EU-Kommission prüft Großzukauf durch Universal Music

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Die Europäische Kommission hat eine Prüfung der geplanten Übernahme des Unternehmens Downtown durch den weltgrößten Musikkonzern Universal Music angekündigt. Wie die Behörde am Freitag in Brüssel mitteilte, werde man nach einem Antrag aus den Niederlanden, wo formal Universals Hauptsitz und das Unternehmen an der Börse notiert ist, das Vorhaben und seine Auswirkungen auf den Musikmarkt unter die Lupe nehmen. Zuerst hatte die „Financial Times“ über eine anstehende Untersuchung berichtet. Die Überprüfung folgt auf Kritik von Vertretern unabhängiger, also nicht zu Universal oder den beiden anderen Konzernen Sony und Warner gehörenden Musikunternehmen, die durch ein Zustandekommen des Deals einen zu großen Einfluss Universals befürchten.

Universal hatte Mitte Dezember angekündigt, Downtown über seine Tochtergesellschaft Virgin für 775 Millionen Dollar übernehmen zu wollen. Gegründet 2007 in New York, fungiert Downtown mit Gesellschaften wie Fuga oder CD Baby als Service-Dienstleister für unabhängige Labels und Interpreten und kümmert sich als solcher um Vertrieb, Marketing oder das Einsammeln von Tantiemen. Zudem gehört zum Unternehmen ein Verlagsarm. Eigenen Angaben zufolge arbeitet Downtown mit international mehr als 5000 Kunden und direkt oder über diese mit mehr als vier Millionen Musikern zusammen.

EMI-Übernahme nur unter Auflagen genehmigt

Der Fachseite Music & Copyright zufolge belief sich Universals Marktanteil am globalen Markt für Musikaufnahmen im vergangenen Jahr auf 31,7 Prozent. Sony Music kommt demnach auf 22,5 Prozent, Warner Music auf 15,3, während 30,5 Prozent auf unabhängige Labels („Indies“) abfällt. Es ist nicht das erste Mal, dass die EU-Kommission eine Universal-Übernahme einer Prüfung unterzieht.

DSGVO Platzhalter

Im Jahr 2012 durfte Universal die Label-Sparte von EMI nur unter Auflagen übernehmen und musste etwa Parlophone, das Label von Stars wie Coldplay oder David Guetta, abtreten; Parlophone ging letztlich an Warner Music. Downtown wiederum hält selbst keine Musikrechte mehr, seit das Unternehmen vor vier Jahren ein Paket mit 145.000 Rechten an das US-Unternehmen Concord verkauft hat. Branchenmedien zufolge zahlte Concord damals mehr als 300 Millionen Dollar für den Katalog.

Warum auch Sony und Warner im Indie-Sektor wildern

Die Majors wollen mit den Zukäufen einerseits ihre Marktanteile erhöhen, gleichzeitig geht es ihnen darum, anschlussfähig für möglichst viele Künstler und Partner zu sein. In einem weitestgehend digitalen Markt gibt es zunehmend kleinteiligere Kooperationen, in deren Rahmen Künstler keinen Rundumvertrag mit großen Labels eingehen, sondern gezielt einzelne Services nachfragen und für anderes mit eigenem Team oder kleineren Partnern arbeiten.

Universal erklärte gegenüber der „Financial Times“ vor dem Hintergrund der Prüfung, man sei weiterhin zuversichtlich, die Übernahme wie geplant in der zweiten Jahreshälfte abzuschließen. Die Universal-Aktie notierte am Freitagnachmittag kaum verändert.