Eines muss man Saskia Esken lassen: In der jüngeren Geschichte der SPD hat sich bis auf Sigmar Gabriel niemand so lange an der Parteispitze halten können wie die Bundestagsabgeordnete aus dem Nordschwarzwald.
Fast sechs Jahre lang eine Partei als (Ko-)Vorsitzende zu führen, deren Funktionäre schon fast gewohnheitsmäßig über Persönlichkeiten von ganz anderem Format gnadenlos zu Gericht gesessen haben, ist an sich schon einen Eintrag in die Annalen der ältesten Partei Deutschlands wert.
Dennoch könnte das Kapitel Esken und die SPD bald abgeschlossen sein. Auch wenn Manuela Schwesig und Anke Rehlinger ihren Platz in ihren Ländern sehen und Bärbel Bas mit verschiedenen Verwendungen kokettiert, so setzen die jeweiligen Einlassungen stillschweigend die Einsicht voraus, dass es an der Spitze der SPD so nicht weitergehen wird – weil es so nicht weitergehen kann.
Denn eine Doppelspitze (mit Klingbeil) im Kabinett würde der Partei ebenso wenig guttun wie eine Ko-Vorsitzende Esken, die das gefühlte Selbstbewusstsein der Partei gegenüber ihren Vertretern in der Regierung zur Geltung bringen müsste.
Dafür hat Esken in den vergangenen Jahren nicht nur kein Vertrauen erworben, sondern auch jeden noch so geringen Kredit verspielt. Wer aus „Aschaffenburg“ nichts lernen wollte, der hat auch nicht verstanden, warum es um die SPD so schlecht steht wie selten zuvor. Esken ist Teil des Problems, nicht der Lösung.