Was tun, wenn die Blase andauernd drückt?

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Ständiger Harndrang

Was tun, wenn die Blase andauernd drückt?

Aktualisiert am 21.04.2025 – 08:05 UhrLesedauer: 4 Min.

Eine Frau hält sich den Bauch: Ständiger Harndrang kann unter anderem auch durch eine Stoffwechselerkrankung wie Diabetes ausgelöst werden.Vergrößern des Bildes

Eine Frau hält sich den Bauch: Ständiger Harndrang kann unter anderem auch durch eine Stoffwechselerkrankung wie Diabetes ausgelöst werden. (Quelle: Christin Klose/dpa)

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Wer immer wieder zur Toilette muss und Druck auf der Blase hat, schämt sich und igelt sich häufig ein. Die Lebensqualität leidet. Doch was können Betroffene dagegen tun?

Ein ständiger Druck auf der Blase belastet. Selbst nachts müssen Betroffene raus aus dem Bett und Wasser lassen. Das mindert nicht nur die Schlafqualität.

Manch einer verliert auch unkontrolliert Urin. Aus Scham ziehen sich viele zurück und reden noch nicht einmal mit ihrem Hausarzt über ihr Leiden. Dabei gibt es gute Therapien. “Wichtig ist, dass ein Gynäkologe oder ein Urologe eine sorgfältige Diagnose stellt”, sagt Prof. Björn Lampe, Gynäkologe und Experte auf dem Gebiet der Tumortherapie.

Unter ständigem Harndrang leiden nicht nur Frauen. Auch Männer kann es treffen. Die Beschwerden können in allen Lebensphasen auftreten. “Oft trifft es eher ältere Frauen”, erklärt Prof. Christian Dannecker, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Augsburg.

Da ein ständiger Harndrang ein Hinweis auf Entzündungen wie eine der Blase sein kann, wird in der Regel als Erstes der Urin untersucht. Ist der Urin in Ordnung, finden weitere Untersuchungen statt. “Ursachen für eine überaktive Blase können etwa auch Steine oder ein Tumor im Bereich der Blase sein”, so Dannecker.

Nicht immer findet sich eine organische Ursache für den permanenten Harndrang. “Mitunter spielt die Psyche eine Rolle”, berichtet Urologin Sonja Kukuk. Sie leitet das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum in Kempen.

So können Stress im Alltag, Angst, Aufregung etwa vor einer Prüfung oder unverarbeitete Erlebnisse Auslöser für eine Reizblase sein. Dann hilft mitunter eine Psychotherapie. Das ständige “Müssen” kann auch Folge einer anderen Erkrankung wie etwa Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson sein. “Das Phänomen tritt mitunter bei Patienten infolge einer Strahlentherapie auf”, erläutert Lampe.

Ein permanenter Harndrang kann auch auf eine Stoffwechselerkrankung wie Diabetes Mellitus oder auf die Einnahme bestimmter Medikamente zurückzuführen sein. So sind nicht selten Wirkstoffe gegen Bluthochdruck Ursache für häufiges Wasserlassen. Bei älteren Patienten kann ein ständiger Druck auf der Blase an einer Herzschwäche liegen, die medikamentös behandelt werden kann.

“Möglich ist auch, dass eine Senkung der Gebärmutter oder des Beckenbodens zu einer Reizblase führt”, sagt Anca Dizdar, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in Meerbusch. In einigen Fällen bleibt nach ihren Angaben die genaue Ursache für die Fehlregulation in der Blase komplett unklar.

Was in jedem Fall aufschlussreich ist: Der Patient macht sich sein Trinkverhalten bewusst. Dafür führt er ein sogenanntes Miktions-Tagebuch. Das Wort “mictio” ist der lateinische Ausdruck für Wasserlassen. In dem Miktions-Tagebuch notiert der Patient mindestens zwei Tage lang über 24 Stunden seine Trinkmenge und die Häufigkeit seiner Toilettengänge.

Anhand der Aufzeichnungen kann der behandelnde Arzt schnell Auffälligkeiten erkennen. “Stellt sich dabei heraus, dass ein Patient nach 18 Uhr zwei Liter Flüssigkeit zu sich nimmt, dann ist die Ursache für den nächtlichen Harndrang klar”, sagt Dizdar. Dann kann bereits eine Änderung des Trinkverhaltens eine Lösung sein.

Aber längst nicht in allen Fällen ist die Behandlung einer überaktiven Blase so einfach. Eine Therapie-Möglichkeit: Ein Beckenbodentraining. Dabei lernt der Patient unter Anleitung eines Physiotherapeuten, den Beckenboden wahrzunehmen und dynamisch anzuspannen, aber auch zu entspannen.

“Begleitend erfolgt eine Analyse ungünstiger Trink- und Entleerungsgewohnheiten”, erklärt Physiotherapeutin Petra Linkenbach aus Erlangen. Sie ist Referentin der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologie, Geburtshilfe, Urologie und Proktologie im Deutschen Verband für Physiotherapie. Therapeut und Patient erarbeiten individuell Aufschubstrategien, um die Abstände zwischen den Toilettengängen zu verlängern.

Zusätzlich kann laut Dizdar eine Elektrostimulation helfen, die Muskeln des Beckenbodens zu stärken. Bei der Elektrostimulation wird ein stabförmiges Gerät ein- bis zweimal am Tag für rund 20 Minuten in die Scheide eingebracht, bei Männern geschieht dies über den After. “Bei Frauen in der Menopause hilft mitunter auch eine lokale Östrogen-Therapie”, erklärt Dannecker. Dabei bekommt die Patientin Zäpfchen oder Salben für die Scheide verschrieben.