Ich war auf der Flucht vor mir selbst

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Seit mehr als 40 Jahren ist Sven Martinek im Schauspielgeschäft tätig. Doch das Leben des Filmstars hat sich gewandelt. Im Interview erklärt er, wie es dazu kam.

Ein Blick auf Sven Martineks Vita zeigt zwei Auffälligkeiten. Denn die Liste der Frauen, mit denen der Schauspieler zusammen war und die der Filme, in denen er mitwirkte, haben eines gemeinsam: Sie sind lang. Der heute 61-Jährige war unter anderem mit Diana Frank, Simone Thomalla, Judith Kernke, Kader Loth, Christine Hoppe und Xenia Seeberg liiert.

Doch der Mann, der durch seine Rolle in der Actionserie “Der Clown” berühmt wurde und sich mit vielen weiteren festen Fernsehengagements wie in “Die Spezialisten” oder “Tierärztin Dr. Mertens” etablierte, ist heute längst nicht mehr so umtriebig wie früher. Im Gegenteil: Sven Martinek hat sein Leben verändert, sich zurückgezogen und dem Alkohol abgeschworen. Im Interview mit t-online gewährt er überraschende Einblicke.

t-online: Herr Martinek, Sie sagen von sich selbst, Sie haben sich komplett verändert. Was genau bedeutet das?

Sven Martinek: Ich habe lange wie eine Kerze an beiden Enden gebrannt. Immer unterwegs, viel Alkohol, Partys – ich war auf der Flucht vor mir selbst. Irgendwann habe ich erkannt, dass ich so nicht weitermachen kann. Ich wäre sonst daran zerbrochen.

Vor etwa sieben Jahren begann mein Wandlungsprozess, richtig in Bewegung kam er vor drei Jahren. Ich habe mein Denken verändert, meine Perspektive – und aufgehört, mich als Opfer zu sehen.

Was hat diese Transformation ausgelöst?

Ich war überzeugt: Wenn ich so weitermache, mache ich nicht mehr lange. Ich trank zu viel, lebte ungesund, war ständig auf der Überholspur. Heute lebe ich komplett alkoholfrei, achte sehr auf meine Ernährung und meine Gedanken. Ich gehe achtsam mit mir um – körperlich wie mental.

2009: Das Ex-Paar Simone Thomalla und Sven Martinek während einer PartyVergrößern des Bildes
2009: Das Ex-Paar Simone Thomalla und Sven Martinek während einer Party (Quelle: imago stock&people)

Vieles kam durch meine Coaching-Ausbildung, aber auch durch meine Partnerin Bianca. Wir haben gemeinsam diese Ausbildung gemacht. Sie arbeitet als Coach und ihre Arbeit ist unglaublich kraftvoll. Gemeinsam begleiten wir heute sogar andere Menschen in Veränderungsprozessen.

Sie wirken heute sehr geerdet. Aber es gibt auch die andere Seite: Loopings im Flugzeug, Fallschirmsprünge – sind Sie ein Adrenalinjunkie?

Nein, ganz und gar nicht. Ich bin kein Kamikaze-Typ. Ich habe zwar früher für die Serie “Der Clown” oft Fallschirmsprünge gemacht, aber ich bin kein Achterbahn-Fan. Ich suche nicht den Kick, sondern das Erlebnis – das bewusste Sein im Moment. Wenn ich heute in ein kleines Flugzeug steige, atme ich tief durch und lasse los. Ich will das Jetzt spüren, nicht die Angst.


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Ich habe zu all meinen Kindern engen Kontakt. Das ist ein großes Geschenk.


sven martinek


Also eher Abenteuerlust statt Nervenkitzel?

Genau. Ich mag Abenteuer, aber sie müssen von mir steuerbar sein. Meine Familie und mein Beruf sind da meine größten Abenteuer – sie fordern mich, bringen ständig Neues mit sich. Jede Rolle ist ein neues Spielfeld, jedes Kind eine eigene Welt.

Sie haben sieben Kinder – und sind inzwischen mehrfacher Großvater. Wie erleben Sie diese Rolle?

Ich genieße sie sehr. Früher bin ich oft vor Verantwortung weggelaufen, heute ist es anders. Ich habe zu all meinen Kindern engen Kontakt. Das ist ein großes Geschenk.

Esther Sedlaczek, Ihre Tochter aus einer früheren Beziehung, kennen heute viele als Sportmoderatorin. Sie ist gerade schwanger. Wie groß ist die Freude, bald erneut Großvater zu werden?

Riesig. Ich freue mich sehr für sie, sowohl in meiner Rolle als ihr Vater als auch als Großvater.

Ankunft zur Goldenen Henne 2009: Sven Martinek mit seiner Tochter Esther SedlaczekVergrößern des Bildes
Ankunft zur Goldenen Henne 2009: Sven Martinek mit seiner Tochter Esther Sedlaczek (Quelle: imago stock&people)

Gab es in der Vergangenheit Zeiten, in denen das Verhältnis zu Ihrer Tochter schwieriger war?