. Vergangenes Jahr sollte das Abkommen eigentlich verabschiedet werden. Aber die Einigung scheiterte – unter anderem am Widerstand einiger Pharmaindustrieländer im Streit um die Freigabe von Patenten. Seither wird weiterverhandelt. Der Ausgang ist ungewiss. 

“Wir müssen es besser machen”

“Je länger es dauert, desto schwieriger wird es”, sagt Maria Van Kerkhove. Es liege nun an den Mitgliedsstaaten.

Für die WHO sei klar: “Wir müssen es besser machen. Covid-19 hätte nicht so schlimm sein müssen, wie es war”, sagt sie. Das sei das Tragischste an diesem fünften Jahrestag. Es sei doch im Interesse aller, wenn es wieder passiert, einen weltweiten Shutdown verhindern.