Mandy Capristo machte mentale Gesundheit zu ihrem Herzensprojekt. Im Interview mit t-online verrät sie, wie es ihr gelingt, besser auf sich selbst aufzupassen.
Mandy Capristo, die bereits als Teenagerin mit der Band Monrose große Erfolge feierte, hat eine beeindruckende Reise hinter sich – eine Reise, die sie dazu brachte, sich selbst und ihre Bedürfnisse neu zu entdecken. “Meine Leidenschaft wurde zu Druck”, beschreibt sie den Wendepunkt in ihrem Leben.
Damals wurde ihre große Liebe, die Musik, zu einer Belastung. Als die Bühne und der Erfolg immer mehr von ihr forderten, bekam sie psychische Probleme. “Ich war so darauf getrimmt, zu funktionieren, dass ich meinen wirklichen Emotionen keinen Raum gegeben habe”, sagt sie im Interview mit t-online im Rahmen des “Dove und Alverde Inspirationstags” in Karlsruhe.

Doch der Körper zog irgendwann die Notbremse. Panikattacken übermannten sie regelmäßig – ein unübersehbares Warnsignal, das sie zwang, innezuhalten. Capristo begann, sich intensiv mit dem Thema mentale Gesundheit auseinanderzusetzen. Neben therapeutischer Unterstützung fand sie in Meditation, Breathwork und bewusster Ernährung neue Wege, um zu sich zurückzufinden. “Ich habe gelernt, softer mit mir selbst umzugehen, auch in meinen Worten mit mir”, erklärt sie. Loslassen, Neuausrichten und dabei gut auf sich selbst aufpassen – so gelang es der Sängerin, ihre Balance zurückzugewinnen.
Dazu gehört für die 34-Jährige auch das Hinterfragen ihres Nutzungsverhalten der sozialen Medien. “Es fällt mir nach wie vor nicht leicht, einen gesunden Umgang mit Social Media zu finden”, gibt sie offen zu. Während sie die Anfänge von Plattformen wie Facebook und Instagram als authentisch und verbindend empfand, kritisiert sie die heutige Entwicklung: “Social Media hat sehr vielen Menschen beigebracht, sich zu vergleichen. Oder ihnen einzureden, dass ihr Leben nicht gut genug ist.”
Deshalb versuche sie, Social Media bewusst zu nutzen. Sie verbringe wenig Zeit auf den Plattformen und plädiert für einen realistischen Blickwinkel: “Man muss bei sich bleiben und dankbar sein für das Leben, das man hat.” Dabei erkennt sie, dass der Druck, den die digitale Welt auf viele Nutzer ausübt, insbesondere junge Menschen treffen kann – eine Erkenntnis, die auch in ihr Projekt “The Felice Company” (“felice” ist italienisch und bedeutet “glücklich”, man spricht es “felitsche” aus) eingeflossen ist.

Diese Initiative entstand aus Capristos sehr persönlichem Bedürfnis heraus, etwas Größeres zu schaffen. “Ich wollte auf einer anderen Ebene als mit der Musik etwas Sinnhaftes machen. Mit einem Thema, bei dem es um Menschen geht”, erklärt sie. “The Felice Company” ist mittlerweile zu einer Bewegung gewachsen, die sich für mentale Gesundheit und Wellbeing einsetzt.
Die Gründerin hat damit eine bestimmte Vision vor Augen: Prävention statt Reaktion. Sie möchte Kindern und Jugendlichen Werkzeuge an die Hand geben, um ihre mentale Gesundheit zu stärken, bevor es zu ernsten Problemen wie Burnout oder Depression kommt. “Wir wollen die Schulter zum Anlehnen sein und Tools an die Hand geben, um die mentale Gesundheit der Kinder zu unterstützen”, sagt sie.
Wenn sie erzählt, strahlt Mandy Capristo eine Ruhe und Gelassenheit aus, die sie lange Zeit nicht spüren konnte. Man merkt ihr an, dass sie längst nicht mehr “die Junge von Monrose” ist, sondern eine gereifte Frau mit ganz klaren Vorstellungen, die sich auf das Wesentliche konzentriert: ein Leben im Einklang mit den eigenen Werten. “Es ist okay, einen Gang herunterzuschalten. Es ist okay, softer mit sich selbst zu sein”, so Capristo.