Umleitung am Herzen
Wie eine Bypass-Operation abläuft und wie gefährlich sie ist
Aktualisiert am 18.03.2025 – 09:16 UhrLesedauer: 6 Min.

Ein Bypass ist eine Art “Umgehungsstraße”, die Engstellen in den Gefäßen überbrückt – etwa in den Herzkranzgefäßen. Wie eine solche Operation abläuft.
Herzerkrankungen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen weltweit. Besonders die koronare Herzkrankheit kann gefährlich werden, wenn verengte oder blockierte Gefäße die Blutversorgung des Herzens einschränken. In vielen Fällen kann eine Bypass-Operation helfen. Doch wann ist ein solcher Eingriff notwendig, wie verläuft er und welche Risiken können auftreten? Die Antworten finden Sie hier.
Das englische Wort Bypass bedeutet wörtlich übersetzt “Umgehung”. Meist kommt er bei Engstellen der Herzkranzgefäße (Koronararterien) zum Einsatz. Haben sich diese Gefäße durch Ablagerungen verengt oder komplett verschlossen, bekommt der Herzmuskel nicht mehr ausreichend Sauerstoff. Das schränkt die körperliche Belastbarkeit ein und kann zu Engegefühl in der Brust und Atemnot führen. Langfristig kann ein Herzinfarkt die Folge sein.
Ein Bypass steuert dagegen, indem er die Engstellen überbrückt und die Blutversorgung des Herzens verbessert. Insgesamt gehört die Bypass-Operation zu den häufigsten herzchirurgischen Eingriffen.
Der Bypass selbst besteht aus körpereigenem Gewebe – also intakten Blutgefäßen, die als “Brücke” dienen. Meist wählt der Chirurg dazu eine Brustwandarterie (Arteria mammaria interna), eine oberflächliche Beinvene (Vena saphena magna) oder eine Arterie des Armes (Arteria radialis).
Manchmal kommen Bypässe auch bei Gefäßverschlüssen in den Beinen zum Einsatz: bei der sogenannten peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), auch Schaufensterkrankheit genannt. Mehr dazu lesen Sie hier.
Eine Bypass-Operation erfordert eine sorgfältige Vorbereitung. Zunächst untersucht das medizinische Fachpersonal das Herz und die umgebenden Gefäße mit einem Herzkatheter. Dieser besteht aus einer winzigen Kamera an einem dünnen Schlauch, den die Untersuchenden durch die Blutgefäße schieben. So können sie sehen, wo genau die Engstellen liegen und wie sie beschaffen sind.
Zusätzlich überprüft ein Kardiologe das Herz im Vorfeld mit einem Ultraschallgerät. So lassen sich zusätzliche Herzerkrankungen (etwa der Herzklappen) entdecken, die das Chirurgenteam bei der Operation gegebenenfalls direkt mitbehandelt. Darüber hinaus untersuchen die Ärzte mit einer speziellen Ultraschallmethode, dem Doppler-Ultraschall, die hirnversorgenden Gefäße im Hals. Bei Bedarf werden auch die Beinvenen und Armarterien begutachtet, die als Material für den Bypass infrage kommen.
Auch eine Blutuntersuchung, ein Elektrokardiogramm (EKG) sowie eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs (Röntgen-Thorax) gehören zu den vorbereitenden Untersuchungen im Vorfeld einer Bypass-OP. Anhand der Ergebnisse entscheidet das Ärzteteam, ob eine Operation am offenen Herzen nötig ist oder ob ein kleinerer (minimalinvasiver Eingriff) die bessere Wahl ist.
Erfolgt die Bypass-Operation am offenen Herzen, ist eine Vollnarkose nötig. Sobald die Narkose Wirkung zeigt, öffnet der Chirurg das Brustbein mit einem mittigen Längsschnitt. Zur gleichen Zeit entnimmt gegebenenfalls ein weiteres Mitglied des OP-Teams mit möglichst kleinen Schnitten die geplanten Blutgefäße aus dem Arm oder Bein.
Das Herz selbst legen die Ärzte – je nach OP-Technik – vorübergehend still. Die Arbeit des Organs übernimmt in der Zeit eine Herz-Lungen-Maschine. Sobald es nicht mehr schlägt, setzt der Herzchirurg den Bypass. Bei einem Gefäßverschluss am Herzen wird für das Transplantat in den meisten Fällen entweder eine Beinvene oder eine Armarterie genutzt. Danach wird das passende Gefäßstück vernäht – an einem Ende mit der Hauptschlagader (Aorta), am anderen mit dem betroffenen Herzkranzgefäß.
Ist die vordere absteigende Koronararterie verschlossen, dient meist die linke Brustwandarterie, Arteria mammaria interna, als “Umleitung” Fachleute sprechen von einem LIMA-Bypass. Dieser Bypass hat den Vorteil, dass die genutzte Arterie direkt transplantiert werden kann, ohne zunächst ein Teilstück entfernen zu müssen. Sie liegt nahe am Herzen und entspringt an der Schlüsselbeinarterie, wo sie für den Bypass auch verbleibt. Der Herzchirurg verbindet lediglich das untere Ende der Brustwandarterie mit dem vorderen Koronargefäß.