Unicredit darf ihren direkten Aktienanteil an der Commerzbank von bisher knapp 10 Prozent auf 29,9 Prozent aufstocken. Die Europäische Bankenaufsicht habe die dafür erforderliche mehrmonatige Prüfung (Inhaberkontrollverfahren) positiv beendet, teilte die italienische Bank am Freitagmorgen mit.
Allerdings dämpfte Unicredit in einer Pressemitteilungen die Erwartungen, dass sie nun schnell mit dem Ausbau ihrer Beteiligung vorankommen werde. Es fehlten noch weitere behördliche Zustimmungen, etwa vom Bundeskartellamt. Außerdem werde Unicredit warten, bis eine neue Bundesregierung im Amt ist, um mit ihr in einen „konstruktiven Dialog“ zu treten.
Plötzlich waren es mehr als 9 Prozent
Die alte Bundesregierung hatte im September 2024 erstmals seit dem Einstieg des Staates in der Finanzkrise 2008/2009 in die Commerzbank Aktien des zweitgrößten börsennotierten Kreditinstituts verkauft – sie gingen als Paket an Unicredit. Zuvor hatte Unicredit – angeblich ohne das Wissen von Bundesregierung und Commerzbank – schon einen Anteil von mehr als 4 Prozent an der Commerzbank über die Börse aufgekauft.
Damit hielt Unicredit plötzlich mehr als 9 Prozent an der Commerzbank. Unicredit-Chef Andrea Orcel betonte zwar immer wieder, er könne die Aktien auch wieder verkaufen. Aber der gewiefte Investmentbanker ließ wenig Zweifel aufkommen, dass er einen kompletten Erwerb der Commerzbank anstrebt. Die Bundesregierung und der Commerzbank-Vorstand nannten das Vorgehen nach wenigen Wochen feindlich.
Dennoch hat sich Unicredit über Derivate und Finanzgeschäfte offenbar befreundeter oder damit beauftragter Banken wie Barclays, Jefferies und Citigroup den Zugriff auf weitere 18,5 Prozent der Aktien an der Commerzbank gesichert. Mit dem erfolgreichen Ablauf des Inhaberkontrollverfahrens, das aus Sicht der Unicredit-Führung die finanzielle Stärke der Bank belegt, kann die italienische Bank nun diese Derivate in eine direkte Aktienbeteiligung wandeln – wenn die weiteren behördlichen Zustimmungen folgen. Für die übrigen Commerzbank-Aktionäre ändert sich zunächst aber nichts. Denn ein Übernahmeangebot ist erst erforderlich, falls Unicredit ihren Anteil auf mehr als 29,9 Prozent aufstockt.
Eine Entscheidung, ob Unicredit wirklich einen Zusammenschluss mit der Commerzbank anstrebe, werde wohl nicht mehr in diesem Jahr fallen, hieß es am Freitag in der Mitteilung von Unicreidt. „Als Aktionär sind wir zufrieden, dass unser Investment einige positive Entwicklungen bei der Commerzbank angestoßen hat, die zusammen mit dem jüngsten positiveren Blick auf die deutsche Wirtschaft zu einem substanziellen Kursanstieg der Aktie geführt hat.”