FC muss wieder mehr wagen

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Der 1. FC Köln zittert im Aufstiegskampf unnötig weiter. Gegen Hertha BSC verpasst der FC eine riesige Chance und muss nun etwas ändern.

Beim SC Paderborn gelang dem 1. FC Köln ein wichtiger Sieg, auch weil Trainer Gerhard Struber mit einer Not-Elf zwangsweise auf eine defensive Ausrichtung setzte. Gegen Hertha BSC aber versuchte der Österreicher dieses taktische Konzept erneut – und scheiterte.

In Paderborn mit einer Fünferkette sich am eigenen Strafraum zu positionieren, um dem Gegner erst einmal so wenig Raum wie möglich zu geben, leuchtete ein. Vor allem, weil die Geißböcke viele Ausfälle zu beklagen hatten. Im darauffolgenden Heimspiel jedoch vor 50.000 Fans trotz mehrerer Rückkehrer daran festzuhalten, war das falsche Signal.

Die Hertha spielte offensiv und mutig, während der FC sich ideenlos und zögerlich zu lange auf das Verteidigen konzentrierte. Hätten beide Teams in neutralen Trikots gespielt, man wäre nicht auf die Idee gekommen, dass der 1. FC Köln der Tabellenführer ist und die Hertha im unteren Tabellendrittel festhängt.

Im Gegenteil: Die Berliner spielten wie ein Aufstiegskandidat, der FC aber nicht wie ein Gastgeber, der mit einem Sieg die Vorentscheidung im Kampf um die Bundesliga-Rückkehr hätte herbeiführen können. Denn nichts anderes hätte ein Dreier tabellarisch bedeutet, und so war es umso verwunderlicher, dass der FC seine destruktive Taktik erst nach dem Rückstand ablegte.

Natürlich stimmt es, dass der 1. FC Köln in dieser Saison lange gut damit gefahren ist, in der Abwehr massiv zu stehen, abzusichern und erst dann im Angriff eiskalt zuzuschlagen. Daher wird Trainer Struber in den letzten sechs Saisonspielen nicht gänzlich von dieser Marschroute abrücken. Doch zwischen einem Abwehrbollwerk und Harakiri gibt es sehr viel Raum – und so würden dem FC ein wenig mehr Mut und Offensive guttun.

Zumal die nächsten beiden Gegner Fürth (Tabellen-14.) und Münster (Tabellen-15.) heißen. Für den FC bedeuten diese Gegner: Sechs Punkte sind Pflicht. Wer aufsteigen will, muss im Endspurt der Saison solche Duelle für sich entscheiden. Dafür aber braucht es mehr als nur eine gute Defensive. Diese gewinnt einem Sprichwort nach zwar Meisterschaften, doch um einzelne Spiele zu gewinnen, braucht es eben auch die Offensive.

Da trifft es sich gut, dass mit Tim Lemperle und Damion Downs nun die beiden besten Stürmer der Geißböcke wieder fit sind. Nun muss Struber sie gemeinsam bringen, vielleicht sogar zusammen mit Sturmtank Imad Rondic. Es wäre ein Signal, dass der FC die Spiele nicht mehr nur bürokratisch abhandeln, sondern auch überzeugend gewinnen will.

Gegen die Hertha haben die Geißböcke das eigentlich nötige Zeichen verpasst. Sie hätten der Konkurrenz signalisieren müssen: Wir lassen uns die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Stattdessen entstand der Eindruck, als ob der FC den Aufstieg herbei zittern will. Das aber, so viel wurde am Samstag klar, wird nicht klappen. Es braucht nun eine gesunde Mischung aus defensiver Stabilität und offensivem Mut. Dann wird der FC seinen weiterhin vier Punkte betragenden Vorsprung halten und aufsteigen.