Papst spendet Segen Urbi et Orbi

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Vor mehreren Zehntausend Gläubigen auf dem Petersplatz hat Papst Franziskus zu Ostern den Segen Urbi et Orbi (Der Stadt und dem Erdkreis) gespendet. Das 88 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche erschien nach der Ostermesse unter großem Jubel auf dem Balkon des Petersdoms. Den kurzen Segen sprach er mit schwacher Stimme.

Zuvor hatte Franziskus im Vatikan den amerikanischen Vizepräsidenten J.D. Vance für einige Minuten zum Gespräch empfangen. Dann wurde er im Rollstuhl auf den Balkon des Petersdoms gefahren. Zu den Wartenden sagte er: „Liebe Schwestern und Brüder: Frohe Ostern.“ Immer wieder ertönten Rufe „Es lebe der Papst“.

Das Oberhaupt von weltweit mehr als 1,4 Milliarden Katholiken war nach einer lebensgefährlichen Lungenentzündung vor vier Wochen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Auf Empfehlung der Ärzte soll er sich noch schonen. Deshalb ließ sich Franziskus bei der Ostermesse auf dem Petersplatz von dem italienischen Kardinal Angelo Comastri vertreten. Er selbst war bei der Messe nicht dabei.

Bitte um Einsatz für Frieden

Seine Osterbotschaft ließ er von seinem Zeremonienmeister, Erzbischof Diego Giovanni Ravelli, verlesen. Darin kritisierte der Papst Antisemitismus sowie den Krieg in Gaza scharf. „Den leidenden Christen in Palästina und Israel wie dem gesamten israelischen und palästinensischen Volk bekunde ich meine Nähe“, so das katholische Kirchenoberhaupt.

Der Papst bezeichnete das „wachsende Klima des Antisemitismus, das sich in der ganzen Welt ausbreitet“ als besorgniserregend. „Gleichzeitig sind meine Gedanken bei den Menschen und insbesondere bei der christlichen Gemeinde im Gazastreifen, wo der schreckliche Konflikt weiterhin Tod und Zerstörung bringt und eine dramatische und unwürdige humanitäre Situation verursacht“, so Franziskus. „Ich appelliere an die Kriegsparteien, das Feuer einzustellen, die Geiseln freizulassen und den Menschen zu helfen, die hungern und sich nach einer friedlichen Zukunft sehnen!“

Das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken rief zum Gebet auf für die christlichen Gemeinschaften im Libanon und in Syrien. Zudem denke er an die Menschen im Jemen, die aufgrund des Krieges eine der schlimmsten „verlängerten“ humanitären Krisen der Welt durchlebten. Franziskus bat um Einsatz für Frieden in der Ukraine und im Südkaukasus, auf dem westlichen Balkan und für die Menschen in Afrika, insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo, im Sudan und im Südsudan.

Erinnerung an gemeinsames Osterfest

Zugleich gedachte Franziskus jenen Menschen, die ihren Glauben nicht frei leben können. „Es kann keinen Frieden geben, wenn es keine Religionsfreiheit oder keine Gedanken- und Redefreiheit und keinen Respekt vor der Meinung anderer gibt“, mahnte der Papst.

Der Anspruch eines jeden Volkes, für seine eigene Verteidigung zu sorgen, dürfe nicht zu einem allgemeinen Wettrüsten führen. „Die ,Waffen‘ des Friedens sind diejenigen, die Zukunft schaffen, anstatt Tod zu säen!“, so der Papst. Er appellierte an politisch Verantwortliche, verfügbare Ressourcen zu nutzen, um Bedürftigen zu helfen, Hunger zu bekämpfen und Initiativen zu fördern, die Entwicklung vorantrieben. „Der Grundsatz der Menschlichkeit darf als Angelpunkt unseres täglichen Handelns nie verloren gehen.“ Weiter rief er auf das Osterfest im aktuellen Heiligen Jahr als Anlass zu nehmen, Kriegsgefangene und politische Gefangene freizulassen.

Der Papst erinnerte an das gemeinsame Osterdatum aller christlicher Kirchen und Traditionen in diesem Jahr. In der Regel feiern Ost- und Westkirche an unterschiedlichen Terminen Ostern. „Vom Heiligen Grab in der Auferstehungskirche aus, wo Katholiken und Orthodoxe dieses Jahr am selben Tag Ostern feiern, möge das Licht des Friedens ausstrahlen über das gesamte Heilige Land und die ganze Welt.“