Wenige Tage vor seiner geplanten Ernennung zum Präsidentschaftskandidaten der größten Oppositionspartei in der Türkei ist der Istanbuler Bürgermeister Ekrem İmamoğlu verhaftet worden. Das wurde der Deutschen Presse-Agentur aus dem Umfeld des wichtigen Kontrahenten von Staatschef Recep Tayyip Erdoğan bestätigt. Das Büro des Gouverneurs der Provinz Istanbul verhängte zudem eine viertägige Demonstrations-, Versammlungs- und Nachrichtensperre bis Sonntag.
Zuvor hatte die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichtet, gegen İmamoğlu sei Haftbefehl erlassen worden. Ihm werde Anadolu zufolge unter anderem die Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation und Korruption vorgeworfen
Imamoglu veröffentlichte am Morgen auf der Plattform X ein Video, in dem er davon sprach, dass Hunderte Polizisten vor seiner Haustür stünden. „Wir befinden uns im Angesicht einer großen Tyrannei“, schrieb er dazu. Er werde aber nicht aufgeben.
Eine offizielle Bestätigung für die Festnahme des Politikers der regierungskritischen Partei CHP gab es zunächst nicht. Die größte Oppositionspartei wollte ihn eigentlich am Sonntag offiziell zu ihrem Kandidaten für die nächste reguläre Präsidentschaftswahl im Jahr 2028 ernennen.
Tags zuvor war İmamoğlu sein Universitätsabschluss von der Istanbul-Universität aberkannt worden. Ein solcher ist Voraussetzung für die Kandidatur für das Präsidentenamt. Hintergrund der Annullierung soll ein unrechtmäßiger Universitätswechsel sein. Auch 27 weiteren Personen wurde der akademische Grad laut TRT im Zuge der Entscheidung nun aberkannt. İmamoğlus Anwalt Kemal Polat sagte der dpa, Imamoglu könne erst dann nicht als Präsidentschaftskandidat antreten, wenn alle Rechtswege gegen die Entscheidung ausgeschöpft seien.
İmamoğlu ist seit April 2019 Bürgermeister Istanbuls. Im vergangenen Jahr wurde er für das Amt wiedergewählt.