Der Vatikan hat am Wochenende überraschend einen Plan für die Fortsetzung der von Papst Franziskus angestoßenen Reformen in der Weltkirche veröffentlicht. Danach soll noch in diesem Monat eine Art Fahrplan aufgestellt werden, an dessen Ende im Oktober 2028 eine „Kirchenversammlung im Vatikan“ steht. Den Zeitplan für diesen „ausführenden“ Teil der Weltsynode gab deren einflussreicher Generalsekretär, der maltesische Kurienkardinal Mario Grech, in einem am Samstag veröffentlichten und vom Papst gebilligten Schreiben bekannt.
Papst Franziskus hatte die Kirche und ihre rund 1,4 Milliarden Gläubigen im Oktober 2021 auf den Weg eines als Weltsynode bezeichneten Reformprozesses mit offenem Ausgang geschickt. Die Weltsynode, die mit dem bereits im Dezember 2019 begonnenen „Synodalen Weg“ der deutschen Bischöfe faktisch konkurrierte, kam im Oktober 2024 im Vatikan mit einer Versammlung von Bischöfen und Laien zu ihrem vorläufigen Ende. Auch der nächste Reformschritt – die „Ausführung“ der im Oktober gefassten Beschlüsse – soll wieder in einem Prozess von unten nach oben erfolgen.
Franziskus will wohl sein Vermächtnis festigen
Danach sollen von Juni 2025 bis Dezember 2026 zunächst „Umsetzungswege in den Ortskirchen und ihren Gruppierungen“ unternommen werden, wie es in Grechs Schreiben heißt. Als erster Zwischenhalt auf diesem weiteren Weg dient das „Jubiläum der Synodenteams und Beteiligungsgremien“ in Rom vom 24. bis 26. Oktober 2025 im Rahmen des Heiligen Jahres 2025.
Im ersten Halbjahr 2027 sollen „Evaluierungsversammlungen in den Diözesen und Eparchien“ stattfinden, bei welchen die Erfahrungen „an der Basis“ gesammelt und bewertet werden sollen. Im zweiten Halbjahr 2027 finden dann vergleichbare Evaluierungsversammlungen in den nationalen und internationalen Bischofskonferenzen statt, es folgen im ersten Halbjahr 2028 schließlich „kontinentale Evaluierungsversammlungen“. Im Juni 2028 soll vom Synodensekretariat im Vatikan das „Instrumentum Laboris“ (Arbeitspapier) für die Kirchenversammlung im Oktober 2028 vorgelegt werden.
Das Schreiben Grechs legt nahe, dass in dieser abschließenden Versammlung die Stimme von Laien und Frauen ein noch größeres Gewicht haben soll. Dass der Papst den Fahrplan für die Fortsetzung der Weltsynode veröffentlichen lässt, während er nach gut vier Wochen Krankenhausaufenthalt noch immer wegen einer Lungenentzündung behandelt wird, ist ein Indiz dafür, dass Franziskus das Vermächtnis seines Pontifikats festigen und – gemeinsam mit Gefolgsleuten im Vatikan – den synodalen Reformprozess weiter gestalten will.