Israel: Polizei nimmt FAZ-Korrespondenten fest

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Der Korrespondent der F.A.Z. für Israel und die palästinensischen Gebiete, Christian Meier, ist bei Recherchen im Westjordanland am Freitag festgenommen und erst nach mehreren Stunden wieder freigelassen worden. Siedler hatten ihn und weitere Journalisten sowie eine Gruppe israelischer Menschenrechtsaktivisten auf palästinensischem Privatland an der Weiterfahrt gehindert. Videoaufnahmen zeigen, dass die Siedler aus einem auch nach israelischem Recht illegalen „Außenposten“ sich bedrohlich verhielten, während Meier und die übrigen Anwesenden passiv blieben.

Die von der Gruppe gerufene israelische Polizei sicherte schließlich die Weiterfahrt, nahm aber Meier und einen der Israelis fest, offenbar auf Drängen der Siedler und ohne Befragung der übrigen Anwesenden. Nach mehreren Stunden auf einer Polizeiwache wurde Meier unter der Auflage entlassen, dass er fünfzehn Tage lang das Westjordanland nicht betritt. Er unterzeichnete die Vereinbarung, gab aber zu Protokoll, dass er die Auflage für inakzeptabel halte.

„Inakzeptabler und willkürlicher Eingriff“

Meier war am Rande des Jordantals unterwegs, um zu Übergriffen auf palästinensische Hirten zu recherchieren. Es kommt immer wieder vor, dass Israelis und Ausländer im Westjordanland aufgrund haltloser Vorwürfe radikaler Siedler festgenommen werden. Den Sicherheitsbehörden wird zudem vorgeworfen, dass sie mit Siedlern kooperierten und Gewalt tolerierten. Dass Journalisten festgenommen werden, ist indessen unüblich. Die Vereinigung der Auslandspresse in Israel (FPA) reichte eine Beschwerde ein.

F.A.Z.-Korrespondent Christian Meier
F.A.Z.-Korrespondent Christian MeierLucas Bäuml

Die F.A.Z. bezeichnete den Vorfall als inakzeptablen und willkürlichen Eingriff. Sie forderte die israelischen Behörden auf, die Arbeit von Korrespondenten nicht zu behindern. Die Pressefreiheit müsse auch im Westjordanland gewährleistet werden.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes teilte mit: „Wir verurteilen die vollkommen unbegründete und unrechtmäßige Festsetzung des deutschen F.A.Z.-Journalisten Christian Meier durch israelische Siedler am letzten Freitag auf das Schärfste. Solche willkürlichen Aktionen verwischen die Grenze zwischen israelischen Siedlern und regulären israelischen Sicherheitskräften immer weiter. Unser Vertretungsbüro in Ramallah und unsere Botschaft in Tel Aviv haben sofort mit der israelischen Polizei Kontakt aufgenommen und die unverzügliche Freilassung von Herrn Meier eingefordert. Wir sind erleichtert, dass er direkt am Freitag wieder freigelassen worden ist. Die erzwungene Unterzeichnung einer Erklärung, wonach Herr Meier sich verpflichtet, das Westjordanland in den nächsten zwei Wochen nicht mehr zu betreten, ist ebenso rechtswidrig wie die Festsetzung selbst. Dies werden wir auch gegenüber der israelischen Regierung thematisieren.“