DBAG stellt Edelmakler von Poll ins Schaufenster

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In der Maklerbranche bahnt sich eine namhafte Transaktion an: Der auf teure Lagen spezialisierte Vermittler von Poll steht nach Informationen der F.A.Z. zum Verkauf. Der Finanzinvestor DBAG als jetziger Mehrheitseigner habe die Investmentbank William Blair beauftragt, den Markt nach möglichen Interessenten zu sondieren, verlautet aus Finanzkreisen. Mehrere Parteien seien schon angesprochen worden. DBAG lehnte auf Anfrage eine Stellungnahme ab.

Von Poll konkurriert als Edelmakler in Deutschland mit Engel & Völkers . Beide profitierten von der viele Jahre andauernden hohen Immobiliennachfrage in den Großstädten, die vor drei Jahren abflaute. Auch der prominente Konkurrent liegt in Händen von Private Equity: Permira übernahm an Engel & Völkers (E&V) im Jahr 2021 etwa 60 Prozent.

Von Poll – im Jahr 2000 in Frankfurt gegründet und hier ansässig – betreibt mehr als 400 Standorte: fast alle über örtliche Partner, welche die Geschäftsstellen betreiben. Die meisten Filialen liegen in Deutschland, die Gesellschaft operiert aber auch im weiteren deutschsprachigen Raum, einschließlich Luxemburg und in Spanien, Ungarn, Italien, den Niederlanden und Frankreich. Auftraggeber seien „Eigentümer wertbeständiger Immobilien in den begehrten Wohn- und Geschäftslagen“, heißt es in der Selbstdarstellung.

Immobilienmarkt erholt sich

Ein abrupter Zinsanstieg brachte den Immobilienmarkt vom Jahr 2022 an unter Druck. Zuletzt zog der Markt aber wieder an. Von Poll vermittelte im Jahr 2024 mit 6345 Objekten nach eigenen Angaben knapp ein Fünftel mehr als im Jahr zuvor. Das Transaktionsvolumen von Immo­bilien mit Millionenwert stieg deutlich überproportional zum gesamten Geschäft an. Die Gruppe steigerte ihren Umsatz um gut ein Fünftel auf 149 Millionen Euro. Zum Unternehmen gehören noch Sparten unter anderem für Immobilienfinanzierung, Gewerbeimmobilien und Hausverwaltung.

Seit zwölf Monaten sei wieder ein guter Zeitpunkt, um Immobilien zu kaufen, sagte Daniel Ritter, geschäftsführender Gesellschafter der Von Poll Immobilien GmbH, kürzlich in einem Gespräch mit der F.A.Z. über den Heimatstandort Frankfurt. Die Kosten für die Modernisierung oder den Neubau von Häusern und Eigentumswohnungen würden nicht mehr sinken, führte er zur Begründung an. „Die Zinsen werden sich in den nächsten zwei Jahren vielleicht noch mal um einen halben Prozentpunkt nach un­ten oder nach oben bewegen, das macht aber keinen großen Unterschied beim Immobilienkauf.“

Das Unternehmen arbeitet im Franchise-Prinzip: „Nahezu alle“ Läden würden von selbständigen Vertriebspartnern betrieben, heißt es nach eigenen An­gaben. Die Filialen bekommen aus der Zentrale Unterstützung im Marketing, beispielsweise durch digitale Werkzeuge und Technik und Weiterbildungen.

Maklerfirmen begehrt bei Finanzinvestoren

DBAG hatte 2018 etwa 80 Prozent an von Poll erworben, die vorherigen Gesellschafter blieben „signifikant beteiligt“, wie es seinerzeit hieß. Damals war zudem noch die Rede davon, dass das Unternehmen irgendwann an den Kapitalmarkt gehen solle. Man habe in DBAG jetzt einen Partner, „der uns bei unserem mittelfris­tigen Ziel eines Börsengangs begleitet“, ließ sich Ritter in einer Mitteilung zi­tieren.

Das Thema scheint über die Jahre versandet zu sein, das Kapitalmarktumfeld wird offenbar nicht mehr als attraktiv angesehen, zumal für einen relativ kleinen Börsengang. Beim Erwerb 2018 soll DBAG etwa das Neunfache des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) als Unternehmenswert veranschlagt haben. Die Frage ist, wie sich der Faktor für einen Dienstleister mit Immobilienbezug seitdem entwickelt hat. Das Ebitda soll momentan bei mehr als 15 Millionen Euro liegen. Als gesichert darf ein klar im dreistelligen Millionenbereich liegender Unternehmenswert angenommen werden.

Als Permira 2021 beim Konkurrenten E&V einstieg, wurde das Gesamtunternehmen nach damaliger Aus­kunft aus Finanzkreisen mit etwa 700 Millionen Euro bewertet – einschließlich Schulden, die in dem Unternehmen niedrig liegen sollen. Wie üblich wurde ein Teil der Geschäftsleitung beteiligt, den Rest behielt die Familie Völkers.

E&V, 1977 gegründet, arbeitet ebenfalls über ein Franchisesystem, sitzt in Hamburg und betreibt nach eigenen Angaben rund 1000 Standorte. Die Gesellschaft hatte kürzlich mit Razzien zu tun: Beamte des Hauptzollamts Bielefeld durchsuchten im Auftrag der Staatsanwaltschaft Bielefeld einige Geschäftsräume, wie das Unternehmen bestätigte. Es gehe um Vorwürfe rund um den Verdacht der Scheinselbständigkeit bei einem Lizenznehmer; das Unternehmen kooperiere voll. Bei von Poll gab es dem Vernehmen nach keine Razzien.