Das größte Versagen in der Geschichte der israelischen Armee

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Auf dem Schwarzen Brett im Gemeindezentrum von Nir Oz wird bis heute zu einer Protestkundgebung am Abend des 7. Oktober 2023 eingeladen. Man treffe sich um 19.15 Uhr in der Stadt Beerscheba, steht auf dem Aushang, der wie ein Überrest einer fernen Zeit wirkt. Zu der Demonstration kam es nie, denn an jenem Samstag wurde der beschauliche Kibbuz von Hunderten Terroristen überfallen. Nir Oz hat schwere Wunden davongetragen, viele sind bis heute offen. Die Bewohner sind noch nicht zurückgekehrt, manches sieht genau so aus wie an dem Schreckenstag. Die Zerstörung mancher Häuser ist nach wie vor schier unbegreiflich.

47 Menschen wurden damals in Nir Oz ermordet, 76 weitere in den Gazastreifen verschleppt – fast ein Drittel aller, die an diesem Tag entführt wurden. An kaum einem anderen Ort wüteten die Angreifer so massiv – und so ungestört. Denn Hilfe kam viel zu spät. „Trotz der angespannten Sicherheitslage dachten wir immer, wir seien durch die Armee geschützt“, sagt Dalit Ram Aharon, eine Bewohnerin. „Das haben wir auch unseren Kindern gesagt.“ Am 7. Oktober hätten sie aber festgestellt, dass sie allein gewesen seien. „Die Armee ist nicht gekommen, hat nicht gekämpft.“

So ist Nir Oz ein doppeltes Symbol geworden. Für die Brutalität der Hamas – und für das Sicherheitsversagen. Wie groß dieses war, lässt sich an einem Satz ermessen: In Nir Oz gab es kein einziges Gefecht zwischen der Armee und den Angreifern – denn der erste Soldat betrat den Kibbuz erst, nachdem der letzte Terrorist ihn verlassen hatte.

Dalit Ram Aharon zeigt ein Video vom 7. Oktober 2023 in Nir Oz.
Dalit Ram Aharon zeigt ein Video vom 7. Oktober 2023 in Nir Oz.Quique Kierszenbaum

Die Israelis ringen bis heute darum, zu verstehen, wie es zum 7. Oktober kommen konnte. Ein Streit ist darüber entbrannt, ob eine staatliche Kommission diese Frage untersuchen soll. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wehrt sich nach Kräften dagegen – denn auch ihm könnte eine Mitverantwortung zugewiesen werden. Er sieht die Schuld ganz bei den Sicherheitskräften: der Armee und dem Inlandsgeheimdienst. Die haben zugegeben, dass sie viele Warnsignale nicht ernst genommen haben.

Zum 7. Oktober selbst haben Armee und Schin Bet in den vergangenen Wochen mehrere Untersuchungsberichte veröffentlicht. Sie zeichnen detailliert nach, was in den überfallenen Orten geschah und wie die Armee reagierte. 5600 Personen drangen nach Israel ein. Sie töteten knapp 1200 Menschen – etwa 820 Zivilisten und 380 Sicherheitskräfte – und nahmen 251 Geiseln.

Mitte März präsentierte die Armee bei einem Treffen mit Bewohnern den Bericht für Nir Oz, der unter der Leitung von Generalmajor Eran Niv in etwa zehn Monaten erstellt wurde. Die Atmosphäre sei angespannt gewesen, berichten manche. Andere sagen, es sei ehrenhaft, dass ranghohe Armeevertreter gekommen seien, Fehler eingestanden und um Vergebung gebeten hätten.

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Auch der ehemalige Generalstabschef Herzi Halevi, der unter dem Druck Netanjahus zurückgetreten ist, kam zu dem Treffen in Kiryat Gat, wo die meisten Bewohner übergangsweise leben. Er habe „keine andere Wahl, als der Hamas ein Kompliment zu machen für die List, die sie gegen uns angewendet hat“, sagte Halevi dort. Die Islamisten hätten die Armee vor dem 7. Oktober getäuscht und „eingelullt“. Das Militär sei nicht einmal „auf fünf Prozent des Szenarios“ eingestellt gewesen, das dann eintrat.

