Ein Papst der klaren Worte

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Oft heißt es, Papst Franziskus habe in seinen zwölf Jahren als Oberhaupt der katholischen Kirche polarisiert. Mit klaren Aussagen zu brisanten Themen hat er sich nicht nur Freunde gemacht. Aber er galt als besonders nahbar, verzichtete in der Regel auf prunkvolle Auftritte und zeigte sich allen Menschen zugewandt. Auch deswegen bekräftigen seine Anhänger auf der ganzen Welt die Lücke, die der am Ostermontag verstorbene Papst hinterlasse. So manche Gesten und Zitate sind besonders bezeichnend für Franziskus.

Klare Meinung zum Kapitalismus

Papst Franziskus setzte ziemlich schnell nach seiner Wahl ein deutliches Zeichen gegen den Kapitalismus. „Diese Wirtschaft tötet“, schrieb er in seiner ersten Enzyklika – ein Rundschreiben. Bei der Abschlusspredigt seiner Philippinenreise im Jahr 2015 sagte er zudem: „Und so vergeuden wir unsere gottgegebenen Geschenke, indem wir uns mit Schnickschnack beschäftigen. Wir verschwenden unser Geld für Spiel und Getränke und drehen uns um uns selbst.“ Zum Weltfriedenstag 2019 wurde er noch deutlicher: „Es wird nie einen wahren Frieden geben, wenn wir nicht in der Lage sind, ein gerechteres Wirtschaftssystem aufzubauen.“

Franziskus galt als ein Papst für die Armen. Er bekräftigte selbst immerzu, dass die ganze Kirche für die Armen da sein müsse. Direkt am Anfang seiner Zeit als Oberhaupt der katholischen Kirche 2013 sagte er während einer Audienz, „ich möchte eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen“. Das zeigte er durch Besuche in Armenvierteln auf der ganzen Welt, aber auch etwa dadurch, dass er jedes Jahr vor Ostern die Füße von Menschen in prekären sozialen Lagen gewaschen hat. Zu der Gruppe hatte er eine besondere Bindung, was sich beispielsweise auch durch die Pflege von Obdachlosen am Petersplatz zeigte.

Papst Franziskus küsst einem Häftling den Fuß, nachdem der Papst zu Beginn der Osterfeierlichkeiten 2018 Häftlingen im römischen Gefängnis Regina Coeli die Füße gewaschen hat.
Papst Franziskus küsst einem Häftling den Fuß, nachdem der Papst zu Beginn der Osterfeierlichkeiten 2018 Häftlingen im römischen Gefängnis Regina Coeli die Füße gewaschen hat.dpa

In den vergangenen Jahren ist Franziskus vor Ostern immer in Gefängnisse gefahren, um Gefangenen die Füße zu waschen. Selbst dieses Jahr hat er trotz seines schlechten gesundheitlichen Zustands am Gründonnerstag ein Gefängnis besucht.

Eine Welt des Stacheldrahts

Sein Verständnis der Rolle der Kirche machte er auch durch andere Aussagen deutlich – und durch Bilder. So forderte er die Bischöfe bei einer italienischen Bischofskonferenz auf, nicht als Piloten aufzutreten, sondern als Hirten. Außerdem sagte er, Hirten würden nach Schaf riechen. Auch Pfarrer sollten laut dem Papst nach ihren Schafen riechen. Das nahm er selbst auch wörtlich.

Papst Franziskus wird 2014 ein Lamm um den Hals gehangen während eines Krippenspiels in Rom.
Papst Franziskus wird 2014 ein Lamm um den Hals gehangen während eines Krippenspiels in Rom.Picture Alliance

Vielen bleibt Papst Franziskus wegen seines Einsatzes für Migranten in Erinnerung. Oft hatte er sich kritisch gegenüber so mancher schärferen Migrationspolitik geäußert. „Wir leben in einer Epoche der Mauern und des Stacheldrahts”, sagte er über den Umgang einiger Staaten mit Geflüchteten. Noch bekannter ist aber seine Rede während seiner ersten Reise als Oberhaupt der katholischen Kirche. Damals setzte er schon mit dem Reiseziel ein klares Zeichen, wo Migration auf seiner Prioritätenliste steht: Er reiste auf die italienische Insel Lampedusa, auf der zahlreiche Migranten ankommen und vor der auch zahlreiche im Meer während der Flucht ertrinken.

Bei dem Aufenthalt kritisierte er die gesellschaftliche Debatte über und den Umgang mit Migration. „Wir haben uns an das Leiden des anderen gewöhnt. Es betrifft uns nicht. Es interessiert uns nicht“, stellte Franziskus fest. „Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hat uns die Fähigkeit genommen, zu weinen!” Zudem empfing er immer wieder Geflüchtete im Vatikan.

Die Kritik am Kapitalismus vom Papst mündete oft auch in einer Kritik am Umgang der Menschen mit der Umwelt. „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil nur in Katastrophen enden kann“, sagte er 2015. Im Jahr zuvor sagte er bei der UN-Welternährungskonferenz in Rom: „Gott vergibt immer, Menschen manchmal, die Natur nie.“ Dann forderte er mehr Klimaschutz: „Wir müssen uns um die Natur kümmern, damit sie nicht mit Zerstörung antwortet.“

Im vergangenen Jahr sagt er, ein Verstoß gegen den Klimaschutz sei eine Sünde gegen Gott. Die Zerstörung der Umwelt sei „eine Beleidigung Gottes, eine Sünde, die nicht nur persönlich, sondern auch strukturell ist, eine Sünde die alle Menschen stark gefährdet, besonders die Schwächsten unter uns, und die einen Konflikt zwischen den Generationen auszulösen droht“.

Aus der Corona-Pandemie zog er während einer Frühmesse in der päpstlichen Residenz Santa Marta die Folgerung, dass die Stille nun zum Zuhören zwinge.