Neuer Molkereigigant mit 20 Milliarden Euro Umsatz

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Es ist ein Paukenschlag auf dem Milchmarkt: Die deutsche Molkereigenossenschaft DMK Group plant eine Fusion mit dem dänisch-schwedischen Branchenriesen Arla Foods . Dieser Zusammenschluss soll mehr als 12.000 Bauern vereinen und zur „leistungsstärksten Molkereigenossenschaft Europas“ werden, wie beide Unternehmen verkündeten. Das neue Unternehmen soll den Namen Arla tragen und einen Jahresumsatz von fast 20 Milliarden Euro erzielen – ein echtes Schwergewicht im Molkerei­sektor.

Arla Foods, bekannt für Marken wie Buko-Frischkäse und Kaergarden-Butter, ist schon heute eines der größten Molkereiunternehmen der Welt. Als in­ternationale Genossenschaft gehört Arla Landwirten unter anderem aus Dänemark, Schweden, Großbritannien und Deutschland. Arla erzielt allein einen Umsatz von 13,8 Milliarden Eu­ro jährlich und konkurriert mit Unternehmen wie Danone und Nestlé. Mit 21.900 Beschäftigten ist das Unternehmen deutlich größer als die DMK Group.

Die beiden Genossenschaften arbeiten schon seit Längerem zusammen. Die DMK Group ist jedoch deutlich kleiner. Sie bietet neben Molkereiprodukten auch Babynahrung, Gesundheitsprodukte und Spezialfuttermittel an. Zu ihren Marken gehören Milram und Humana. Mit 6800 Beschäftigten erzielt das Unternehmen aus Zeven, Niedersachsen, einen Jahresumsatz von mehr als fünf Milliarden Euro.

Schwergewicht im Milchsektor

Der Zusammenschluss sei eine logische Fortsetzung der Partnerschaft und zum Wohl der Milchpreise, sagte DMK-Aufsichtsratschef Heinz Korte. Die Unternehmen sehen Vorteile durch ergänzende Positionen und Produkte am Milchmarkt. Verbraucher sollen von einer hochwertigen Milchproduktion und einem verbesserten Angebot profitieren.

Die Transaktion muss noch von den Genossenschaftsversammlungen und Kartellbehörden genehmigt werden. Die Größe des fusionierten Groß­konzerns wird dabei genau unter die Lupe genommen: Er wäre die klare Nummer eins der Rohmilchmolkereien in Deutschland und würde mehr Rohmilch aufnehmen als die drei nächst­größeren Großmolkereien zusammen, berichtet der Bundesverband des Lebensmittelhandels. Das sei eine bedeutende Marktkonzentration auf der Abnehmerstufe und reduziere Absatzmöglichkeiten für deutsche Milchviehhalter. Der Fokus der Großmolkereien auf den volatilen und preisgetriebenen Weltmarkt spiele dabei eine zentrale Rolle.

Kritisch äußerte sich auch der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM): „Was hier als Vereinigung gemeinsamer Werte und Stärken verkauft wird, ist in Wahrheit eine Machtkonzentration, die den Wettbewerb um Rohmilch weiter einschränkt und die Abhängigkeit der Milchviehhalter von wenigen Großkonzernen verstärkt.“

Neue Daten zum Konsumverhalten der Verbraucher

Zufrieden zeigt sich die Milchbranche hingegen angesichts der aktuellen Absatzzahlen von Milchprodukten. Der Konsumrückgang von Milch hat sich abgeschwächt und lag im vergangenen Jahr bei 0,5 Prozent im Absatz.

Vor allem Käse verzeichnete einen Anstieg von 2,3 Prozent im Absatz, wie Daten der Marktforschung Nielsen, die der F.A.Z. vorliegen, zeigen. Da laut Milchindustrieverband 50 Prozent der deutschen Milch in Käse fließen, stimmt das die Branche zuversichtlich. Zurückhaltender waren die Konsumenten bei Butter. Hier ging der Absatz im Schnitt um 1,6 Prozent zurück, was vermutlich auf die gestiegenen Verbraucherpreise zurückzuführen war.

Sorgen, dass Milch und Milchprodukte von pflanzlichen Alternativen verdrängt werden könnten, sind in der Branche allerdings kaum vorhanden. Zwar verändere sich das Konsumverhalten, und Trinkmilch werde heute seltener verzehrt als früher. Doch Milchprodukte sind den Absatzzahlen zufolge auch unter Jüngeren beliebt, insbesondere Trinkmahlzeiten, Eiskaffee, Ayran und Produkte mit hohem Proteingehalt. Unter jüngeren Verbrauchern seien vor allem leicht verfügbare und sogenannte „convenience“-Produkte beliebt. Die Branche erkennt das als Potential, will aber zugleich weiterhin auch ältere Verbraucher erreichen. Insgesamt tendieren jüngere Konsumenten trotzdem weniger dazu, Milchprodukte zu verzehren als ältere.

Die großen Zuwächse von Hafermilch und ähnlichen Produkten wie vor einigen Jahren seien derzeit nur noch abgeschwächt erkennbar, sagt Björn Börgermann, Haupt­geschäftsführer des Milchindus­trieverbands.

Inzwischen zähle der Geschmack wieder stärker, während vor Jahren Umweltthemen klar dominiert hätten. Dabei ist aber auch zwischen verschiedenen Konsumententypen zu unterscheiden. So gibt es laut Nielsen-Daten etwa den unbekümmerten Konsumenten, den Pragmatiker, den Trendigen, aber auch naturnahe und körperbewusste Verbraucher.

Die Daten zeigen auch: Kuhmilch und Hafermilch sind selten ein Entweder-oder. Jeder dritte Haushalt greift sowohl zu Milch und Käse als auch zu pflanzlichen Alternativen. Lediglich 9 Prozent der Käufer pflanzlicher Getränke wie Hafermilch verzichten auf Milch, auf Käse sogar nur ein Prozent. Pflanzenmilch macht derzeit 14 Prozent des Absatzes am Milchmarkt aus.