Die Autoren des Berichts verhehlen nicht, dass er ein Dokument des Versagens ist. Die Bewohner von Nir Oz hätten „mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die Sicherheitskräfte um Hilfe gerufen“, schreiben sie. Dennoch hätten sie „mehr als sechs Stunden lang unter einem brutalen Angriff allein ausharren müssen, bei dem mehr als ein Viertel der Kibbuzbewohner verletzt, ermordet und entführt wurde“.

6.29 Uhr

Am Morgen des 7. Oktober 2023 heulen in Nir Oz und vielen anderen Orten in Israel Warnsirenen auf. Aus dem Gazastreifen werden massive Raketensalven abgefeuert, die erste um 6.29 Uhr. Dalit Ram Aharon ist da schon aufgestanden – sie will die Geburtstagsfeier ihres Sohnes vorbereiten, der neun wird. Die 45 Jahre alte Erzieherin hat gerade Kaffee gemacht, als der Alarm losgeht. Die Familie eilt in den Schutzraum. Noch ahnt niemand, dass es nicht nur einer der Raketenangriffe ist, die immer wieder vorkommen. Denn zur selben Zeit überwinden Hunderte militante Islamisten den Grenzzaun.

Die ersten Todesopfer aus Nir Oz sind Judy Weinstein und Gadi Haggai. Das 70 und 73 Jahre alte Paar ist um kurz nach sechs Uhr zu einem Spaziergang aufgebrochen. Auf einem Feld werden sie von Angreifern auf einem Motorrad angeschossen. Sie rufen telefonisch um Hilfe, aber der Krankenwagen wird von einem Geschoss getroffen. Ihre Leichen werden in den Gazastreifen entführt.

Eine Küche im überfallenen Kibbuz Nir Oz
Eine Küche im überfallenen Kibbuz Nir OzChristian Meier

Zwanzig Minuten nach dem Raketenalarm erreicht die erste Welle von Angreifern den 1955 gegründeten Kibbuz. Zwischen 100 und 130 Kämpfer der Nukhba-Eliteeinheit der Hamas sowie des „Palästinensischen Islamischen Dschihad“ dringen durch ein Tor im Norden ein. Einige haben Karten dabei, auf denen Wegmarken und Ziele eingezeichnet sind. Später kommen weitere Angreifer aus der Gegend von Khan Yunis hinzu – auch Zivilisten. Insgesamt werden es bis zu 500 Angreifer sein, mehr als in den meisten anderen Orten. In Nir Oz halten sich an diesem Morgen 386 Personen auf.

Dreiundzwanzig Minuten nach dem Alarm kommt es zum ersten Schusswechsel im Kibbuz. Kurz darauf ermorden Angreifer Bracha Levinson und stellen ein Video davon auf die Facebook-Seite der 74 Jahre alten Frau.

7.00 Uhr

Die Armee hat in Nir Oz selbst keine Truppen stationiert, aber drei Kilometer südlich liegt ein kleiner Militärposten. Der wird an diesem Morgen selbst angegriffen. Mehrere Soldaten werden getötet, die übrigen belagert. „Um 7.00 Uhr morgens sind keine Offiziere mehr in der Kompanie, alle sind tot“, vermerkt der Armeebericht knapp. Von dort ist keine Hilfe zu erwarten.

Auch anderswo wird das Militär überwältigt. Angriffe am Boden binden zahlreiche Einheiten. Die Befehlskette bricht binnen einer Stunde zusammen. Die unter Druck geratenen Truppen rund um Nir Oz „kämpften im gesamten Sektor, einschließlich am Zaun und an ihren eigenen Posten, und waren nicht in der Lage, eine geordnete Lageeinschätzung vorzunehmen“, heißt es im Bericht. Das zuständige Bataillon habe daher nicht verstanden, was in Nir Oz vor sich ging, und dementsprechend das Brigadekommando nicht alarmiert. Für die Bewohner hatte das furchtbare Folgen.

