Nvidia wird bis zu 5,5 Milliarden Dollar an Sonderausgaben in seinem Ergebnisbericht für das erste Quartal dieses Geschäftsjahres verbuchen müssen. Wie der amerikanische Halbleiter- und Technologiekonzern in der Nacht zum Mittwoch mitteilte, sind die Mehrkosten auf Vorgaben der US-Regierung zurückzuführen. Die sehen vor, Ausfuhren von Hochleistungsprozessoren nach China durch Lizenzgebühren deutlich einzuschränken.
So erhebt die Regierung von Präsident Donald Trump „ab sofort und für unbestimmte Zeit“ auf elektronische Bausteine wie den H20-Prozessor eine Abgabe auf den Export in Länder wie das Reich der Mitte – könnte China diese Chips doch in die Supercomputer seiner Armee einbauen und für Waffentests nutzen. Nvidia wurde bereits unter der Administration von Trumps Vorgänger Joe Biden verboten, neuste KI-Chip-Modelle in die Volksrepublik zu liefern. Nun rücken auch weniger leistungsfähige Prozessoren in den Blick der US-Behörden.
Trotz milliardenschwerer Aufwendungen ist China bislang nicht in der Lage, solche Spitzenchips selbst herzustellen. Allerdings sollen chinesische Technologiekonzerne wie Huawei und SMIC große Fortschritte auf dem Weg zu eigenen Fertigungen von KI-Prozessoren machen. Vor diesem Hintergrund zieht Amerika nun die Zügel an. Um den politischen Vorgaben Washingtons nachzukommen, hatte Nvidia einen Teil seiner Modellpalette an sogenannten KI-Beschleunigern für Ausfuhren in die Volksrepublik technisch bereits abgespeckt.
So wird der H20 gern auch China-Chip genannt. Trotz der Einschränkungen seiner Rechenleistung ist er immer noch leistungsstark. So schalten chinesische Ingenieure mehrere dieser Chips über Spezialverbindungen zusammen, stecken sie in ihre Computer und bauen damit KI-Systeme, die denen der US-Anbieter kaum nachstehen. Nvidia rechnet damit, in diesem Jahr 13 Prozent seines Umsatzes von prognostizierten 130 Milliarden Dollar in China zu machen.
Bilanztechnisch muss der Konzern neben den neuen Lizenzgebühren nun auch höhere Rückstellungen auf Lagerbestände und Abnahmeverpflichtungen bilden. Die Zusatzkosten schlagen für das erste Jahresquartal mit bis zu 5,5 Milliarden Dollar zu Buche. Anleger quittierten diese böse Überraschung mit Kursabschlägen von fünf Prozent.