Darmkrebs: Erhöhen E.-coli-Bakterien das Krebsrisiko?

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Immer mehr junge Erwachsene erkranken an Darmkrebs – und Forscher könnten jetzt einen möglichen Auslöser gefunden haben: einen Giftstoff von E.-coli-Bakterien.

Ein neuer Verdacht rückt in den Fokus der Krebsforschung: Frühkindliche Infektionen mit bestimmten E.-coli-Bakterien könnten das Risiko für Darmkrebs im jungen Erwachsenenalter deutlich erhöhen. Das legt eine internationale Studie unter Leitung der University of California in San Diego nahe, die in der Fachzeitschrift “Nature” veröffentlicht wurde.

E. coli ist eigentlich ein natürlicher Bewohner unseres Darms. Die meisten Stämme sind harmlos oder sogar nützlich. Doch einige wenige tragen eine Genregion namens “pks”, mit deren Hilfe sie den gefährlichen Giftstoff Colibactin produzieren.

Die Forscher analysierten das Erbgut von 981 Darmkrebspatienten aus 11 Ländern und fanden auffallend häufig die Mutationssignaturen SBS88 und ID18 – Hinweise auf ein früheres Vorkommen von Colibactin. Besonders oft entdeckten sie diese bei Patienten, die vor ihrem 40. Geburtstag an Darmkrebs erkrankt waren. Die Mutationen traten bei ihnen 3,3-mal häufiger auf als bei älteren Erkrankten.

Laut der Studie könnten colibactinbildende E.-coli-Stämme die Krebsentstehung entscheidend beschleunigen. Besonders betroffen sei das APC-Gen, ein Schlüsselfaktor bei der Entstehung von Darmkrebs. Normalerweise treten Mutationen in diesem Gen erst im Erwachsenenalter auf – durch frühe Infektionen könnten sie jedoch bereits im Kindesalter entstehen und später schneller zu Tumoren führen.

Die betroffenen Bakterien gelangen über kontaminierte Lebensmittel wie unzureichend gegartes Rindfleisch, Rohmilch oder verunreinigtes Blattgemüse in den Körper. Auch mangelnde Hygiene bei der Lebensmittelzubereitung spielt eine Rolle (mehr dazu lesen Sie hier).

Die neue Studie zeigt: Die Ursachen für Krebs könnten viel früher im Leben liegen, als bisher angenommen. Wer schon in der Kindheit mit DNA-schädigenden Bakterien wie Colibactin in Kontakt kommt, könnte ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs haben.

Doch Experten mahnen zur Zurückhaltung: So wies der Epidemiologe Julian Peto vom Londoner Science Media Center auf methodische Schwächen der Studie hin. Er fordert die Analyse weiterer Tumorproben, um die Hypothese zu untermauern.

Auch Trevor Graham vom Institute of Cancer Research in London rät davon ab, vorschnelle Schlüsse zu ziehen. Zwar sei es naheliegend, gezielt nach “pks”-positiven E. coli im Darm zu suchen und diese zu bekämpfen – ob dies aber tatsächlich eine sinnvolle Krebspräventionsmaßnahme sei, müsse erst geklärt werden.