8.40 Uhr

Jeder Kibbuz hat ein Bereitschaftsteam, das aus bewaffneten Zivilisten besteht. In Nir Oz sind das an jenem Morgen sieben Personen. Eine von ihnen ist Tamir Adar. Als die ersten Berichte über die Invasion den Kibbuz erreichen, verlässt der Achtunddreißigjährige das Haus. Seine Frau instruiert er, sie solle mit den beiden Kindern im Schutzraum bleiben – und die Tür nicht öffnen, selbst wenn sie von drinnen seine Stimme höre.

Tamir Adars Mutter Yael, die vor einigen Jahren aus Nir Oz weggezogen ist, schickt ihm eine Nachricht. „Aber er antwortete nicht – weil er am Kämpfen war“, erzählt sie rückblickend. Yael Adar weist darauf hin, dass das Bereitschaftsteam dafür ausgebildet wurde, kurze Zeit Widerstand zu leisten. „Ihre Aufgabe ist es, zehn oder fünfzehn Minuten lang dagegenzuhalten – bis die Armee kommt. Mein Sohn war zwei Stunden lang draußen, um die Gemeinschaft zu verteidigen.“

Yael Adar verlor ihren Sohn Tamir.
Yael Adar verlor ihren Sohn Tamir.Quique Kierszenbaum

Im Armeebericht steht, die zahlenmäßig unterlegenen Kibbuzverteidiger hätten „tapfer gekämpft und Einfallsreichtum bewiesen“. Schließlich werden sie jedoch überwältigt. Um 8.40 Uhr kommt es an einer Wegkreuzung zur „letzten Schlacht des Bereitschaftstrupps“. Im Verlauf des zwanzigminütigen Gefechts werden drei Mitglieder des Teams getötet oder kampfunfähig gemacht. Tamir Adar wird schwer verwundet – und nach Gaza verschleppt. Wo er zu Boden ging, hängt heute ein Poster von ihm, daneben stehen Gedenkkerzen. Jemand hat einen Schal seines Lieblingsvereins Maccabi Tel Aviv dort hingelegt.

Tamir Adars Schicksal war lange unklar. Erst nach drei Monaten erfuhr die Familie von seinem Tod. Yael Adar sagt, ein Video zeige ihn nach der Entführung in Gaza „in sehr schlechtem Zustand“. Er sei dann vermutlich „gelyncht worden“. Bei der Vorstellung des Nir-Oz-Berichts sagte der ehemalige Armeechef Halevi, der Tod von Tamir Adar sei „nicht umsonst gewesen“. Nur dank dem Bereitschaftsteam seien viele der Anwesenden noch am Leben.

Als sie das hörte, sagt Yael Adar, sei es aus ihr herausgebrochen: Nein – solange die Leiche ihres Sohnes nicht zurückgebracht worden ist und solange die Armee nicht „das Problem behoben hat“, habe Tamirs Tod keinen Wert. Er sei nicht zum Kämpfen hinausgezogen – sondern um seine Nachbarn und Freunde zu verteidigen. Das Kämpfen, will sie sagen, wäre die Aufgabe der Armee gewesen.

9.22 Uhr

Mit der Ausschaltung der Kompanie in dem Militärposten und der Überwältigung des Bereitschaftsteams endet der organisierte Widerstand in Nir Oz, auch wenn vereinzelt noch bewaffnete Bewohner eingreifen. Die Angreifer brennen Wohnungen nieder, entführen und ermorden auf brutale Weise Menschen – auch zwölf Arbeiter aus Thailand und Tansania. Im ganzen Kibbuz gibt es nur sechs Häuser, in die kein Angreifer eindringt. Zu den islamistischen Kämpfern kommen nun auch palästinensische Zivilisten, die plündern, sich zum Teil aber auch an den Gewalttaten beteiligen.

