Wenn Vorstandschef Guido Kerkhoff durch die Räume der neuen Firmenzentrale von Klöckner & Co führt, dann finden sich die Produkte seines Unternehmens fast überall: In den Metall-Umrandungen der Deckenlampen, in Eisengittern oder Stahleinfassungen grüner Zimmerpflanzen – Grünstahl mal im wahrsten Sinne des Wortes. Im Konferenzraum „Schweiz“ durfte die Schweizer Konzerngesellschaft Debrunner Koenig Einrichtungs-Regie führen – man erkennt es etwa am stylischen Beistellschränkchen der Büromöbelmarke USM, die von Debrunner Koenig mit Blechen beliefert wird. Der Konferenzraum „USA“ hingegen hängt voller Football-Bilder. „Mir gefällt sowas“, sagt Kerkhoff. „Räume einrichten, Architektur, Design – das ist mein Ding.“
Seit kurzem erst ist „Klöco“ ein Düsseldorfer Unternehmen. Vom arg in die Jahre gekommenen Duisburger „Silberpalais“ mit Blick auf die rauchenden Schlote des Thyssenkrupp-Stahlwerks, ist der S-Dax-Konzern in die Airport-City der nordrhein-westfälischen Hauptstadt umgezogen. Hier belegt er nun zwei Büroetagen mit modernen Open-Space-Büros. Daran zeigt sich auch ein Stück des Wandels, den das fast 120 Jahre alte Traditionsunternehmen durchläuft. „Wer über uns spricht, redet bis heute meist vom ,Duisburger Stahlhändler Klöckner‘, aber das stimmt längst nicht mehr“, sagt Kerkhoff. Viel besser treffe es mittlerweile die Bezeichnung „Internationaler Metallverarbeiter mit Sitz in Düsseldorf“.
Tatsächlich macht Klöckner & Co mittlerweile weit mehr als die Hälfte seines Geschäfts in Nordamerika und, wie die an diesem Mittwoch veröffentlichten Bilanzzahlen für das Jahr 2024 zeigen, stemmt sich das Unternehmen in dieser Region auch besser gegen den extrem schwierigen Markttrend als in Europa. „Dort sind wir organisch im Absatz gewachsen – gegen den Markt“, sagt Kerkhoff. Auch „Stahlhändler“ ist Klöco immer weniger und transformiert sich zunehmend in Richtung der so genannten Anarbeitung. „Dadurch reduzieren wir die Volatilität, die im Handelsgeschäft mit seinen stark schwankenden Preisen steckt“, sagt Kerkhoff. Machte der Stahlhandel 2023 noch 29 Prozent des Umsatzes aus, lag er 2024 nur noch bei 19 Prozent. Und hier soll auch der Fokus für 2025 liegen: „Das traditionelle Stahlhandelsgeschäft weiter reduzieren und dafür die höherwertige Metallverarbeitung und das Service Center-Geschäft ausbauen“, so nennt es Kerkhoff.
Ein „schwieriges wirtschaftliches Jahr“
Ansonsten hat Kerkhoff über 2024 wenig Gutes zu berichten und muss ein weiteres Verlustjahr vermelden, vor allem wegen „stark fallender Stahlpreise“. Er spricht von einem „schwierigen wirtschaftlichen Jahr“. Unterm Strich schrieb Klöco einen Verlust von rund 176 Millionen Euro nach einem Minus von 191 Millionen ein Jahr zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz um rund fünf Prozent gesunken und lag bei 6,6 Milliarden Euro. Auch beim operativen Gewinn vor wesentlichen Sondereffekten (Ebitda) ist ein klarer Rückgang zu sehen; Klöco vermeldet 136 Millionen Euro nach 190 Millionen im Vorjahr. Die Dividende soll trotz allem stabil bleiben – bei 20 Cent je Aktie.
In die nähere Zukunft blickt Kerkhoff trotzdem optimistisch. Zu den in der vergangenen Nacht in den USA in Kraft getretenen Zöllen sagt der Unternehmenslenker, diese erhöhten zwar den Inflationsdruck in den USA. „Doch erst einmal werden die dort aktuell steigenden Preise unseren Ergebnissen in den kommenden Quartalen Auftrieb verleihen.“ Auch erwartet er für das laufende Jahr eine steigende Nachfragedynamik. Nicht zuletzt hofft er, auch in Europa von höheren Ausgaben für Verteidigung und Investitionen in Infrastruktur profitieren zu können. Eine „deutliche Absatz- und Umsatzsteigerung“ verspricht Klöco daher für 2025, sowie einen deutlich steigenden operativen Gewinn vor Sondereffekten. Letzteren allerdings nur unter der Annahme, „dass sich die im Jahr 2024 eingetretenen signifikanten negativen Preiseffekte nicht wiederholen werden“.