Die Trump-Regierung hat allen Anlass, in der Ukraine-Diplomatie die Geduld zu verlieren. Der russische Aggressor hält sie hin und beharrt auf seinen Maximalforderungen. Dem gelernten Russland-Realisten Marco Rubio muss wohl niemand erklären, wie bitter es ist, dass sein Oberbefehlshaber Putins zynische Märchen weiterverbreitet.
Doch für die ominöse Warnung, wenn sich nicht bald etwas bewege, dann werde sich der „nach 87 Tagen“ vom Freiheitskampf des Westens offenbar erschöpfte Trump eben anderen Dingen zuwenden, wählte der amerikanische Außenminister nicht Moskau oder ein Treffen mit Vertretern Russlands. Er sprach sie in Paris aus, wo er sich mit Vertretern der Ukraine und deren wichtigsten Unterstützern beraten hatte.
Gier nach Putins Freundschaft
Anders als der amerikanische Präsident unermüdlich nahelegt, tragen aber nicht die Ukraine und deren Partner in der NATO, sondern einzig Putin die Schuld an diesem verheerenden Krieg. Und schon darum liegt es allein in Putins Hand, ihn zu beenden.
Da Trump in seiner Gier nach Putins Freundschaft und Anerkennung diese Logik ignoriert, mag der eine oder andere Europäer gar Hoffnung schöpfen ob der Aussicht, dass sich die Amerikaner endlich „anderen Dingen “ zuwenden. Doch spricht alles dafür, dass eine solche Abkehr ganz auf Kosten der Ukraine ginge – und der NATO, wenn sich Amerika tatsächlich aus dem Staub machte.

Da ist es ein schwacher Trost, dass sich die von Washington zuletzt ignorierten Europäer nach den Pariser Gesprächen (für welche Deutschlands scheidende Außenministerin offenbar keine Zeit mehr fand) kommende Woche noch einmal mit den Amerikanern treffen dürfen. Bei diesem Treffen in London und bei den Handelsgesprächen in Rom, die Trumps Lieblingseuropäerin Giorgia Meloni eingefädelt zu haben glaubt, werden sie substanzielle Vorschläge machen müssen.
Eine spürbare Entlastung Amerikas in Europa böte die beste Chance, Trump von einer impulsiven, schwer umkehrbaren Abkehr von Europa abzuhalten.