Dass sie ungehindert wüten können, liegt daran, dass keine Truppen nach Nir Oz gelangen. Die Armee ist überwältigt – aber es gibt auch Missverständnisse und Fehlentscheidungen. So fährt eine Panzertruppe in Richtung des Grenzzauns anstatt nach Nir Oz. Das habe der „Leitidee“ der Division entsprochen, sei aber rückblickend ein Fehler gewesen, vermerkt der Armeebericht. „In einer Notsituation und insbesondere bei unklarer Lage“ dürfe es nur eine Mission geben: die israelischen Orte und deren Bewohner zu schützen.

Ein Panzer am Grenzzaun wird von der Hamas beschossen und außer Gefecht gesetzt, die Besatzung entführt. Videos des zerstörten Panzers verbreiten sich über soziale Netzwerke, was weitere Personen aus dem Gazastreifen anlockt.

Dalit Ram Aharon (links) zeigt Besuchern verwüstete Wohnungen.
Dalit Ram Aharon (links) zeigt Besuchern verwüstete Wohnungen.Quique Kierszenbaum

Um 9.22 Uhr erreicht ein Kampfhubschrauber Nir Oz. Der Pilot sieht Personen zwischen dem Kibbuz und dem Gazastreifen, ist aber unsicher, ob er feuern soll. Schließlich tut er es, wird dann aber selbst getroffen und muss abdrehen. Etwa vierzig Minuten später kommt ein weiterer Hubschrauber, wird nach kurzer Zeit aber zu einem anderen Schauplatz beordert.

Auch ein Panzer, der die Zufahrt nach Nir Oz erreicht und dort zweimal auf Angreifer feuert, wird wieder abgezogen – obwohl die Besatzung per Funk meldet, dass sie im Kibbuz weitere Terroristen gesichtet habe. Später kehrt der zweite Hubschrauber zurück. Er feuert auf einen Traktor, der nach Westen fährt. Darin befinden sich Hamaskämpfer – aber auch entführte Israelis. Eine von ihnen, Efrat Katz, wird getötet.

Weitere israelische Einheiten, die von Norden kommen, werden unterwegs aufgehalten oder an anderen Orten in Kämpfe verstrickt. Vor allem aber ist in der Kommandozentrale niemandem klar, was sich in Nir Oz abspielt – obwohl von dort Berichte über Massaker und Entführungen kommen.

Am späten Vormittag beginnen die Kämpfer der Hamas und des „Palästinensischen Islamischen Dschihad“, sich ungehindert zurückzuziehen. Kurz zuvor kommen Leute auch in das Haus von Dalit Ram Aharons Familie. Dreimal versuchen sie, in den Schutzraum einzudringen, aber ihrem Mann gelingt es, die Tür verschlossen zu halten.

13.10 Uhr

Die letzte Aufnahme, auf der ein Angreifer in Nir Oz zu sehen ist, stammt von 12.30 Uhr. Es vergehen weitere vierzig Minuten, bis um 13.10 Uhr zum ersten Mal an diesem Tag Sicherheitskräfte den Kibbuz betreten: Angehörige einer Eliteeinheit der Polizei. Nachdem der Ort gesichert ist, werden die Überlebenden nach und nach aus ihren Häusern geholt.

Ram Aharon und ihre Familie verlassen den Schutzraum erst am frühen Abend. „Als wir rauskamen, sahen wir den ganzen Kibbuz brennen“, erinnert sie sich. „Es sah aus wie das Ende der Welt.“ Die Nacht verbringen sie im Kindergarten, wo sie ständig Raketen hören. Erst am Sonntagnachmittag bringt die Armee die Bewohner in Bussen nach Eilat.

Werden die Bewohner zurückkehren?

Im gesamten Süden Israels herrschte am 7. Oktober Chaos. Der Untersuchungsbericht resümiert indessen, nur in Nir Oz habe es eine „fatale Kombination von einer solch ernsten Lage einerseits und der Abwesenheit militärischer Kräfte im Ort andererseits“ gegeben.

