Sie soll bald deutschlandweit starten

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Skepsis bleibt bestehen

E-Patientenakte soll bald deutschlandweit starten

Aktualisiert am 09.04.2025 – 14:49 UhrLesedauer: 4 Min.

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Elektronische Patientenakte: In der ePA speichern Ärzte Befunde oder verordnete Medikamente. (Quelle: Daniel Karmann/dpa/dpa-bilder)

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In einigen Regionen wird die ePA schon getestet. In Kürze soll der deutschlandweite Roll-Out folgen. Was dann auf Patientinnen und Patienten zu kommt.

In drei Modellregionen ist die elektronische Patientenakte (ePA) bereits Alltag in Arztpraxen. Nach und nach soll sie überall in Deutschland kommen. Zu Beginn des zweiten Quartals, das jetzt im April angefangen hat, soll es nach Plänen des Bundesgesundheitsministeriums damit losgehen. Einen genauen Termin gibt es noch nicht. Was kommt auf Patientinnen und Patienten zu? Und welche Erfahrungen hat ein Hausarzt in Nürnberg damit gesammelt?

Seit 15. Januar haben 70 Millionen der gut 74 Millionen gesetzlich Versicherten in ganz Deutschland eine ePA von ihrer Krankenkasse angelegt bekommen. Das Zusammenspiel mit Praxen und Kliniken wird aber zunächst nur in drei Regionen getestet. “Der deutschlandweite Roll-Out steht unmittelbar bevor”, sagt der geschäftsführende Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Er gehe davon aus, “dass wir in den kommenden Wochen in eine Hochlaufphase außerhalb der Modellregionen eintreten können”. Dann komme eine nächste, breiter aufgesetzte Stufe der Testung – für Ärztinnen und Ärzte zunächst freiwillig.

Dabei gelte für das bundesweite Ausrollen: “Sicherheit geht immer vor.” Und: “Wir werden die nächste Stufe immer erst einführen, wenn wir die Stufe davor gründlich getestet haben.” Als wählbares Angebot, um das man sich aktiv kümmern musste, waren E-Akten bereits 2021 eingeführt worden, sie wurden aber kaum verwendet. Daher kehrte die Ampel-Koalition das Prinzip mit einem Gesetz um: Jetzt bekommen alle eine E-Akte, außer man widerspricht aktiv.

  • Lesen Sie hier: Was Sie über die elektronische Patientenakte wissen sollten

Die elektronische Patientenakte soll Versicherte ein Leben lang begleiten. In dem digitalen Speicher sollen etwa Arztbriefe, Befunde, Laborwerte und verordnete Medikamente gesammelt werden. Zugriff bekommen Praxen, Kliniken und Apotheken, wenn die Versicherten ihre Krankenkassenkarte in deren Lesegerät stecken. Dieser ist regulär auf 90 Tage beschränkt.

Über die Smartphone-App ihrer Krankenkasse können die Versicherten Zugriffsrechte widerrufen oder selbst festlegen, welche Mediziner wie lange Einsicht bekommen sollen. Auf diese Weise können sie auch selbst Dokumente in die E-Akte hochladen, zum Beispiel selbst geführte Blutdruck-Tagebücher oder wichtige Diagnosen aus der Vergangenheit.

300 Praxen, Apotheken und Kliniken in den drei Modellregionen Hamburg und Umland, Franken und Teilen Nordrhein-Westfalens testen die ePA bereits im Alltag. Darunter ist auch die Praxis des Nürnberger Hausarztes Nicolas Kahl. “Es funktioniert noch nicht alles, aber es läuft stabil”, sagt er.

Die Akte ist anfangs leer und wird bei der Behandlung mit Dokumenten befüllt. Aktuell können Kahl und sein Praxis-Team PDF-Dateien etwa von EKG oder Lungenfunktionstests in die ePA hochladen. Außerdem werden alle E-Rezepte, die er ausstellt, automatisch dort gespeichert.

Seit dem Start der Pilotphase sind die Zugriffe auf die E-Akten nach Angaben der mehrheitlich bundeseigenen Digitalagentur Gematik kräftig gestiegen – auf mehr als 276.000 in der vergangenen Woche. Medikationslisten wurden fast 69.000 Mal aufgerufen. Laut Ministerium fließen täglich 3,5 Millionen E-Rezepte routinemäßig in E-Akten ein.

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Zugriff auf die ePA bekommen Ärzte, wenn Patienten ihre Versichertenkarte in das Lesegerät stecken. Sie können die Zugriffsrechte aber auch per App einschränken. (Quelle: Daniel Karmann/dpa/dpa-bilder)

Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) in den Modellregionen halten es noch für zu früh für einen bundesweiten Start. “Ein Großteil der Praxen verfügt zwar über das entsprechende ePA-Modul, allerdings melden die Praxisteams weiterhin technische Probleme und Herausforderungen bei der Integration in die Praxisabläufe zurück”, heißt es von der KV Westfalen-Lippe. Zum Teil könne nicht auf E-Akten zugegriffen werden, oder es gebe lange Ladezeiten. Auch die KV in Bayern sieht keine Fortschritte bei der Problemlösung. Die Akzeptanz von Ärzten und Versicherten könnte leiden, sollte die ePA zu früh starten.

Fachleute sind überzeugt, dass die elektronische Patientenakte die Behandlung verbessern kann. Dadurch könne er die Befunde von anderen Ärzten sehen und müsse diesen nicht mehr hinterherrennen, sagt Hausarzt Nicolas Kahl. Das spare Zeit und verhindere Doppel-Behandlungen. “Es hilft uns, wenn wir einen Patienten nicht gut kennen und dieser keine Auskunft über seine Medikamente geben kann.” Das könne zum Beispiel helfen, gefährliche Wechselwirkungen zwischen Medikamenten zu verhindern.