Neue Studie zu LDL-Cholesterin: Das sollten Sie wissen

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Wer auf eine kohlenhydratreduzierte Ernährung umstellt, kann extreme Cholesterinwerte entwickeln – doch was bedeutet das fürs Herz? Eine neue Studie liefert Antworten.

Viel Fett und Protein, aber kaum Kohlenhydrate: Diese sogenannte ketogene Ernährung erfreut sich wachsender Beliebtheit. Denn sie soll nicht nur beim Abnehmen helfen, sondern unter anderem auch bei Epilepsie oder Diabetes unterstützen. Doch ein Problem lässt aufhorchen: Bei manchen Menschen schießt das “schlechte” Cholesterin – das sogenannte LDL-Cholesterin – in die Höhe. Bisher war unklar, ob das automatisch zu mehr Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen führt. Doch es wurde vermutet, dass das allgemeine Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dadurch ansteigt.

Eine neue US-Studie liefert dazu jetzt erstmals Daten, die darauf hindeuten, dass trotz extrem hoher Cholesterinwerte nach einem Jahr kein messbarer Schaden an den Herzkranzgefäßen entstand – zumindest in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Die Studie wurde in dem Fachjournal “Journal of the American College of Cardiology: Advances” veröffentlicht.

Die Forscherinnen und Forscher verfolgten über ein Jahr hinweg 100 Menschen, die durch eine strenge ketogene Ernährung extrem hohe LDL-Werte entwickelt hatten – teilweise deutlich über 300 mg/dL. Das Besondere: Alle Teilnehmenden waren gesund, schlank und hatten keine Stoffwechselprobleme.

Um zu prüfen, ob sich aufgrund der hohen Blutwerte in den Herzkranzgefäßen neue Ablagerungen (sogenannte Plaques) gebildet hatten, setzten die Forschenden auf hochauflösende Computertomografie mit KI-gestützter Auswertung.

Das Ergebnis: Weder der Anstieg des Cholesterins, noch die Dauer der ketogenen Ernährung hatten Einfluss auf die Menge der neuen Ablagerungen in den Herzgefäßen. Vielmehr war ausschlaggebend, wie viel Plaque zu Beginn der Untersuchung bereits vorhanden war.

Mit anderen Worten: Wer schon Ablagerungen hatte, bekam eher noch mehr – auch wenn alle anderen Blutwerte unauffällig waren. Wer mit sauberen Gefäßen startete, blieb weitgehend stabil. Und das trotz Cholesterinwerten, die in anderen Bevölkerungsgruppen als alarmierend gelten würden.

Die Studie macht deutlich: Ein hoher LDL-Wert allein ist nicht automatisch gefährlich – entscheidend ist der gesamte Zustand des Körpers. Zudem legen die Ergebnisse nahe, dass es individuelle Anfälligkeiten gibt, die stärker wiegen als der Cholesterinwert selbst.

Auch wenn die aktuelle Studie zeigt, dass hohe LDL-Werte bei gesunden Keto-Anhängern nicht automatisch zu mehr Ablagerungen führen, gilt das nicht für alle. Menschen mit klassischen Risikofaktoren – wie Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, familiärer Vorbelastung oder einem ungesunden Lebensstil – haben weiterhin ein deutlich erhöhtes Risiko für die Ablagerungen (Arteriosklerose). Bei ihnen können hohe LDL-Spiegel sehr wohl gefährlich werden, weil die Gefäßwände oft schon vorgeschädigt sind. Auch ältere Menschen oder Raucher zählen zur Risikogruppe, bei der erhöhte Cholesterinwerte besonders aufmerksam beobachtet und gegebenenfalls behandelt werden sollten.