Bei dem Treffen mit den Bewohnern sprechen Halevi und der frühere Leiter des Südkommandos Yaron Finkelman vom größten Versagen in der Geschichte der Armee. Dalit Ram Aharon sagt, der Bericht habe für sie nichts Neues zutage gefördert; nur habe sie jetzt „noch weniger Vertrauen in die Armee“. Die schlug verschiedene Maßnahmen vor, um die Sicherheit des Ortes zu stärken. Viele sagen dazu, Worte hülfen nicht, nur Taten. Dabei schwingt immer eine Frage mit: Werden die Bewohner an den Ort des Schreckens zurückkehren?

Ein zerstörtes Klavier in Nir Oz
Ein zerstörtes Klavier in Nir OzChristian Meier

Nir Oz soll von Grund auf wiederaufgebaut werden, soll schöner und vor allem sicherer werden. Der Kibbuz hat dafür eigens jemanden von außerhalb eingestellt: Emi Palmor. Die 58 Jahre alte Juristin, die hohe Posten in der Verwaltung innehatte, ist guter Dinge. Nach langen Verhandlungen hat sie die Regierung gerade davon überzeugt, dem Kibbuz mehr Geld für den Wiederaufbau zu geben. 350 Millionen Schekel soll Nir Oz erhalten, etwa 87 Millionen Euro. Finanzminister Bezalel Smotrich, der einst kein gutes Verhältnis zu den linken Kibbuzbewohnern hatte, habe seine Haltung nach einem emotionalen Besuch in Nir Oz geändert.

Mit dem Geld hat Palmor viel vor. Sie spricht von physischer und sozialer Rehabilitation und erwähnt Theorien wie „trauma-informed design“: Die Bewohner sollen sich sicher fühlen und zugleich nicht ständig an die Vergangenheit erinnert werden.

Ob dieser Plan aufgeht, ist ungewiss. Manche können sich eine Zukunft hier offenbar nicht vorstellen; etwa die Familie von Dalit Ram Aharon. Eine kleine Nir-Oz-Tätowierung auf ihrem Unterarm verrät, dass der Kibbuz für sie bald Erinnerung sein soll: Sie wollen nicht zurückkehren. „Für mich ist das eine rationale Entscheidung“, sagt Ram Aharon. „In meinem Herzen möchte ich zurück nach Nir Oz.“ Aber sie fühle sich dort einfach nicht sicher.

Die Bewohner dieses Hauses wurden am 7. Oktober 2023 entführt.
Die Bewohner dieses Hauses wurden am 7. Oktober 2023 entführt.Quique Kierszenbaum

Sie seien damit nicht die Einzigen, sagt sie. 55 Familien hätten vor Kurzem beschlossen, sie wollten auch künftig zusammen in einem Ort leben – aber nicht in Nir Oz. Das wäre ein beträchtlicher Teil der Kibbuzgemeinschaft. Darauf angesprochen, sagt Emi Palmor, wenn sie sehen, wie der neue Kibbuz aussehen wird, würden manche Familien es sich vielleicht noch einmal überlegen. Sie gibt sich überzeugt: „Diese Gemeinschaft wird nicht zerbrechen.“

Noch aber leiden viele unter schweren Gefühlsqualen. Die werden oft dadurch verstärkt, dass es in Gaza bis heute 14 Entführte aus Nir Oz gibt. Fünf von ihnen sind noch am Leben, neun tot. Solange sie nicht alle zurückgekehrt sind, werde niemand hier Frieden finden, heißt es.

Eine der Leichen ist die von Tamir Adar vom Bereitschaftsteam. Seine Mutter ringt immer noch mit der Frage, ob sein Tod irgendeinen Sinn hatte. „Vielleicht“, sagt Yael Adar, „werde ich irgendwann, wenn die Dinge besser stehen, sagen können, dass es nicht umsonst war.“ Aber noch sei sie nicht so weit. „Ich brauche ihn hier und jetzt“, sagt sie. Auch seine Kinder müssten von ihrem Vater Abschied nehmen können. Als er das Haus verließ, sagte Tamir zu seinem sieben Jahre alten Sohn, er werde in zwei Minuten wieder da sein. Aber er ist nie vom Kampf für Nir Oz zurückgekehrt.