Bei der Hinspielniederlage gegen Inter Mailand scheitert Bayern auch an sich selbst und seiner schwachen Chancenauswertung. Kane rätselt über die eigene Schwäche.
Die vergebene Großchance verfolgte Harry Kane nach der bitteren 1:2-Niederlage des FC Bayern gegen Inter Mailand noch bis tief in die Nacht. Es war schließlich eine äußerst entscheidende des Viertelfinal-Hinspiels der Champions League. In der 26. Spielminute war Kane von Michael Olise perfekt freigespielt worden. Aus kurzer Distanz zirkelte er den Ball an Torhüter Yann Sommer vorbei – aber auch am Tor. Damit verpasste es Kane, das 1:0 für Bayern zu erzielen und dem Spiel, in dem die Münchner kurz danach dann durch Lautaro Martínez in Rückstand gerieten (38.), eine andere Wendung zu geben.
Normalerweise lässt der Topstürmer solche hochkarätigen Torchancen nicht liegen. Das weiß der Kapitän der englischen Nationalelf selbst nur zu gut. “Das passiert mir wirklich nicht sehr oft. Aber das ist das Leben eines Stürmers. Manchmal passiert es eben doch”, sagte er nach der Partie in den Katakomben der Münchner Arena. Die entscheidende Szene hatte er da natürlich noch immer genau vor Augen. “Das war einer dieser Momente. Der Ball geht ein bisschen zu weit nach außen und trifft den Pfosten.”
Keine Frage, dass Kane dieser entscheidende Moment in seinen Gedanken damit nicht zum letzten Mal einholte. “Du denkst immer darüber nach”, gab er zu. “Ich analysiere mein Spiel immer nach den Matches.”
Er habe schon genug Momente in seiner Karriere erlebt, “in denen meine Abschlussqualität sehr hoch war”, sagte Kane. “Das heute war einfach eins dieser Spiele, in denen es nicht klappen wollte. Ich hätte heute einen Hattrick erzielen können, und am Ende habe ich kein Tor gemacht.” Im entscheidenden Rückspiel am Mittwoch in Mailand wird Bayern seine Treffer nun definitiv brauchen, damit der Traum vom Erreichen des Endspiels in der Allianz Arena, dem “Finale dahoam”, dort nicht für Kane und die Münchner platzt. Der britische “Guardian” schrieb von einer “todsicheren Chance”, die spanische “Marca” von einem “unverständlichen” Fehlschuss.
Es ist aber nicht das erste Mal, dass Kane in dieser Saison gute Chancen in wichtigen Spielen liegen lässt. Unter anderem beim 0:3 in Rotterdam Ende Januar hatte er mehrere vielversprechende Möglichkeiten ausgelassen. Anschließend hielten ihm seine Kritiker sogar vor, er könne offenbar nur noch per Elfmeter treffen. Insgesamt spricht seine Quote von 34 Toren (und 12 Vorlagen) in 40 Pflichtspielen aber auch in dieser Saison weiter für ihn.
“Es ist Teil des Fußballs, du musst mit Höhen und Tiefen leben”, sagte Kane, der sich von seinem Frustmoment nicht entmutigen ließ. “Das Gute ist, ich habe Chancen gehabt. Das ist das Positive”, sagte er. Und genau das nehme er persönlich mit in das Rückspiel in Italien.
Kane zog insgesamt “viel Positives” aus der bitteren Hinspielniederlage. “Wir müssen selbstbewusst sein”, sagte er. “Wir haben die ganze Saison unsere Spiele und Fehler analysiert und sind besser geworden. Das ist jetzt nicht anders.”
Dass gerade bei der Chancenverwertung ein großes Verbesserungspotenzial der Bayern liegt, das sah auch Joshua Kimmich so. “Wir hatten schon einige gute Möglichkeiten, aber Inter war deutlich effektiver”, sagte er. “Sie hatten ihre zwei, drei Chancen, die sie dann eiskalt nutzten. Wir hatten fünf oder sechs gute Möglichkeiten, die wir nicht genutzt haben.” Gerade gegen eine Defensive wie die von Inter sei es nicht so einfach, sich überhaupt eine solche Vielzahl an Chancen herauszuspielen.