Zölle auf Alkohol aus Europa: Trump droht dem Champagner

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Europas Alkoholindustrie ist ins Zentrum des transatlantischen Handelsstreits geraten. Amerikas Präsident Donald Trump kündigte am Donnerstag drastische Zölle an, sollte die EU nicht von den 50-Prozent-Zöllen auf Whisky absehen. „Die USA werden schnell Zölle von 200 Prozent auf alle aus Frankreich und anderen EU-Ländern importierten Weine, Champagner und Spirituosen einführen“, drohte er auf seinem Onlinenetzwerk „Truth Social“. „Das wird sehr gut für den Wein- und Champagnersektor in den USA sein“, fügte er hinzu – ungeachtet der Tatsache, dass Schaumwein nur „Champagner“ heißen darf, wenn er im französischen Anbaugebiet um Reims, Troyes und Epernay produziert wurde.

Die Drohung hinterließ an der Börse Spuren. Der Aktienkurs von LVMH , dessen Wein- und Spirituosensparte 27 große Alkoholmarken wie Moët-Champagner und Hennessy-Cognac umfasst, gab am Donnerstag um knapp zwei Prozent nach. Bei Pernod Ricard, Mutterkonzern der Champagnermarken G.H. Mumm und Perrier-Jouët und der Cognac-Marke Martell, betrug das Minus rund drei Prozent. Das galt in ähnlicher Weise für die Rémy-Cointreau-Gruppe, zu der die Cognac-Marken Rémy Martin und Louis XIII gehören, und den italienischen Konzern Davide Campari-Milano, der sich unlängst die Cognacbrennerei Courvoisier einverleibt hat.

Die Amerikaner haben mehr eingelagert

Die Börsenreaktion kommt nicht von ungefähr. Amerika ist für die europäische Alkoholindustrie ein immens wichtiger und für Frankreichs Wein- und Spirituosenhersteller sogar der mit Abstand wichtigste Exportmarkt. Das gilt für die Menge an dorthin verkauften Flaschen und im Ausmaß noch mehr für den Wert der Ausfuhr. Im Jahr 2023 – Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor – waren es rund 27 Millionen Flaschen Champagner und damit nur etwas mehr als die 25,5 Millionen, die in den zweitgrößten Exportmarkt Großbritannien gingen.

Der Wert des US-Exports lag mit 810 Millionen Euro weit höher als die 550 Millionen Euro in Großbritannien erlösten Verkäufe. Insgesamt 299 Millionen Flaschen Champagner waren 2023 abgesetzt worden, davon 57 Prozent im Ausland; die Nachfrage auf dem französischen Heimatmarkt ist seit Jahren rückläufig, während günstigere Schaumweine wie Prosecco oder Cava immer beliebter werden.

Für die Hersteller von Cognac ist die Lage noch brenzliger. Hier beträgt der Exportanteil sogar rund 98 Prozent, weil die Franzosen den Branntwein aus der Region nördlich von Bordeaux selbst kaum noch trinken. Vor allem aber litt die Cognac-Industrie schon unter der Konsumflaute in China und den Zöllen, die Peking im Herbst in Reaktion auf die EU-Autozölle verhängt hat. Sie betragen bis zu 39 Prozent auf Branntwein aus der EU.

Dass sich zu diesen Problemen nun auch noch hohe Zollbarrieren in Amerika gesellen, trifft die Branche empfindlich. Nach Angaben einer Sprecherin des Cognac-Verbands standen die USA im vergangenen Jahr mengenmäßig für rund 41 Prozent und wertmäßig für 36 Prozent des Cognac-Absatzes. In den vergangenen Monaten waren in Erwartung möglicher Zollerhöhungen schon vermehrt Lagerbestände in den USA aufgestockt worden, berichten Branchenvertreter.