Millionen Deutsche legen Widerspruch ein

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Besonders bei dieser Krankenkasse

Millionen Deutsche sagen Nein zur elektronischen Patientenakte


19.04.2025 – 15:13 UhrLesedauer: 2 Min.

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Dokumente in der E-Akte: Viele Kassenpatienten wollen ihre Daten nicht digital speichern lassen. (Quelle: Daniel Karmann/dpa)

Eigentlich soll sie den Umgang mit Gesundheitsdaten erleichtern: die elektronische Patientenakte. Doch viele Versicherte lehnen sie ab, wie neue Zahlen zeigen.

Ende April startet eines der größten Digitalprojekte des deutschen Gesundheitssystems: die elektronische Patientenakte, kurz ePA. Ziel ist es, medizinische Informationen an einem zentralen Ort zu bündeln – für Ärzte, Pflegekräfte und Versicherte gleichermaßen. Doch nicht alle wollen mitmachen. Millionen Menschen haben bereits widersprochen, wie der “Spiegel” berichtet.

Ab dem 29. April soll die ePA bundesweit eingeführt werden. In dieser sogenannten Hochlaufphase testen Praxen, Apotheken und Kliniken das System unter Realbedingungen. Die Nutzung bleibt zunächst freiwillig, ab Oktober wird sie verpflichtend. Doch schon jetzt zeigt sich: Viele Menschen sind skeptisch.

Wie der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen auf “Spiegel”-Anfrage mitteilte, liegt die Widerspruchsquote aktuell bei rund fünf Prozent – das entspricht mehreren Millionen Versicherten. Dabei unterscheiden sich die Zahlen zwischen den Kassen deutlich.

Bei der Techniker Krankenkasse (TK), der größten Krankenkasse Deutschlands mit über zwölf Millionen Mitgliedern, liegt der Anteil der Widersprechenden bei sieben Prozent – das sind rund 840.000 Menschen.

Noch höher ist die Ablehnung bei der IKK classic. Dort haben neun Prozent der Versicherten der automatischen Erstellung einer ePA widersprochen. Zusätzlich lehnten rund 1,4 Prozent bestimmte Anwendungen der Akte ab, etwa die Weitergabe von Abrechnungsdaten oder deren Nutzung für Forschungszwecke.

Auch bei anderen großen Kassen wie der Barmer (5,6 Prozent), der KKH (7,5 Prozent) oder der DAK-Gesundheit (4 Prozent) zeigt sich eine teils deutliche Zurückhaltung. Besonders uneinheitlich ist das Bild bei der AOK: Während bei der AOK Plus über sieben Prozent widersprochen haben, liegt die Quote bei der AOK Bremen bei nur knapp zwei Prozent. Insgesamt haben bei den AOK-Versicherungen mehr als eine Million Menschen widersprochen – das entspricht etwas mehr als vier Prozent.

Trotz der ablehnenden Haltung von Millionen Versicherten: Die Bundesregierung zeigt sich erleichtert. Ursprünglich war man dort von einer Widerspruchsquote von rund 20 Prozent ausgegangen – nun sind es deutlich weniger.

Der kommissarische Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) betonte die Bedeutung der ePA für das deutsche Gesundheitssystem. Er bezeichnete sie als “das größte Digitalprojekt Deutschlands” und sieht sie als entscheidenden Schritt hin zu einer modernen, vernetzten Versorgung.

Die elektronische Patientenakte soll Behandlungen verbessern, indem sie relevante Gesundheitsdaten wie Diagnosen, Impfungen oder Röntgenbilder zentral speichert. So sollen Doppeluntersuchungen vermieden und Informationen leichter zwischen Ärzten geteilt werden können. Auch Patienten haben jederzeit Zugriff – etwa per App.

Kritiker warnen jedoch vor Risiken für den Datenschutz. Die Sorge: Hackerangriffe oder ungewollte Weitergaben sensibler Gesundheitsdaten. Einige IT-Sicherheitsexperten äußerten sich zuletzt kritisch, ob das System schon ausreichend geschützt ist.

Ob sich das Blatt wendet, wenn das System ab Oktober Pflicht wird, bleibt offen. Klar ist: Nur wenn die Menschen Vertrauen in die Technik haben, kann die ePA ihr volles Potenzial entfalten.