Antisemitische Vorfälle an vielen Universitäten

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Antisemitische Einstellungen unter Studenten an Hochschulen haben sich nicht verstärkt und sind geringer ausgeprägt als in der Gesamtbevölkerung. Das geht aus der zweiten vom Bundesbildungsministerium geförderten Schnellbefragung zum Antisemitismus hervor, die von Forschern an der Universität Konstanz erhoben und am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde. Außerdem wurden im Rahmen einer von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) unterstützten Befragung erstmals Daten zu antisemitischen Vorfällen und Maßnahmen zur Bekämpfung von Antisemitismus an Hochschulen erhoben.

Vom 9. Dezember vergangenen Jahres bis 7. Januar nahmen 1885 Studenten an der Befragung teil, in der Vergleichsgruppe der volljährigen Bevölkerung waren es 2031 Personen. Antisemitische Einstellungen finden sich unter sechs bis sieben Prozent der Studenten, in der Gesamtbevölkerung sind es etwa 20 Prozent. 40 Prozent der Hochschulen berichteten von antisemitischen Vorfällen, Universitäten deutlich häufiger als Hochschulen für angewandte Wissenschaften.

Meist äußern die Vorfälle sich in Gestalt von Graffitis, Aufklebern oder Plakaten auf dem Hochschulgelände und in antisemitischen Parolen auf Demonstrationen. Vereinzelt kam es aber zu verbalen oder körperlichen Angriffen auf jüdische Studenten oder verbalen Angriffen auf jüdische Lehrer. An fünf der 94 befragten Hochschulen wurden Personen wegen antisemitischer Vorfälle des Geländes verwiesen. In Einzelfällen wurde auch die Exmatrikulation angedroht.

„Antisemitismus und Israelfeindlichkeit dürfen nicht toleriert werden“, sagte der geschäftsführende Bundesbildungsminister Cem Özdemir (Grüne) bei der Vorstellung der Studie. Er begrüßte es, dass die Mehrheit der Hochschulen Anlaufstellen zur Bekämpfung des Antisemitismus eingerichtet haben. Der Vizepräsident der HRK, der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz Georg Krausch sagte, die Hochschulen hätten viele Schritte gegen antisemitische Tendenzen unternommen.

Die Studie helfe, noch zielgenauer vorzugehen. Jüdische Studenten und Mitarbeiter müssten sich auf dem Campus sicher fühlen können. Zwei Drittel der Hochschulen organisierten Informationsveranstaltungen, Diskussionen und Ausstellungen zum Antisemitismus, deren Bekanntheit unter Studenten allerdings gering ausgeprägt sei.