Eine einzigartige Wandlung
Macht Flick ihn vom 60-Millionen-Flop zum Weltfußballer?
22.04.2025 – 16:46 UhrLesedauer: 3 Min.

Seine Verpflichtung galt vor einem Jahr noch als Missverständnis, er plante seinen Abschied aus Barcelona. Jetzt spielt Raphinha die Saison seines Lebens. Hansi Flick sei Dank.
Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Als Raphinha im Jahr 2022 von Leeds United zum FC Barcelona kam, mussten sich Spieler und Verein erst aneinander gewöhnen. Die hohe Ablöse von 58 Millionen Euro konnte der Brasilianer nicht rechtfertigen. Nicht in seiner ersten Saison und auch nicht in seiner zweiten.
Raphinha spielte zwar meist ordentlich, gehörte zum Stammpersonal, aber zu einer unverzichtbaren Größe hatte es der Flügelspieler nicht geschafft.
Deshalb war er im vergangenen Sommer kurz davor, dem Klub nach zwei Jahren wieder den Rücken zu kehren. Er fühlte sich nicht wohl und die Fans machten deutlich, dass er auch bei ihnen nicht die erste Wahl war. Auf Social Media kursierte eine Fotomontage, die Bilbaos Europameister Nico Williams im Barça-Trikot zeigte – mit Raphinhas Rückennummer.
Eine Aktion, die den Brasilianer traf, wie er später erklärte: “Ich habe gesehen, wie Leute mein Trikot mit der Nummer 11 mit dem Namen von Nico Williams in den sozialen Medien gepostet haben. Das war sehr respektlos.”
Deshalb hatte er bereits einen Entschluss gefasst. “Ich wollte den Verein vor Saisonbeginn verlassen”, offenbarte der 28-Jährige vor Kurzem. “Aber der Trainer hat mich umgestimmt.”

Der Trainer ist bekanntermaßen Hansi Flick. Seit der ehemalige Bundestrainer im Sommer 2024 bei den Katalanen übernommen hat, ist alles anders. Besonders für Raphinha. Der 33-malige brasilianische Nationalspieler spielt die Saison seines Lebens. Was vor allem an der besonderen Beziehung zu seinem neuen Trainer liegt. Anders als bei seinem Wechsel 2022 war es dieses Mal die Liebe auf den ersten Blick.
“Er hat meine gesamte Karriere verändert. Ich habe meine beste Zeit, seit ich mit dem Fußball angefangen habe, und das verdanke ich ihm”, schwärmt Raphinha über Flick. “Eine katalanische Bromance” titelte der “Spiegel” jüngst über das Verhältnis der beiden.
Flick überzeugte Raphinha zu bleiben, indem er ihm klarmachte, dass er voll und ganz auf ihn zählt. Er machte ihn zu einem der Vizekapitäne in seinem Team. In Abwesenheit von Marc-André ter Stegen und Ronald Araújo trug Raphinha schon mehrfach in dieser Saison die Binde.
Flick sagt über seinen Lieblingsschüler: “Ich liebe ihn wie die anderen Spieler auch, aber er ist ein Anführer, er hat immer dieses positive Denken, das er an seine Mitspieler weitergibt.”
Das Vertrauen zahlt der Linksfuß mit einer Spitzenleistung nach der anderen zurück. Seine Scorerwerte sind explodiert. In bislang 48 Pflichtspielen in der laufenden Saison war er an 53 Toren beteiligt, wovon er satte 30 selbst erzielt hat. 53 Torbeteiligungen sind acht mehr, als er in seinen ersten beiden Spielzeiten zusammen erreicht hat.
In dieser Saison scheint alles möglich zu sein: In der Liga ist Barça auf Meisterkurs, in der Champions League steht man im Halbfinale gegen Inter Mailand und im spanischen Pokal wartet am Samstag im Endspiel gegen Erzrivale Real Madrid die Chance auf den ersten Titel des Jahres.
Dass all diese Titel greifbar sind, daran hat der vor der Saison bereits abgeschriebene Raphinha einen immensen Anteil. Am heutigen Dienstagabend will er gegen RCD Mallorca (ab 21:30 Uhr im Liveticker bei t-online) wieder glänzen.
Sollte es tatsächlich das Triple werden, ist für ihn sogar noch ein weiterer Titel in Reichweite. Der des Weltfußballers. Eine Vorstellung, die vor wenigen Monaten noch undenkbar gewesen wäre. Keine Frage, wem Raphinha diese Auszeichnung widmen würde.