Currywurst des Konzerns bald im Supermarkt

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Kult, Bestseller-Status, globale Ikone“ – na, worüber könnte der Personalchef von Volkswagen hier wohl sprechen? Tipp: Es hat keine Räder und auch keinen Motor. Nein, Gunnar Kilian belobigt vergangene Woche in einem Beitrag der Plattform Linkedin die VW-Currywurst, die auf dem besten Weg ist, das Auto als meistverkauftes Produkt des Wolfsburger Konzerns abzulösen.

Im vergangenen Jahr verkaufte Volkswagen nur noch rund 9 Millionen Fahrzeuge. Am Dienstag meldete der Konzern einen Gewinneinbruch von mehr als 30 Prozent, die Dividende soll um ein Drittel gekürzt werden.

Dagegen verkaufte VW 8,5 Millionen Currywürste – ein neuer Rekord. Die Wolfsburger wissen um das Potential der Wurst und vermarkten sie entsprechend, haben ihr eine Originalteilnummer (199 398 500 A) verpasst und fertigen sie in einer eigenen Metzgerei. „Doch wir ruhen uns nicht aus: Unser nächster Currywurst-Coup ist bereits in Arbeit!“, schreibt Personalvorstand Kilian weiter. Genaueres ist dem Beitrag nicht zu entnehmen.

Aufmerksame Radiohörer allerdings konnten dem Currywursträtsel auf die Spur kommen. So verriet Kantinenchef Markus Greiner dem Sender „Antenne Niedersachsen“ kürzlich: „Wir werden jetzt dann sogar mit einer Variante in den Einzelhandel gehen, wo wir die sogar geschnitten in der Currysauce anbieten, zum Zu-Hause-Erhitzen oder im Büro.“

Die Currywurst ist politisch

Neu ist diese Idee freilich nicht, die prominenteste Plastikschale dürfte „Curry King“ von Meica sein, die seit 2002 in den Kühlregalen steht. In einigen Supermärkten in Wolfsburgs Umgebung sind auch Wurst und Soße von VW bereits einzeln erhältlich – zudem kann man sie bei manchen Händlern im Internet bestellen. Wann und wo genau das Fertiggericht verfügbar sein wird, dazu wollte man sich bei VW diese Woche noch nicht äußern.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Unternehmen seinen Kantinenklassiker neu denkt. Die VW-Currywurst ist seit jeher politisch, in ihrer glänzenden, roten Sauce spiegelt sich so manche gesellschaftliche Veränderung. So gibt es sie inzwischen als reine Rindswurst, womit sie auch Muslime essen können, eine vegane Variante wird ebenfalls angeboten, damit allen Tierliebhabern gedient ist.

Nicht jede Veränderung allerdings erfährt Zuspruch. Als Volkswagen 2021 die Kantine des sogenannten Markenhochhauses auf vegetarische Kost umstellen wollte, wähnten die Liebhaber der Currywurst den Anfang vom Ende. Bekanntlich mischte sich sogar Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) ein: Das hätte es nicht gegeben, säße er noch im Aufsichtsrat des Konzerns, wetterte er damals. „Currywurst mit Pommes ist einer der Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion. Das soll so bleiben.“ Sogar einen Hashtag ersann der heute Achtzigjährige: #rettetdieCurrywurst. Und tatsächlich nahm VW Fisch und Fleisch rund zwei Jahre später wieder in den Speiseplan der Kantine auf.

Gut möglich, dass die Verkaufszahlen der Currywürste bald an den Autos vorbeiziehen. Bleibt nur die Frage, ob das dann eine gute oder eine schlechte Nachricht für die Wolfsburger wäre.