Der Logistikriese DHL will in den kommenden fünf Jahren zwei Milliarden Euro in das Geschäft mit speziellen Pharmatransporten stecken, wie das Unternehmen an diesem Montag angekündigt hat. Es geht dabei vor allem um das Beliefern von Ärzten, Krankenhäusern, Laboren, Pharmaunternehmen und Patienten mit Substanzen und Proben im Bereich Gen- und Zelltherapie.
Schon im vergangenen Herbst hatte Konzernchef Tobias Meyer angekündigt, dass er die Pharmalogistik als einen Bereich sieht, in dem Potentiale schlummern. Sein Bonner Unternehmen kämpft schon seit einiger Zeit gegen eine Wachstumsschwäche wegen des lahmenden Welthandels und der schwächelnden Konjunktur.
Pharma-Logistikinvestitionen im Wert von einer halben Milliarde Euro sollen nun in die Region Asien-Pazifik fließen, eine weitere halbe Milliarde teilen sich Afrika, Europa und der Mittlere Osten. Die andere Hälfte und damit der Löwenanteil des Geldes geht nach Nordamerika, vor allem in die Vereinigten Staaten. „Wir sehen weltweit großes Wachstumspotenzial für Pharma-Speziallogistik, aber das meiste in den USA“, sagte Oscar De Bok, DHL-Vorstand für den Bereich „Supply Chain“, der sich mit Lösungen rund um Lieferketten befasst. Zell- und Gentherapien seien in Nordamerika schlicht am weitesten entwickelt, fügte ein Sprecher hinzu.
Dass die kürzlich von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle es nötig machen könnten, inneramerikanische Lieferketten zu stärken, sei „zeitlich koinzident“, aber nicht der Grund für den hohen Investitionsanteil in den USA. Es könne aber sein, „dass es sich in der aktuellen Situation besonders auszahlt“.
Transport bei minus 200 Grad Celsius
Chancen sieht DHL vor allem in den wachsenden Anforderungen der sich wandelnden Gesundheitsbranche an Transporteure. In der Zell- und Gentherapie müssen die Lieferwege zum Teil bei extrem niedrigen Temperaturen von bis zu minus 200 Grad Celsius absolviert werden. Außerdem ist es nötig, die Kühlkette engmaschig zu überwachen und Produkte oft sehr schnell zwischen Arzt und Patient zu verschicken.
Anders als bei Kopfschmerztabletten, Nasenspray und Co. gehe es in dem Markt nicht um Massenprodukte, sondern um zum Teil höchst individuell auf den einzelnen Patienten angepasste Medizin, erklärte ein Sprecher. Dafür brauche es spezielle Fahrzeuge und Lager, besonders ausgebildetes Personal und IT-Systeme, die es erlaubten, dass die unterschiedlichen Abschnitte der Lieferkette die ganze Zeit über sichtbar seien.
Erlöse mit Gesundheitslogistik sollen sich verdoppeln
DHL möchte – so besagt es die im Herbst verkündete Strategie – die Erlöse im Bereich Gesundheitslogistik bis zum Jahr 2030 auf mehr als 10 Milliarden Euro nahezu verdoppeln; 2024 waren es 5,6 Milliarden Euro. Die Bonner setzen in diesem Zusammenhang auch auf Zukäufe. So hatte DHL vergangene Woche verkündet, Cryopdp zu übernehmen. Das amerikanische Unternehmen bietet spezielle Logistikdienstleistungen für die Bereiche Klinische Versuche, Biopharma und Zell- und Gentherapie an. Cryopdp hat Niederlassungen in 15 Ländern und bearbeitet je Jahr mehr als 600.000 Sendungen.
Auch wenn neben dieser Übernahme keine weiteren spruchreif seien, sehe sich DHL auch im Bereich Pharmatransporte weiter den Markt an und schließe weitere Akquisitionen nicht aus, sagte ein Sprecher am Montag.